Initialzündung für Tiefengeothermie-Forschung
Die ETH Zürich erh?lt von der Werner Siemens-Stiftung zehn Millionen Schweizer Franken für den Aufbau einer Professur für Tiefengeothermie. Damit kann die ETH ihre Initiative für diese vielversprechende Energietechnologie wunschgem?ss rasch starten.
Die Tiefengeothermie gilt als aussichtsreiche Technologie, mit deren Hilfe die bisher ungenutzte W?rmeenergie aus dem Erdreich erschlossen werden k?nnte. Mit dem Entscheid, zwei Professuren in Tiefengeothermie zu schaffen, hat die ETH Zürich schon früher ihren Willen bekr?ftigt, die Energiezukunft der Schweiz aktiv mitzugestalten. Die Donation der Werner Siemens-Stiftung von 10 Mio. Schweizer Franken an die ETH Zürich Foundation erm?glicht es nun der ETH Zürich, die Geothermie-Strategie konkret voranzutreiben und die erste Professur einzurichten.
?Die sehr grosszügige Donation der Werner Siemens-Stiftung st?rkt die ETH Zürich im Bereich der Tiefengeothermie zur richtigen Zeit. Wir müssen nun alles daran setzen, die Grundlagenforschung für diese Form der Erdw?rme rasch anzugehen, wenn wir in zehn bis 20 Jahren konkreten Nutzen daraus ziehen wollen?, sagt ETH-Pr?sident Ralph Eichler. Das Berufungsverfahren für die neue Professur für Geoenergie ist mit der Ausschreibung bereits angelaufen. Die Professur wird im Departement Erdwissenschaften angesiedelt sein.
Wichtiges Signal
In der Energiestrategie des Bundes haben die Erforschung und die Entwicklung der Geothermie einen festen Platz, damit Strom und W?rme in Zukunft vermehrt aus erneuerbaren Energietr?gern stammen. Auch Kantone und die Industrie haben ein vitales Interesse an dieser Form der Energiegewinnung. ?Wir geben die Initialzündung für zukünftige technologische Durchbrüche in einem Gebiet, das von zentraler Bedeutung für die Schweizer Volkswirtschaft werden k?nnte?, fasst Ludwig Scheidegger, Obmann des Kuratoriums, die Motivation der Werner Siemens-Stiftung zusammen, genau diese Professur zu f?rdern.
Noch bezieht kein Schweizer Haushalt Strom aus einem Tiefengeothermie-Kraftwerk. Die Energieform gilt als beinahe unersch?pflich und hat ein riesiges Potenzial. Dieses für die Stromproduktion und die Fernw?rmenutzung zu erschliessen, ist aber nach wie vor eine grosse Herausforderung. Forschungsbedarf besteht unter anderem bei der Geologie des Grundgesteins, aus welcher die W?rme gewonnen werden soll. Aber auch technische Probleme wie die Entwicklung entsprechender Bohrtechniken und das künstliche Aufbrechen des Grundgesteins, um Klüfte zu erzeugen, müssen gel?st werden.
Chancen und Risiken ausloten
Vorderhand braucht es vor allem Forschung und Demonstrationsanlagen, um das Potenzial der Tiefengeothermie konkret zu lokalisieren und zuverl?ssig vor-herzusagen. Um den in der Erde schlummernden Energie-Schatz zu heben, sei eine gemeinsame Anstrengung der beteiligten Bundesstellen, der Forschung und der Wirtschaft n?tig, findet Ralph Eichler. Die ETH Zürich werde dazu ihren Beitrag leisten, als Lieferantin von Grundlagenwissen, neuer Verfahren und Fachkr?ften, die es für den Bau und Betrieb solcher Anlagen brauchen wird.
Der Delegierte der ETH für Tiefengeothermie, Domenico Giardini, Professor für Seismologie und Geodynamik, ist ebenfalls erfreut über die St?rkung dieses aufstrebenden Forschungsgebietes. Er betont die Notwendigkeit, neuartige Ex-plorationstechniken, ?berwachungsinstrumente sowie m?gliche Risiken der Tiefengeothermie und weiterer Geo-Energien genau zu erforschen, um das Vertrauen der Bev?lkerung in diese Technologie zu st?rken. Diese Ziele k?nnen nur mit einer neuen Professur erreicht werden.
Tiefengeothermie
Bei der Tiefengeothermie werden die hohen Temperaturen ausgenutzt, die in vier bis sechs Kilometern Tiefe im kristallinen Grundgebirge herrschen. Mit einem künstlich geschaffenen Wasserkreislauf wird die W?rme an die Erdoberfl?che zur Strom- und W?rmeproduktion gebracht. Dabei wird bis in diese Gesteinsschicht gebohrt und mit hohem Druck eine Klüftung erzeugt, sodass das hinabgeführte Wasser durch das Gestein fliessen kann und sich dabei auf 200 Grad erw?rmt. Genutzt werden kann auch Wasser, das bereits im Gestein enthalten ist. ?ber eine zweite Bohrung wird das erhitzte Wasser zurück an die Erdoberfl?che geleitet und zur kontinuierlichen Strom- und W?rmeproduktion eingesetzt. Noch steckt diese Technologie in der Schweiz und international in den Kinderschuhen. Eine geothermische Tiefenbohrung in der Stadt Basel musste wegen Erdbeben gestoppt werden. Zurzeit ist ein Versuch bei St. Gallen und in Lavey-les-Bains am Laufen. Das Potenzial für die Erdw?rme ist sehr hoch. Ein Vorteil dieser Energieform ist, dass sie regelm?ssig anf?llt und auch regelbar ist. In der Schweiz wurden im Jahr 2011 über 2500 Gigawattstunden (GWh) geothermische Energie gewonnen. Mehr als drei Viertel davon stammen aus Erdw?rmesonden-Anlagen. Aufgrund des hohen Potenzials rechnen Experten damit, dass bis 2030 rund ein Dutzend Tiefengeothermie-Kraftwerke ans Netz gehen und 800 GWh Strom produzieren.