Die Hintergründe der Physik-Entdeckung des letzten Jahres
Die Wolfgang-Pauli-Vorlesungen, die nächste Woche an der ETH Zürich gehalten werden, haben die Entdeckung des Higgs-Bosons zum Thema. Drei massgeblich an der Arbeit beteiligte Cern-Wissenschaftler orientieren über die Hintergründe der Wissenschaftssensation.
Die Entdeckung des Higgs-Bosons letztes Jahr am Teilchenbeschleuniger LHC des Cern in Genf schlug hohe Wellen und darf wohl als die Physik-Entdeckung des Jahres 2013 bezeichnet werden. Grund genug für die ETH Zürich, sie zum Thema der diesj?hrigen Wolfgang-Pauli-Vorlesungen zu machen. Drei massgeblich an der Entdeckung beteiligte Cern-Wissenschaftler werden n?chste Woche über deren Hintergründe referieren, in Vorlesungen, die sich sowohl an Wissenschaftler, Studierende und die ?ffentlichkeit richten.
Es sind dies ein theoretischer Physiker, der erkl?ren wird, was das Higgs-Boson für die Physiktheorie bedeutet, ferner jener Wissenschaftler, der die Entwicklung und den Bau des LHC leitete und schliesslich der Wissenschaftler, der lange als Projektleiter eines der beiden Grossexperimente amtete, mit denen das Higgs-Boson experimentell nachgewiesen wurde.
Giudice, Jenni und Evans
Der italienische Physiker Gian Francesco Giudice ist in der Abteilung Theoretische Physik des Cern t?tig und besch?ftigt sich vor allem mit der Physik bei sehr hohen Energien, wie sie bei der Entstehung des Weltalls vorhanden waren. Er ist Autor des popul?rwissenschaftlichen Buchs ?Odyssee im Zeptoraum?, in dem er die Physik des LHC unter anderem auch interessierten Laien n?herbringt. In seiner Vorlesung am Montag wird er nicht nur erkl?ren, welche Lücke das Higgs-Boson im Puzzle der Teilchenphysik füllt, sondern auch, welche neuen physikalischen Fragen seine Entdeckung nun aufwirft, etwa auch solche, die über das Standardmodell der Teilchenphysik hinausgehen und die sogenannte Supersymmetrie betreffen.
Der Schweizer Physiker Peter Jenni, Alumnus und Tr?ger der Ehrendoktorwürde der ETH Zürich, war vom Projektstart in den 1990er-Jahren bis 2009 Projektleiter des Atlas-Experiments am LHC. Atlas ist einer von zwei Grossdetektoren am Teilchenbeschleuniger, mit denen der experimentelle Nachweis des Higgs-Bosons gelang (der andere Teilchendetektor ist CMS). Seit seiner Pensionierung als Cern-Wissenschaftler vor einem Jahr ist Jenni als Gastwissenschaftler an der Universit?t Freiburg im Breisgau t?tig. Fokus seiner Vorlesung am Dienstag werden die Hintergründe der experimentellen Entdeckung des Higgs-Bosons sein.
Der britische Physiker Lyn Evans schliesslich leitete seit 1993 das Team, das den Teilchenbeschleuniger LHC am Cern entwickelte, baute und in Betrieb setzte. Derzeit ist er Gastprofessor am Imperial College in London. Bei seiner Vorlesung am Donnerstag wird der LHC selbst im Zentrum stehen, der als die komplexeste Forschungsanlage gilt, die je gebaut wurde.
Wolfgang-Pauli-Vorlesungen 2014
Die Wolfgang-Pauli-Vorlesungen sind eine seit 1962 j?hrlich stattfindende, dreiteilige Vorlesungsreihe. Sie sind abwechslungsweise der Physik, Mathematik und Biologie gewidmet. Im Rahmen der Wolfgang-Pauli-Vorlesungen pr?sentieren hervorragende Referenten ihre wegweisende Forschung. Benannt sind sie nach dem theoretischen Physiker und Nobelpreistr?ger Wolfgang Pauli, der von 1928 bis zu seinem Tod 1958 als Professor an der ETH Zürich wirkte.
Montag, 5. Mai 2014, 20.15 Uhr: Gian Francesco Giudice, ?What the Higgs Boson teaches us about nature?
Dienstag, 6. Mai 2014, 20.15 Uhr: Peter Jenni, ?The long experimental journey of the Higgs discovery at the LHC?
Donnerstag, 8. Mai 2014, 20.15 Uhr: ?The Large Hadron Collider, a marvel of technology?
Alle drei Wolfgang-Pauli-Vorlesungen finden im Auditorium Maximum (F 30) im Hauptgeb?ude der ETH Zürich, R?mistrasse 101, statt. Sie werden auf Englisch gehalten und setzen keine Fachkenntnisse voraus.
Weitere Informationen: www.pauli-lectures.ethz.ch