Das Internet der Lieblings-Dinge

K¨¹hlschr?nke, die sich selber auff¨¹llen, Autoreifen, die ihren Luftstand automatisch melden, Maschinen, die zur Wartung rufen ¨C das Internet der Dinge soll einst alle Objekte, die uns umgeben, mit dem Internet verbinden. M?glich macht das die enorme Miniaturisierung von Sensoren, Chips und Prozessoren, denn heute hat in praktisch jedem Ding ein winziger Chip Platz ¨C und sei es nur auf einer Klebeetikette.

Was bis vor kurzem noch der Forschung und Industrie vorbehalten war, findet nun den Weg zu den privaten Nutzern. Der 2012 gegr¨¹ndete ETH-Spin-off ?Qipp? (externe Seite https://www.qipp.com) mit derzeit neun Mitarbeitern macht`s m?glich. Der Gr¨¹nder, Stefan Zanetti, machte sich von 2005 bis 2009 als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Professur f¨¹r Informationsmanagement an der ETH Z¨¹rich gemeinsam mit Professor Elgar Fleisch auf die Suche nach ersten kommerziellen Anwendungen des Internets der Dinge. Dabei kam er zum Schluss: ?Das Internet der Dinge krankt momentan noch an der Notwendigkeit, Sensoren und Kommunikationsmodule in Produkte einzubauen. Folglich f¨¹hrte dies bisher zu sehr spezifischen Anwendungen.?

Zanettis Idee: Weshalb nicht einfach virtuelle Profile f¨¹r Dinge im Internet anlegen, anstatt den Objekten Mikrochips wie RFIDs einzubauen. Daf¨¹r programmierten er und seine Mitarbeiter eine Plattform, auf welcher Nutzer seit wenigen Wochen ihre Lieblingsgegenst?nde, wie Velos, Handtaschen oder Elektroger?te mit virtuellen Stellvertretern erweitern k?nnen. ?ber diese werden s?mtliche n¨¹tzlichen Informationen und Dienste zu den Dingen wie Garantiescheine, Gebrauchsanweisungen, Erinnerungen f¨¹r Wartungen und Aktualisierungen, eigene Notizen oder Links abgelegt. Als Medium, um zwischen Mensch, Gegenstand und Internet zu vermitteln, dient das Smartphone. Weiterer Vorteil: Das Dingeprofil wird kontinuierlich mit Informationen aus dem Internet erg?nzt, zum Beispiel zu Produkterweiterungen, neu verf¨¹gbaren Accessoires oder aktuellen Modellen. Die Qipp-Web-Plattform dient aber auch als eine Art Facebook der Lieblingsdinge: Wer ein Benutzerkonto hat, kann die Informationen ¨¹ber seine Objekte ver?ffentlichen und mit anderen Qipp-Nutzern teilen.

Neue Produzenten-Konsumenten-Beziehung

Insbesondere die Generation der ?Digital Natives?, die gelernt hat, mit dem Smartphone durchs Leben zu steuern, d¨¹rfte sich ¨¹ber eine solche Virtualisierung des Materiellen freuen ¨C zumal der Dienst gratis ist. Doch wie verdient der Start-up damit Geld? ?Heute verlieren Hersteller den Kontakt zu ihren Kunden meist, sobald das Produkt ausgeliefert ist?, erkl?rt Zanetti. ?Mit unserem Service schaffen wir eine direkte Beziehung zwischen Produzenten und Konsumenten, die ¨¹ber die gesamte Lebensspanne des Produkts dauert.? ?Post Purchase Service?, nennt sich das in der Fachsprache ¨C und den will sich der ETH-Spin-off bezahlen lassen.

Dazu versieht Qipp Produkte oder Verpackungen mit einem eindeutigen Erkennungsmerkmal, zum Beispiel mit einem QR-Code. Sobald man den Code mit der Smartphone-Kamera eingelesen hat, wird das Produkt zum eigenen Profil der Lieblingsdinge hinzugef¨¹gt. ?bers Internet kann der Hersteller nun auf neue Produkte aufmerksam machen, ¨¹ber einen R¨¹ckruf oder Software-Updates informieren.

Einer der ersten sechs Qipp-Nutzer ist Philipp Schwander. Der ?Master of Wine? vertreibt eine eigene Linie an ausgew?hlten Weinen. Gef?llt seinen K?ufern oder deren G?sten ein Wein besonders gut, k?nnen sie mit dem Smartphone das Qipp-Label einscannen. Dadurch erhalten sie nicht nur eine F¨¹lle an zus?tzlichen Informationen zu Rebsorte und Weingut, sondern auch die M?glichkeit, den Wein mit einem Klick zu bestellen. Dass diese direkte und einfache Art des Produktevertriebs f¨¹r H?ndler attraktiv ist, leuchtet ein. Daher verwundert es nicht, dass zu den ersten Kunden auch grosse Firmen wie Bosch und Swisscom geh?ren. Laut Zanetti sind zudem Verhandlungen mit ¨¹ber hundert weiteren Unternehmen im Gang.

Daten auswerten f¨¹r Kundenberatung

Und was ist mit dem Datenschutz? Schliesslich d¨¹rften Konsumg¨¹terunternehmen ein grosses Interesse an Informationen zum Kaufverhalten der Qipp-Nutzer haben. Zanetti ist pragmatisch: Jeder Nutzer kann w?hlen, welche Daten er den Produzenten ¨¹ber Qipp zug?nglich macht. Je mehr Daten verf¨¹gbar sind, desto spezifischer sind auch die virtuellen Angebote der Produzenten. Ungefragt w¨¹rden aber keine Daten an Unternehmen verkauft, versichert der ETH-Alumnus: ?Das w?re unser Tod.? Hingegen wertet Qipp die anonymisierten Daten aus, um damit ihre Gesch?ftspartner bez¨¹glich Konsumentenw¨¹nschen und Marketing zu beraten. Die automatisierte Echtzeitauswertung von riesigen Datenmengen, schafft auch in diesem Bereich neue M?glichkeiten. Dass Qipp zu einem fragw¨¹rdigen Warenkult beitr?gt und den Konsum anheizt, glaubt Zanetti nicht. Vielmehr k?nne der Service dazu beitragen, dass Produkte besser gewartet und deshalb l?nger genutzt w¨¹rden, ist er ¨¹berzeugt.