«Die Erde als Zwiebel»: Gymischüler entdecken Forschung

Die Studienwochen an der ETH sind beliebt. Sch¨¹ler mit besonderem Interesse, Talent und einem Notenpolster, welches das einw?chige Fernbleiben vom regul?ren Unterricht erm?glicht, werden gerne von ihren Lehrern ermutigt, den Blick hinter die Kulissen der Hochschule zu wagen.

In diesem Jahr wurden die F?cher Architektur, Biologie, Erdwissenschaften, Mathematik und Physik angeboten. ?Der Frauenanteil ist f¨¹r ETH-Verh?ltnisse erfreulich hoch, die Geschlechteraufteilung hingegen ist klassisch?, verr?t Gaby Kl?y von Studienorientierung und Coaching, das die Woche organisiert. ?60 Prozent M?nner, 40 Prozent Frauen. In der Architektur und den Erdwissenschaften ist das Verh?ltnis ausgeglichen, daf¨¹r dominieren die M?nner in Mathematik und Physik und die Frauen in der Biologie.?

Der gem¨¹tliche Teil

Am Mittwochabend findet sich eine bunt gemischte Truppe aus 118 Sch¨¹lerinnen und Sch¨¹lern im Dozentenfoyer ein. Sie alle nehmen an der Schnupperwoche teil und sind zum gemeinsamen Abendessen eingeladen. Solch junge G?ste sind direkt unter der Kuppel des ETH Hauptgeb?udes ein seltener Anblick. Zwischen die Teenager mischen sich einige Professoren und Doktoranden. Die Stimmung ist locker, zwanglos und ?hnelt derjenigen bei der Abendverpflegung nach einer langen Wanderung. Alle sind m¨¹de, haben aber auch viel zu berichten.

Tim findet es super, dass nach der Einf¨¹hrung am Montag alle noch einmal zusammenkommen: ?Sonst verbringt man den ganzen Tag nur mit der eigenen Gruppe und lernt die anderen gar nicht richtig kennen.? Einige treffen sich auch abends in der Jugendherberge wieder, wo sie nach Wunsch vom Organisationsteam untergebracht wurden.

Zwischen Hauptgang und Dessert wird den jungen Leuten eine Pr?sentation und Live-Demo des Nautik Roboters Sepios serviert (vgl. Video). Die sechs Maschinenbau- und zwei Elektrotechnikstudierenden aus dem Team Sepios wissen, wie sie das aufmerksame Publikum mit ihrem Fokusprojekt faszinieren. Die Studenten werden im Anschluss mit Fragen ¨¹berh?uft: Fragen zum Projekt, zur Teamarbeit, zum Studium und zum Leben an der ETH.

Wetterpech und missgl¨¹ckte Experimente

Markus hat mit seiner Biologiegruppe untersucht, ob Hefezellen ein Erinnerungsverm?gen haben. ?Das Experiment sollte eigentlich die ganze Nacht laufen, aber nach 45 Minuten war es schon vorbei. Es wollte halt nicht klappen.? Auf die Frage, ob das nicht frustrierend gewesen sei, antwortet er: ?Das geh?rt in der Forschung wohl einfach dazu und eigentlich finde ich es ganz gut, dass das passiert ist.? Diese Haltung verr?t, gemeinsam mit dem Leuchten in seinen Augen, dass er sich eine Zukunft an der ETH durchaus vorstellen kann.

In der Astrophysik g?be es durch das neue Teleskop auf dem HPP-Geb?ude viel zu beobachten - wenn das Wetter mitspielt. ?Wir hatten Pech?, erz?hlt Carlotta, die im zweitletzten Jahr vor der Matura steht. ?Am Morgen waren zu viele Wolken vor der Sonne und heute Nacht werden wir die Sterne wohl auch nicht sehen.?

Stadtflair und was uns der Boden verr?t

Es sind die Atmosph?re und der grosse ±Ø²©¹ÙÍø,±Ø²©ÌåÓý, die es Carlotta besonders angetan haben. ?Es kommt mir hier vor wie in einer riesigen Gemeinschaft. Alle halten zusammen.? Sie sch?tzt die h?here Selbst?ndigkeit an der Hochschule im Vergleich zur Mittelschule. Andere nennen die intensive Vertiefung einer einzelnen Fachrichtung und die lange Arbeit an einem Projekt als grosses Plus.

Die Gruppe, welche Forschungsluft im Bereich der Erdwissenschaften geschnuppert hat, hat sich intensiv mit Bodenproben aus dem Z¨¹richsee befasst. Mit einem Forschungsschiff der ETH sind sie hinausgefahren, haben mittels Bohrkernen Proben genommen und die Sedimentschichten auf verschiedene Fragestellungen hin analysiert. ?Mir ging durch den Kopf, dass die Erde aufgebaut ist wie eine riesige Zwiebel?, beschreibt Dominik seinen Eindruck. ?Man kann Schicht um Schicht abtragen, bis man irgendwann zum Kern gelangt.?

Kr?nender Abschluss

Am Freitagnachmittag pr?sentieren die Sch¨¹lerinnen und Sch¨¹ler dann im Beisein der Eltern, einzelner Lehrpersonen und ETH-Angeh?riger ihre Projekte. Kurz vor Beginn dieser Schlusspr?sentation ist die Aufregung im H?rsaal sp¨¹rbar: Nicht nur bei den Sch¨¹lern, auch bei den Betreuern, denn alle wollen nochmals ihr Bestes geben. Die rund 300 Anwesenden werden nicht entt?uscht, die Resultate und Erkenntnisse einer arbeits- und erlebnisreichen Woche beeindrucken das Publikum.

Beim abschliessenden Ap¨¦ro werden noch schnell die letzten Teamfotos gemacht und gleich auf Facebook gepostet. Dann heisst es bereits wieder Abschied nehmen.