«Ein Haus zum Arbeiten, zum Leben und Durchatmen»

Nach vierj?hriger Bauzeit konnte gestern der Pr?sident der ETH Z¨¹rich, Ralph Eichler, das rote Band durchschneiden und mit diesem symbolischen Akt das neue Geb?ude LEE am Oberen Leonhard feierlich er?ffnen. Die ETH, so Eichler in seiner Festrede, sei dank ihrer exzellenten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine der innovativsten Hochschulen der Schweiz; daher sei es nur folgerichtig, wenn er nun auch eines der nachhaltigsten Hochschulgeb?ude hierzulande einweihen k?nne.

?Mit dem LEE bauen wir an der Hochschule der Zukunft?, sagte Eichler mit ?berzeugung und stellte in K¨¹rze vor, was das ¨¹ber 40 Meter hohe repr?sentative Hochhaus in ?konomischer, ?kologischer und sozialer Hinsicht so nachhaltig macht: zum Beispiel die fortschrittliche Haus- und Lehrtechnik, die Verwendung bau?kologischer und schadstofffreier Materialien und eine modular und nutzungsneutrale innere Raumorganisation.

Mehr Licht, mehr Platz, mehr Gr¨¹n

Im Juni sind die ersten Bewohnerinnen und Bewohner in das Pioniergeb?ude aus dem ETH-Masterplan 2003 f¨¹r das Hochschulgebiet Zentrum eingezogen. Mittlerweile haben fast alle Mitarbeitenden des Departements Maschinenbau und Verfahrenstechnik (D-MAVT) und der Konjunkturforschungsstelle (KOF) ihren taufrischen Arbeitsplatz in Beschlag genommen ¨C oder, besser gesagt: vom Fleck weg ins Herz geschlossen. Der vom Architekten- und Planungsteam anvisierte ?Wohlf¨¹hlfaktor? scheint sich unter den Hausbewohnern rasend schnell verbreitet zu haben: Auf Anfrage zeigen sich die Interviewten ehrlich begeistert von ihrer neuen Arbeitsumgebung.

Mehr Licht, mehr Platz, mehr Gr¨¹n und viel mehr Atmosph?re, diese Schlagworte fallen in jedem Gespr?ch. ?Ein Bijoux?, ?ein Geb?ude zum Arbeiten, zum Leben und Durchatmen?, ?apart und mit hochwertigen Materialien gestaltet?, ?angenehmes Innenraumklima?, ?gute Akustik?, ?ein Haus, das sich nach den Bed¨¹rfnissen seiner Nutzer richtet?, so lauten einige der gesammelten Zitate.

Erkl?rtes Highlight sind die beiden aussichtsreichen Stadtg?rten, die in den letzten sonnigen Herbstwochen schon ausgiebig getestet wurden. ?Solche Erholungszonen?, sagt Drazenka Dragila-Salis, Direktorin des Infrastrukturbereichs Bauten der ETH, ?sind im Zentrum rar ¨C und werden daher umso mehr vermisst.?

Dieses Bed¨¹rfnis hat eine Befragung von ETH-Mitarbeitenden und Studierenden, die in der Umgebung der R?mistrasse lernen und arbeiten, k¨¹rzlich gezeigt. Die beiden mediterran bepflanzten und mit B?nken und Sonnenschirmen ausgestatteten Dachg?rten bieten nun solch einen ruhigen Ort zum Nachdenken und Energie tanken.

Angesprochen auf ihre vorigen Arbeitsbedingungen fallen den Befragten noch einige andere Vorteile des LEE-Geb?udes ein. Jan-Egbert Sturm zum Beispiel, Professor f¨¹r angewandte Wirtschaftsforschung und Leiter der KOF, freut besonders, dass die Konjunkturforschungsstelle ihr ?Satellitendasein? in der Weinbergstrasse aufgeben konnte zugunsten von mehr r?umlicher und gef¨¹hlter N?he zum ETH-Hauptgeb?ude: ? Uns hat sich eine ganz neue Welt er?ffnet: Wir sind jetzt viel n?her dran am Hochschulbetrieb und am studentischen Leben.?

Und nicht nur das: Auch die Mitarbeitenden der KOF untereinander k?nnen nun enger zusammenarbeiten. Statt zwischen drei verschiedenen Geb?uden hin und her zu pendeln, wie es bis dato der Fall war, konzentrieren sich die B¨¹ros nun auf zwei Etagen.

Direktere Wege, weniger Treppen

Charles Clavadetscher aus der IT-Gruppe der KOF und von Berufswegen ?viel in Geb?uden unterwegs? weiss die verbesserte Infrastruktur zu sch?tzen: direktere Wege, weniger Treppen, leichter zug?ngliche R?umlichkeiten. Dass er ¨C auch aufgrund der bewusst grossz¨¹gig gehaltenen G?nge und Zwischenbereiche ¨C nun ?60 Meter, einfache Strecke? ins Sekretariat zur¨¹cklegen muss, nimmt er sportlich.

Bei einem Rundgang durchs Geb?ude kann man sich selbst ein Bild von jenen ?Herzst¨¹cken des Geb?udes? machen, die Barbara Frank von der KOF-Arbeitsgruppe Umfragedienste im Gespr?ch so lobt. Das Architekturb¨¹ro Fawad Kazi und die Planergemeinschaft PG ETH LEE haben Begegnungszonen, Sitzecken und Teek¨¹chen nicht in dunklen Nischen versteckt, sondern als wesentlichen Faktor einer modernen B¨¹rowelt verstanden.

?Wir geniessen es?, sagt Barbara Frank, ?so sch?ne Aufenthaltsorte zu haben, an denen man sich informell mit Kolleginnen und Kollegen austauschen kann. Der Teambildung und Ideenfindung kommt das auf jeden Fall zugute.

Kreative Arbeitsumgebung

?hnlich sieht das Mirko Meboldt, der als Professor f¨¹r Produktentwicklung und Konstruktion am D-MAVT nach eigener Aussage haupts?chlich damit besch?ftigt ist, neues Wissen zu generieren und in Anwendung zu bringen. ?Forschungsideen?, so der Professor, ?entstehen h?ufig ganz nebenbei, beim Kaffee kochen oder bei zuf?lligen Gespr?chen auf dem Gang.? Der fr¨¹here Standort mit seinen schmalen Fluren und klausenartigen B¨¹ros kam einem kreativen Dialog und spontanen Begegnungen kaum entgegen.

Ganz anderes die jetzige Situation: Die weitl?ufigen Aufenthaltsfl?chen im LEE-Geb?ude lassen unterschiedliche Nutzungen zu. Meboldt hat die Kaffee-Ecke zusammen mit seinen Etagenkollegen unkonventionell gestaltet als eine Mischung aus Lounge und Denklabor mit Sitzs?cken, Sofas, Tischen, Whiteboards, Werkb?nken und einem 3D-Drucker zum unmittelbaren Ausprobieren von Einf?llen.

Schmunzelnd meint er beim Besuch an seiner neuen Wirkungsst?tte: ?Ich kann noch nicht beweisen, dass sich unsere Arbeitsproduktivit?t dank der verbesserten Arbeitsumgebung tats?chlich erh?hen wird. Aber ich glaube fest daran.?

Positive R¨¹ckmeldung auf das ?Aufweichen etablierter B¨¹rostrukturen? hat er bereits von seinen Doktorierenden erhalten. Die Nachwuchsforschenden k?nnen sich nun in einen ?Fokusraum? mit sechs Arbeitspl?tzen zur¨¹ckziehen, um ungest?rt an ihren Publikationen zu feilen. Wer dagegen Forschungsideen weiterentwickeln will, nutzt den ?Actionraum?, in dem es dann auch laut und kommunikativ werden darf.

Arbeitspl?tze f¨¹r stilles Lernen

Nach demselben Prinzip der Unterteilung in Arbeitspl?tze f¨¹r Gruppen und solche f¨¹r stilles Lernen sind auch die Bereiche f¨¹r die Studierenden im LEE-Geb?ude gestaltet. Ulrike Schlachter-Habermann, Koordinatorin am D-MAVT ist froh, dass auch die Studentinnen und Studenten in der Raumplanung mitgedacht und ins Gesamtkonzept integriert wurden.

Ihnen stehen nun verschiedene Orte am Departement ¨C etwa in den Eingangsbereichen und auf den einzelnen Stockwerken ¨C zur Verf¨¹gung. ?Das D-MAVT hat mittlerweile die meisten Studierenden an der ETH, da ist nur richtig, ihnen den geb¨¹hrenden Platz einzur?umen.?