Kein Weg führt an vollständiger Assoziierung vorbei
Die wissenschaftliche Schweiz braucht den ungehinderten Zugang zu Spitzenkr?ften und damit auch die volle Assoziierung zum europ?ischen Forschungsprogramm Horizon 2020. Dies haben die Pr?sidenten der beiden ETH von Zürich und Lausanne nach Gespr?chen mit EU-Vertretern vor Medien in Brüssel klargemacht.
?Die Schweiz geh?rt zu den innovativsten L?ndern der Welt. Das bescheinigen uns Jahr für Jahr internationale Gremien. Es w?re deshalb für alle sch?dlich, wenn die Schweizer Universit?ten nicht zum europ?ischen Forschungswettbewerb zugelassen würden?, sagte Lino Guzzella, Pr?sident der ETH Zürich, Medien gegenüber in Brüssel. Sein Amtskollege und Pr?sident der EPFL, Patrick Aebischer, bekr?ftige die Befürchtungen der beiden führenden technischen Hochschulen: ?Die Wissenschaft hatte nach der Annahme der Masseneinwanderungs-Initiative als erste die Konsequenzen zu tragen, und es steht zu befürchten, dass wir wiederum als erste die negativen Konsequenzen zu spüren bekommen, wenn man bis Ende 2016 keine verbindliche L?sung für das Personenfreizügigkeitsabkommen findet.?
Die beiden Pr?sidenten haben mit ihren Forschungschefs in Brüssel verschiedene hochranginge EU-Vertreter zu Gespr?chen getroffen. So fanden bilaterale Treffen statt mit Jean-Pierre Bourguignon, Pr?sident des Europ?ischen Forschungsrats ERC, mit Robert-Jan Smits, Generaldirektor Forschung und Innovation sowie den beiden EU-Kommiss?ren Carlos Moedas und Tibor Navracsics. Moedas ist zust?ndig für Wissenschaft, Forschung und Innovation, Navracsics für Ausbildung, Kultur, Jugend und Sport. Die Gespr?che mit den EU-Vertretern haben gezeigt, dass grunds?tzlich ein gemeinsames Verst?ndnis auf beiden Seiten vorhanden ist, dass die Schweiz vollwertiges Mitglied des europ?ischen Bildungs-, Forschungs- und Innovationsraums sein müsse.
Wichtiger Zugang zum Talentpool
Aebischer und Guzzella unterstrichen die Dringlichkeit, den heutigen provisorischen Status der Schweiz in eine volle Assoziierung zu überführen, weil nur mit einer gleichberechtigten Teilnahme an den europ?ischen Forschungsprogrammen die latente Unsicherheit unter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern beseitigt werden k?nne. Die Schweiz war im Siebten Rahmenprogramm für Forschung und Technologieentwicklung (FP7, 2007 - 2013) absolut gesehen das 5. erfolgreichste Land in Bezug auf die so genannten ERC-Grants. Pro Einwohner hat kein europ?isches Land mehr kompetitive F?rdermittel einwerben k?nnen als die Schweiz. ?Offenheit und der ungehinderte Zugang zum Talentpool sind einer der Faktoren für den Erfolg der Schweizer Universit?ten in der Vergangenheit?, so Aebischer.
Eine volle Assoziierung w?re anderseits auch für Europa wichtig, um die engen wissenschaftlichen Beziehungen mit der Schweiz, die zum Teil seit Jahrzehnten schon bestehen, weiter zu führen. Zu erw?hnen sind hier Forschungsorganisationen wie die Europ?ische Weltraumorganisation ESA, die Europ?ische Südsternwarte ESO oder das CERN, das seit Jahren Wirkungsst?tte vieler europ?ischer Forscherinnen und Forscher ist. Die Schweiz ist seit langem in der europ?ischen Forschung bestens integriert, und ein Abseitsstehen in Horizon 2020 h?tte langfristig wohl negative Auswirkungen für alle beteiligten Partner.
Exzellenz braucht Wettbewerb
Wie international Schweizer Spitzenforschung ist, belegt auch die Tatsache, dass rund Dreiviertel der ERC-Grants der Schweizer Universit?ten an nicht Schweizer Forschende gingen. Diesen Umstand haben die beiden ETH-Pr?sidenten in den Gespr?chen mit den EU-Vertretern ebenfalls herausgestrichen. Ein Ausschluss der Schweiz aus den Programmen würde schliesslich nicht wenigen Forschenden aus Europa attaktive Karrierem?glichkeiten an Schweizer Universit?ten verbauen.
Umgekehrt profitiere aber auch die Schweiz, sagt ETH-Pr?sident Lino Guzzella: ?Neben dem Funding, das über solche F?rderlinien an Schweizer Universit?ten fliesst, geht es vor allem darum, dass wir uns selbstbewusst dem Wettbewerb stellen wollen?, erkl?rt er und fügt an: ?Die ERC-Grants haben ein hohes Prestige und k?nnen massgebend sein, dass sich junge Talente in der Wissenschaft für Lausanne oder Zürich entscheiden und nicht an eine andere Top-Universit?t gehen.? Der Ausschluss aus den europ?ischen Programmen würde die beiden ETH bei der Rekrutierung vor allem von jungen Professorinnen und Professoren gegenüber andern L?ndern benachteiligen, erg?nzt Patrick Aebischer.
Die Forschenden aus Europa und andern L?ndern, die an den beiden ETH arbeiten, tragen nicht nur zur wissenschaftlich starken Stellung bei, sie leisten auch einen wichtigen Beitrag zur St?rkung der Schweizer Volkswirtschaft, weil viele Studierende nach ihrem Masterabschluss oder Doktorat als gesuchte Ingenieure oder Naturwissenschaftlerinnen in der Schweiz arbeiten oder eine eigene Firma gründen.