Elektrotöffs und springende Roboter für ferne Planeten

Rund hundert Maschinenbaustudierende entwickelten in Teamarbeit neue Produktideen vom Konzept zum fertigen Fabrikat. Unter ihren diesj?hrigen Fokusprojekten sind springende Roboter für die Raumfahrt, Medizinger?te und E-Mobilit?tsl?sungen für die Zukunft.

Vergr?sserte Ansicht: Fokusprojekt «Space Bok»
Im Fokusprojekt ?Space Bok? entwickeln Studierende einen Laufroboter, der auf fernen Planeten mit geringerer Schwerkraft eingesetzt werden kann. (Bild: ETH Zürich / Peter Rüegg)

Fokusprojekte von ETH-Studierenden stehen für zwei Semester Praxiserfahrung in allen Bereichen des Maschinenbaus – vom klassischen Fahrzeug- und Motorenbau über die Medizintechnik bis hin zur Robotik. ?Wir k?nnen hier unsere Ideen umsetzen und unser Wissen aus den Vorlesungen anwenden?, sagt Marco Job, einer von rund 100 Bachelorstudierenden, die in den vergangenen neun Monaten an insgesamt zw?lf unterschiedlichen Projekten arbeiteten. Angeboten werden die Fokusprojekte vom Departement Maschinenbau und Verfahrenstechnik für Studierende im fünften und sechsten Semester. Betreut von Professoren sowie Doktoranden und Postdocs müssen sie ihre Ideen zu einem Produkt entwickeln – Projekt- und Zeitmanagement, Marketing und Sponsorensuche inklusive.

Ein selbst entwickelter Elektrot?ff

Marco Jobs Team vom Fokusprojekt Ethec hat sich zum Ziel gesetzt, ein wendiges und schnelles E-Motorrad zu entwickeln, das bis zu 250 Kilometer weit fahren kann, bevor es zum Aufladen wieder an die Steckdose muss. Und zwar wollten die Studierenden ihren Elektrot?ff von Grund auf entwickeln, m?glichst ohne Fertigbauteile. ?Ich glaube, ich kenne jetzt jede einzelne Komponente bis hin zu den 1200 Zellen in der Batterie, die alle einzeln überwacht und programmiert werden müssen?, meint denn auch Teamkollege Samuel Renggli schmunzelnd.

Insgesamt 16 Studierende geh?ren zum Team, wobei zwei von der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) kommen und einer vom ETH-Departement Elektrotechnik (D-ITET). Der Clou an ihrem T?ff: In jeder der beiden Radnaben gibt es einen Motor. Die Studierenden erhoffen sich dadurch eine bessere Beschleunigung und wollen beim Bremsen über das Vorderrad Energie zurückgewinnen.

Vergr?sserte Ansicht: Elektromotorrad Ethec
Das Elektromotorrad Ethec w?hrend der Entwicklung. (Bild: ETH Zürich)
Vergr?sserte Ansicht: Elektromotorrads Ethec
Bachelorstudent Dominic Schmid nimmt auf dem Rahmen des Elektromotorrads Platz. (Bild: ETH Zürich)

Um die Mammutaufgabe zu bew?ltigen, haben sich die Studierenden in vier thematische Gruppen, darunter Motor, Batterie sowie Software- und Regelungstechnik, aufgeteilt. ?Wenn man sich auf unterschiedliche Aufgaben verteilt, ist man effizienter, und es gibt weniger Reibungsfl?chen?, sagt Niklaus Schaffner. ?Gleichzeitig ist es schwieriger, das Gesamtprojekt im Blick zu behalten und zu wissen, wo die anderen stehen?.

Maschinenbau und Medizin verbinden

Generell ist Kommunikation im Team und mit anderen Disziplinen eine der F?higkeiten, welche die Studierenden bei den Fokusprojekten zus?tzlich zum Fachwissen erlernen müssen. Auch Georg Brunner vom Projekt Cardex hat dies feststellen müssen: ?Trotz unseres verh?ltnism?ssig kleinen Teams von sechs Personen sind die Kommunikation zwischen den Schnittstellen und eine sinnvolle Arbeitsteilung wohl das Schwierigste.?

Vergr?sserte Ansicht: Mit dem System Cardex können Chirurgen minimalinvasive Herzoperationen üben. (Bild: ETH Zürich / Peter Rüegg)
Mit dem System Cardex k?nnen Chirurgen minimalinvasive Herzoperationen üben. (Bild: ETH Zürich / Peter Rüegg)
Vergr?sserte Ansicht: System Cardex
Die Studenten David Mauderli (links) und Georg Brunner testen ihr Ger?t. (Bild: ETH Zürich / Peter Rüegg)

Das Projekt, bei dem es um die Entwicklung eines Trainingsger?ts für minimalinvasive Herzoperationen ging, erforderte regelm?ssige Treffen mit Fachleuten vom Unispital Zürich. ?Wir mussten am Anfang erst verstehen lernen, was die ?rzte überhaupt brauchen?, erz?hlt Brunner, der bei der Wahl des Studienfachs lange zwischen Medizin und Maschinenbau schwankte. Mit ?Cardex? kann er nun beides verbinden.

Springender Roboter fürs Weltall

In ganz neues Terrain wagte sich auch das Team von externe Seite Space Bok. Es entwarf einen Roboter, der bei Raumfahrtmissionen auf Planeten mit geringerer Schwerkraft eingesetzt werden kann. Einziger Input seitens der Professur vor Projektstart: Ein Sprungroboter k?nnte ein L?sungsansatz sein. ?Wir mussten gemeinsam erarbeiten, wie viele Beine der Roboter hat, oder ob wir vielleicht doch besser eine Ballform w?hlen?, erz?hlt Bachelorstudent Radek Zenkl.

Um mehr über Bewegungsabl?ufe zu lernen, haben die Studierenden unter anderem Tiere studiert. Erst nach einer langen Entwurfsphase am Computer haben sie sich schliesslich für einen vierbeinigen Roboter entschieden, den sie aus fast 500 Teilen zusammenbauten. Jedes der Beine hat zwei Motoren. Der Roboter kann damit normal gehen oder auch ?hnlich dem südafrikanischen Springbock, der auch den Projektnamen ?Space Bok? inspirierte, gleichzeitig mit allen vier Beinen abspringen. Dadurch soll er künftig auf fremden Planeten Hindernisse wie Steine überwinden k?nnen.

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Fokusprojekt ?Space Bok?. (Video: ETH Zürich)

Insgesamt zw?lf Studierende, davon zwei Elektrotechnikstudenten vom D-ITET und zwei Studierende der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), sind im Team dabei. ?Der Input der ZHAW-Studenten war für uns besonders wertvoll, da sie handwerklich viel mehr Erfahrung haben als wir?, erl?utert Bachelorstudent Philip Arm. Learning-by-doing ist eine der Haupterfahrungen für die Studierenden bei den Fokusprojekten. ?Man wird ins kalte Wasser geworfen und muss schauen, wie man es hinbekommt?, sagt Jan Hinder von ?Space Bok?.

Notfalls halfen Nachtschichten bis 3 Uhr, ein Gespr?ch mit den Professoren und Betreuern oder Besuche bei den Firmen, welche die Teams als Sponsoren für sich gewinnen konnten. Grunds?tzlich versuchten aber alle Teams, die Herausforderung m?glichst selbst?ndig zu meistern. ?Ich habe viel darüber gelernt, wie man im Team zusammenarbeitet und wie ich mich selbst bei der Arbeit verhalte?, erz?hlt Radek Zenkl. Und Marco Job sagt: ?Es ist viel cooler als erwartet!?

Die weiteren Fokusprojekte 2017/18

Ascento
Entwicklung eines Roboters, der Treppen überwinden kann. Er kombiniert die Vorteile von R?dern mit der Vielseitigkeit von Beinen.

Carbon Factory
Entwicklung eines 3D-Drucksystems zur additiven Fertigung von faserverst?rkten Kunststoffbauteilen

externe Seite Formula Student Electric
Entwicklung des E-Rennwagens ?Eiger?, der besonders leicht ist und sehr gut beschleunigen kann

externe Seite Ftero
Entwicklung eines mobiles Windenergiesystems, bei dem ein Carbon-Flugzeug per Seil mit einem Generator verbunden ist

externe Seite MotoStudent
Entwicklung eines Motorrads mit kohlenfaserverst?rktem Kunststoffrahmen

Multispeed ESC
Entwicklung eines Turbokompressors mit einem neuartigen modularen System

externe Seite Proboscis
Entwicklung eines rüsself?rmigen Roboters für die Suche von Verschütteten

externe Seite Suncar iBulli
Umbau eines T6-VW-Busses, dessen Verbrennungsmotor gegen einen Elektromotor getauscht wird

externe Seite Swissloop
Entwicklung eines neuen Hyperloop-Transportsystems

Roll-out Fokusprojekte 2018

Die Ausstellung der zw?lf Projekte findet am Dienstag, 29. Mai 2018 von 12.00 bis 17.30 Uhr in den Geb?uden CLA (Glashalle), ML (Turbinenhalle) und LEE (Erdgeschoss) im ETH Zentrum statt. Zwischen 13.30 und 16.00 Uhr stellen die Studierenden ihre Projekte in Pr?sentationen im H?rsaal ML D28 vor.

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Vorschau Roll-out Fokusprojekte. (Video: ETH Zürich)
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