Für umweltfreundlich und effizient hergestellte Feinchemikalien
Chemieingenieure der ETH Zürich entwickelten einen neuen Katalysator, mit dem kostengünstig und auf umweltfreundliche Weise zwei Kohlenstoffatome miteinander verbunden werden k?nnen. Die Technologie k?nnte schon bald in der Industrie zum Einsatz kommen.
Die chemische Industrie produziert nicht nur wertvolle Vitamine, Medikamente, Aromastoffe und Pflanzenschutzmittel, sondern oft auch sehr viel Abfall. Gerade bei der Produktion von Medikamenten und sogenannten Feinchemikalien übersteigen die Mengen an unverk?uflichen Synthese-Nebenprodukten und Abf?llen jene des gewünschten Produkts oft um ein Vielfaches.
Ein Grund dafür ist, dass bei vielen chemischen Reaktionen Katalysatoren in gel?ster Form eingesetzt werden, wie Javier Pérez-Ramírez, Professor für Katalyse-Engineering, sagt. Katalysatoren sind Hilfsstoffe, welche eine Reaktion begünstigen. Sind die Katalysatoren l?slich, k?nnen sie oft nur mit grossem Aufwand vom verwendeten L?sungsmittel und von den entstandenen Produkten und Nebenprodukten getrennt und wiederverwendet werden. Bei Katalysatoren in fester Form f?llt dieses Problem weg.
Pérez-Ramírez hat nun zusammen mit seiner Gruppe, weiteren europ?ischen Wissenschaftlern und einem Industriepartner für eine bedeutende chemische Reaktion einen solchen festen Katalysator entwickelt, wie die Forschenden in der Fachzeitschrift externe Seite Nature Nanotechnology berichten. Beim Katalysator handelt sich um ein molekulares Gitternetz aus Kohlenstoff- und Stickstoff-Atomen (graphitisches Kohlenstoffnitrid). Dieses Gitternetz weist Lücken auf, welche die Forschenden mit Palladium-Atomen bestückten.
Effiziente Katalyse einer Nobelpreis-Reaktion
Die Wissenschaftler verwendeten winzige Partikel aus diesem Palladium-Kohlenstoff-Stickstoff-Material und konnten zeigen, dass sie damit die sogenannte Suzuki-Kupplung sehr effizient katalysieren k?nnen. ?Wenn in der Chemie zwei Kohlenstoffatome miteinander verbunden werden sollen, wird das heute oft mit der Suzuki-Kupplung gemacht?, sagt Sharon Mitchell, Wissenschaftlerin in Pérez-Ramírez’ Labor. Für diese Reaktion erhielt der Japaner Akira Suzuki zusammen mit zwei weiteren Wissenschaftlern den Chemie-Nobelpreis 2010.
Bisher wurde für diese Reaktion h?ufig ein l?slicher Palladium-Katalysator verwendet. Frühere Versuche, diesen l?slichen Katalysator auf einem Festk?rper festzumachen, führten bloss zu verh?ltnism?ssig wenig stabilen und wenig effizienten Katalysatoren.
Deutlich weniger Abfall
Der neue Palladium-Katalysator der ETH-Forschenden ist sehr viel stabiler. Daher und weil er sich nicht in der Reaktionsflüssigkeit l?st, kann er über sehr viel l?ngere Zeit eingesetzt werden. Ausserdem ist der Katalysator viel kostengünstiger und etwa zwanzigmal effizienter als heute verwendete Katalysatoren.
?Das erm?glicht, dass wir mit dem neuen Katalysator nicht nur die Kosten der Synthese von Feinchemikalien reduzieren k?nnen, sondern auch den Palladium-Verbrauch und die Abfallmenge?, sagt Pérez-Ramírez. Schon bald k?nnte der Katalysator für den Einsatz in der Industrie bereitstehen: Laut den Wissenschaftlern dürfte es einfach sein, die Produktion des Katalysators und seinen Einsatz vom Labor- zum Industrie-Massstab hochzuskalieren.
Wie die Forschenden betonen, bleibt die Anwendung von graphitischem Kohlenstoffnitrid als Festk?rper-Katalysator nicht auf die Suzuki-Kupplung beschr?nkt. Es dürfte auch m?glich sein, das molekulare Gitternetz mit anderen Metallatomen als Palladium zu besetzen, um damit andere Synthesen zu katalysieren. In weiterer Forschungsarbeit werden die ETH-Wissenschaftler diese M?glichkeiten ausloten. Ausserdem planen sie, für die Vermarktung des neuen Katalysators eine Spin-off-Firma zu gründen.
Literaturhinweis
Chen Z, Vorobyeva E, Mitchell S, Fako E, Ortu?o MA, López N, Collins SM, Midgley PA, Richard S, Vilé G, Pérez-Ramírez J: A heterogeneous single-atom palladium catalyst surpassing homogeneous systems for Suzuki coupling. Nature Nanotechnology, 25. Juni 2018, doi: externe Seite 10.1038/s41565-018-0167-2