Hochpräzise Navigation für Autos und Drohnen
Das ETH-Spin-off Fixposition stellt Echtzeit-Navigationssysteme her – für selbst fahrende Autos, Roboter oder industrielle Drohnen. Dank der Verbindung von satellitenbasierten Positionierungssystemen wie GPS mit Bilderkennungstechnologien erreichen die Jungunternehmer eine bislang unerreichte Pr?zision.
Shanghai, Peking, Shenzhen, Hong Kong und schliesslich Tianjin, wo der asiatische Bruder des World Economic Forum stattfand: Lukas Meier und Zhenzhong Su haben im September eine zweiw?chige Ochsentour durch China hinter sich gebracht. Das Spin-off Fixposition der beiden ETH-Abg?nger wurde für das zehn Startups umfassende Schweizer Startup-Nationalteam ausgew?hlt und durfte die von der Jungunternehmen-F?rderorganisation Venture Lab organisierte Reise nach China antreten.
?Das half, um erste Kontakte zu Investoren zu knüpfen?, erz?hlt Meier. Allerdings sei es sein Mitgründer Su gewesen, der das meiste geregelt habe. ?Es kam vor, dass wir uns eine halbe Stunde lang mit Interessenten auf Englisch unterhielten. Am Ende wechselte er auf Chinesisch und innerhalb von Sekunden war allen alles klar.? Beide müssen lachen, als Meier die Episode aus seiner Sicht erz?hlt. Denn Su punktete mit einem wom?glich entscheidenden Vorteil für den geplanten Markteintritt im Reich der Mitte: er ist Chinese.
Das im August 2017 gegründete Startup Fixposition stellt hochpr?zise Navigationssysteme her, die in autonom operierenden Ger?ten wie Drohnen, Robotern oder selbst fahrenden Autos verbaut werden. Meier hebt das kleine Teil, das nicht gr?sser als eine Zündholzschachtel ist, hoch und sagt: ?Damit k?nnen wir jederzeit die Position eines mit dem System ausgestatteten Ger?ts auf zwei Zentimeter genau bestimmen?. Bahnbrechend daran ist, dass dies selbst in Umgebungen gelingt, wo das GPS-Signal schwach ist wie etwa in H?userschluchten von Grossst?dten, in W?ldern oder sogar im Untergrund.
Damit dies funktioniert, haben Su und Meier die Vorteile von modernster Satelliten-Navigation mit jenen der Computer Vision-Technologie kombiniert. Oder anders gesagt: Wo kein Signal ist, kann sich das Auto, die Drohne oder der Roboter trotzdem orientieren – indem die Umgebung visuell gescannt und auf wiedererkennbare Details geprüft wird. ?Genau so funktionieren auch unsere Augen?, erkl?rt Su.
Milliardenmarkt Drohnen
Um als Startup zu überleben, haben die Gründer entschieden, sich vorerst auf Drohnen zu konzentrieren. ?Im Moment befinden sich Drohnen gerade an der Schwelle vom Spielzeug zur industriellen Nutzung?, sagt Su. Der Markt für professionell genutzte Drohnen, den Fixposition bearbeiten will, sch?tzt Su auf global rund drei Milliarden Franken. Industriell verwendet werden Drohnen heute unter anderem für die autonome Inspektion oder ?berwachung von Anlagen, die Auslieferung von Waren oder das Besprühen von Feldern mit Pestiziden.
In China werden Drohnen zudem für einen weiteren Zweck verwendet, der hierzulande noch weitgehend unbekannt ist: für Lichtshows, die traditionelle Feuerwerke ersetzen. ?In China gibt es in jeder Stadt eine solche Lichtshow?, sagt Su und zeigt auf seinem Handy ein Video, in welchem ein Schwarm von Drohnen in wechselnden Formationen Farben an den Nachthimmel über einer chinesischen Stadt zaubert. China ist für Fixposition aber nicht nur zentral, weil sich dort viele Unternehmen befinden, die auf Drohnen mit hochpr?zisen Navigationssystemen angewiesen sind. Auch die weltweit gr?ssten Drohnenproduzenten sind dort ans?ssig. Mit einem von ihnen ist Fixposition bereits eine Partnerschaft eingegangen.
Umsatz schon im ersten Jahr
Durch die Aktivit?ten in China sowie dank weiteren Kunden macht Fixposition bereits in seinem ersten Gesch?ftsjahr Ums?tze. Noch ist man aber nicht in der Gewinnzone und deswegen auf externe Investoren angewiesen. In der Startphase wurde das Startup durch ein Pioneer Fellowship der ETH Zürich und durch das Incubation-Programm (ESA-BIC) der europ?ischen Weltraumorganisation ESA unterstützt (s. Kasten).
Nun sind die Jungunternehmer daran, ihre erste Million von lokalen Investoren einzuwerben. ?Es sieht sehr gut aus?, freut sich Meier. Mit dieser Finanzspritze m?chten die Jungunternehmer ihren Stellenetat von 5 auf ein Dutzend Mitarbeiter ausbauen. Dabei werden nicht nur Softwareingenieure gebraucht, sondern auch Personal in Marketing, Verkauf und Gesch?ftsentwicklung und Akquisition. Bereits in den n?chsten Monaten wollen sie zudem ein Büro in China er?ffnen.
Glück half nach
Dass Su und Meier zusammengefunden haben, ist ein Glücksfall. Denn ursprünglich waren die beiden auf separaten Pfaden unterwegs. W?hrend Su im Rahmen seines Doktorats bei den Professoren Alain Geiger und Markus Rothacher an der ETH zur Satellitennavigation forschte, besch?ftigte sich Meier in seiner Masterarbeit an der ETH mit der visuellen Navigation von Drohnen. Genau wie ihre anderen Teammitglieder Tonio Gsell und Lorenz Meier hatten sie den Traum vom eigenen Startup und erhielten ein Pioneer Fellowship der ETH, um ihn zu verfolgen.
W?hrend dieser Zeit lernten sie sich kennen und realisierten, dass sie das gleiche Ziel verfolgten – die Schaffung einer hochpr?zisen, zuverl?ssigen Navigation für professionelle Anwender. Meier und Su sagen rückblickend, dass neben der breiten Unterstützung durch ihre Mentoren einer der gr?ssten Nutzen des Fellowships war, dass sich ihre Wege kreuzten.
ESA BIC f?rdert Spin-offs
2016 initiierte das Schweizer Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) das Gründerzentrum ?ESA BIC Switzerland? der Europ?ischen Raumfahrtbeh?rde ESA. Dieses f?rdert gezielt Jungunternehmen mit Bezug zu Raumfahrttechnologien. Zum Konsortium hinter ESA BIC Switzerland geh?ren die ETH Zürich als Dachorganisation, Venture Kick, die ESA Plattform AP-Swiss sowie über 50 weitere nationale und internationale Partner aus Industrie und Forschung. Bis heute wurden 19 Start-ups aus verschiedensten Anwendungsgebieten wie Navigation und Ortung, Kommunikation, Erdbeobachtung, Werkstofftechnik, industrielle Fertigung und Robotik in das Programm aufgenommen. ESA BIC Switzerland kann j?hrlich bis zu zehn Start-ups für einen Zeitraum von maximal zwei Jahren f?rdern. Die Start-ups erhalten bis zu 200’000 EUR finanzielle Unterstützung. Darüber hinaus profitieren die Unternehmen auch von individuellen Coaching-Leistungen Netzwerkaktivit?ten und einem europaweiten Netzwerk in Industrie und Forschung. Weitere Informationen und Bewerbung unter: externe Seite http://esabic.ch