Eine attraktive Hochschule für alle

Gemeinsam mit geladenen G?sten aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft feierte die ETH Z¨¹rich am 17. November ihren 163. Geburtstag. In seiner Festansprache betonte Bundesrat Ignazio Cassis die Bedeutung der internationalen Beziehungen f¨¹r den Forschungsstandort Schweiz. Dabei ging er besonders auf das europ?ische F?rderprogramm ein, dass die EU nach der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative sistierte und bei dem die Schweiz erst 2017 wieder voll assoziiert wurde. 2021 starte das neue EU-Forschungsrahmenprogramm ?Horizon Europe? und die Schweiz habe ein grosses Interesse an einer vollst?ndigen und gleichberechtigten Teilnahme an diesem Programm, so Bundesrat Cassis. ?Wie in der Forschung ist auch in der Politik ein Alleingang wenig erfolgversprechend. Die Wissenschaft geh?rt zur Politik und die Politik geh?rt zur Wissenschaft. Ihre Stimme, liebe Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, ist auch ausserhalb der alma mater wichtig?, richtete der Bundesrat das Wort an die Anwesenden.

Intensive Lernphase

ETH-Pr?sident Lino Guzzella erw?hnte in seiner Rede die vielen Erfolge des vergangenen Jahres, wie etwa die Fields-Medaille, die im Sommer an ETH-Professor Alessio Figalli verliehen wurde oder auch den gelungenen Start des Medizin-Bachelorstudiengangs und der ETH+-Initiative. Er ?usserte er sich aber auch zu den Vorw¨¹rfen bez¨¹glich mangelhaftem F¨¹hrungsverhalten gegen einige ETH-Angeh?rige und meinte: ?Wir alle an der ETH haben im letzten Jahr eine intensive Lernphase durchlaufen und wir haben wirksame Massnahmen ergriffen, welche zu sp¨¹rbaren Verbesserungen f¨¹hren werden.? Um den langfristigen Erfolg einer Weltuniversit?t zur gew?hrleisten, brauche es vor allem drei Bedingungen: Ressourcen, Offenheit und Autonomie. Zum Schluss bedankte er sich bei den Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern, die den Erfolg der ETH ¨¹berhaupt erst m?glich machen: ?Nur wenn wir selbstlose Beitr?ge zur Willensnation Schweiz leisten, wird die Id¨¦e Suisse auch in Zukunft eine Erfolgsidee sein.?

?Students first?

ETH-Rektorin Sarah Springman betonte in ihrer Rede: ?An der ETH kommen die Studierenden zuerst.? Sie z?hlte zahlreiche Massnahmen auf, mit denen die ETH die Betreuung vor allem der Doktorierenden noch verbessern m?chte. Die ETH Z¨¹rich sei weiterhin eine attraktive Hochschule f¨¹r alle. Davon zeuge die neue Rekordzahl von 21'000 Studierenden, der wachsende Frauenanteil in den meisten Studieng?ngen und die Tatsache, dass ¨¹ber 95 Prozent der Bachelorstudierenden auch f¨¹r das Masterstudium an der ETH bleiben w¨¹rden.

Die wachsenden Studierendenzahlen stelle die ETH jedoch auch vor grosse Herausforderungen. Es sei der ETH aber bis jetzt gelungen, die Qualit?t in der Lehre auf einem hohen Niveau zu halten ¨C nicht zuletzt dank Innovationen. ?Die Digitalisierung hilft uns in manchen Bereichen, trotz steigender Studierendenzahlen die Qualit?t der Lehre zu halten ¨C vielleicht sogar zu steigern. Trotzdem gilt es in den kommenden Jahren Wege zu finden, wie wir vor allem qualitativ wachsen k?nnen. Wir wollen weiterhin weltweit die besten Studierenden f¨¹r die ETH begeistern?, so die Rektorin. 

Engagierte Studierende und ausgezeichnete Lehrer

Selbstverst?ndlich kamen auch die Studierenden am ETH-Tag zu Wort: So zeigten junge Forschende des Departements Informatik den Anwesenden, wie sie basierend auf maschinellem Lernen Algorithmen f¨¹r Roboter entwickeln, wie Rechenzentren und das Internet sicherer werden oder wie Mensch und Computer k¨¹nftig interagieren werden.

Der Verband der Studierenden VSETH verlieh zudem die Goldene Eule f¨¹r exzellente Lehre. Jeweils eine Lehrperson pro Departement erhielt diese Auszeichnung. Professor Markus Reiher vom Labor f¨¹r Physikalische Chemie wurde zus?tzlich mit dem Credit Suisse Award for Best Teaching geehrt.

Zwei Ehrendoktorinnen, ein Ehrendoktor und ein Ehrenrat

Traditionell verleiht die ETH an ihrem Feiertag die Ehrendoktorw¨¹rde an herausragende Forscherpers?nlichkeiten. Professorin Lia Addadi lehrt und forscht am Weizmann Institut in Rehovot in Israel. Mit dem Ehrendoktortitel w¨¹rdigt die ETH Z¨¹rich ihre bahnbrechenden Arbeiten zur Biomineralisierung, die zahlreiche Anwendungen in der Medizin und den Materialwissenschaften erlauben.

Professor Stefan W. Hell leitet als Direktor zwei Max-Planck-Institute in G?ttingen und Heidelberg. Mit der Erfindung und Entwicklung der ?Stimulated Emission Depletion? (STED)-Mikroskopie revolutionierte er die M?glichkeiten zur Beobachtung und Charakterisierung der kleinsten Bausteine des Lebens. Daf¨¹r wurde er 2014 mit dem Nobelpreis f¨¹r Chemie ausgezeichnet.

Die Harvard-Professorin Naomi Oreskes z?hlt zu den weltweit renommiertesten Wissenschaftshistorikerinnen. Sie hat bahnbrechende Beitr?ge zur Geschichte der Erdwissenschaften und zur sozialen Dynamik von politisch motivierter Wissenschaftsskepsis geleistet. Mit ihren B¨¹chern und Artikeln hat Naomi Oreskes zudem entscheidend zum gesellschaftlichen Diskurs ¨¹ber den Klimawandel beigetragen.

Zudem wurde Prof. Dr. Hans Hengartner f¨¹r sein ausserordentliches Engagement zur F?rderung der Lehre und Forschung zum Ehrenrat der ETH Z¨¹rich ernannt.