Weltweites Eisvolumen neu berechnet

Der gegenw?rtige Klimawandel l?sst Gletscher weltweit schrumpfen. Mit dem schmelzenden Eis gehen buchst?blich auch S¨¹sswasserreserven bachab: Ohne Schmelzwasser w¨¹rden zahlreiche Fl¨¹sse viel weniger Wasser f¨¹hren, gerade solche, die durch Trockengebiete wie die Anden oder Zentralasien fliessen und dort beispielsweise Landwirtschaft erst erm?glichen. Um einsch?tzen zu k?nnen, wie sich Gletscher und die damit verbundenen S¨¹sswasserreserven k¨¹nftig entwickeln, aber auch wie sich der Meeresspiegel ver?ndern wird, brauchen Forschende aktuelle Kenntnisse ¨¹ber das heutige weltweit vorhandene Eisvolumen.

Eisdicke von 215'000 Gletschern berechnet

Ein internationales Team von Gletscherforschenden unter der Leitung der ETH Z¨¹rich und der Eidgen?ssischen Forschungsanstalt f¨¹r Wald, Schnee und Landschaft (WSL) hat nun anhand von einer Kombination von verschiedenen Modellen die Eisdickenverteilung und damit das Eisvolumen von rund 215¡¯000 Gletschern weltweit neu bestimmt. Die Forscher klammerten das Meereis sowie die zusammenh?ngenden Eisschilde Gr?nlands und der Antarktis von ihren Berechnungen aus, nahmen jedoch Gletscher, die nicht mit einem dieser Eisschilde verbunden sind, darin auf.

Das Eisvolumen all dieser Gletscher betr?gt gem?ss der Studie aktuell rund 158¡¯000 Kubikkilometer (km³). Vor ein paar Jahren lag die Sch?tzung noch rund 18 Prozent h?her. Die gr?ssten Gletscher-Eismassen liegen in der Arktis (rund 75'000 km³), was nahezu der H?lfte des gesamten globalen Gletschervolumens entspricht. Es handelt sich dabei um Gletscher in der kanadischen und russischen Arktis ¨C wie beispielsweise die Baffin Island oder Nowaja Semlja ¨C sowie um solche an den R?ndern Gr?nlands und auf Spitzbergen.

Gletscher gehen schneller verloren als angenommen

Nebst Alaska weisen die Gebirge Hochasiens ¨C ein Begriff, welcher nebst dem Himalaja und dem Tibetischen Plateau auch die Gebirge Zentralasiens umfasst ¨C mit 7'000 km³ die gr?ssten Eisvorr?te ausserhalb der Arktis auf. Die Studie zeigt, dass dieses Eisvolumen bislang ¨¹bersch?tzt wurde: Das neu ermittelte Eisvolumen ist um ein Viertel kleiner als in bisherigen Sch?tzungen.

?Aufgrund dieser Neueinsch?tzung m¨¹ssen wir davon ausgehen, dass die asiatischen Hochgebirge ihre Gletscher schneller verlieren k?nnen als bisher angenommen?, sagt Daniel Farinotti, Professor f¨¹r Glaziologie an der Versuchsanstalt f¨¹r Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie (VAW) der ETH Z¨¹rich und an der WSL.

Bisher gingen Wissenschaftler davon aus, dass bis in die 2070er-Jahre die Gletscherfl?che dieser Region um die H?lfte geschrumpft sein wird, nun d¨¹rfte dies bereits in den 2060ern der Fall sein ¨C mit merklichen Konsequenzen f¨¹r die Wasserversorgung. Die Gletscher Hochasiens etwa speisen grosse Fl¨¹sse wie Indus, Tarim und die Zufl¨¹sse des Aralsees. Davon h?ngen wiederum hunderte Millionen Menschen ab.

Abflussmengen um bis zu ein Viertel reduziert

Die Forschenden rechnen damit, dass die gletscherbedingten Abflussmengen dieser Fl¨¹sse in den Sommermonaten der Jahre um 2090 je nach Modell bis zu 24 Prozent geringer ausfallen werden als heute. ?Diese Differenz ist beunruhigend. Um den vollen Umfang genauer einsch?tzen zu k?nnen, sollten die regionalen Gletschervolumen besser vermessen werden?, sagt Farinotti. Zurzeit liegen in der Region n?mlich nur sehr wenige Messungen der Eisdicke vor, mit denen die Modelle kalibriert werden k?nnen.

Aus ihren Berechnungen leiteten die Forscher zudem ab, dass die Gletscher respektive ihr Schmelzwasser den weltweiten Meeresspiegel bis zu 30 Zentimeter steigen lassen k?nnten ¨C und zwar dann, wenn sie vollst?ndig abschmelzen w¨¹rden. Zwischen 1990 und 2010 stieg der Meeresspiegel aufgrund des Gletscher-Schmelzwassers um rund 1,5 Zentimeter.

Die Forscher benutzten f¨¹r ihre Berechnungen eine Kombination von bis zu f¨¹nf unabh?ngigen Computermodellen. Mehrere Informationsquellen ¨C etwa die Umrisse von Gletschern, die aus Satellitenbilder ableitetet wurden und digitale H?henmodelle der Gletscheroberfl?che ¨C wurden darin mit Informationen ¨¹ber das Fliessverhalten der Gletscher kombiniert. ?Dies erlaubt R¨¹ckschl¨¹sse auf die r?umliche Verteilung der Eisdicke?, erkl?rt der ETH-Professor. Um die Modelle zu kalibrieren, wurden auch Eisdickenmessungen auf Gletschern verwendet. Diese st¨¹nden bis jetzt jedoch nur f¨¹r etwa 1000 Gletscher der Welt zur Verf¨¹gung, sagt Farinotti.

An der vorliegenden Studie arbeiteten die Forscher der ETH und der WSL mit Wissenschaftlern der Universit?ten Z¨¹rich und Freiburg (Schweiz), Erlangen-N¨¹rnberg und Innsbruck sowie der Indischen Technischen Hochschule Mumbai zusammen.