Die ETH-Alumni-Vereinigung feiert dieses Jahr ihr 150-j?hriges Bestehen. Ein Blick zurück auf ihr Engagement, ihre gr?ssten Erfolge und die Entwicklung der einstigen Gesellschaft ehemaliger Polytechniker.
Wenn die Rektorin Sarah Springman am traditionellen ETH-Tag mit ihrer goldenen Amtskette die Haupthalle betritt, hat sie diesen gl?nzenden Auftritt auch unserer Alumni-Vereinigung zu verdanken. Die goldene Kette ist n?mlich ein Geschenk der damaligen Gesellschaft ehemaliger Studierender des eidgen?ssischen Polytechnikums, kurz GEP, zum ETH-Tag 1966. Dies, nachdem der ehemalige ETH-Rektor Walter Traupel in den Jahren zuvor stets von seinen Rektorenkollegen geh?nselt wurde, weil er bei ?ffentlichen Auftritten als einziger Rektor keine Kette trug.
Als die GEP der ETH dieses wichtige Geschenk überreicht, gibt es die Gesellschaft bereits seit fast hundert Jahren. Die Idee einer Absolventen-Vereinigung entsteht im Herbst 1868, 13 Jahre nach der Gründung des eidgen?ssischen Polytechnikums. Im Frühling 1869 setzt sie der Bauingenieur Andreas Harlacher mit den Ingenieurabsolventen Heinrich Paur und August Waldner in die Tat um.
Erfolgreich mobilisieren sie eine Reihe ehemaliger Polytechniker, und so findet an einem Sonntag im Sommer 1869 in Zürich die Gründungsversammlung der GEP statt. Die Statuten werden verabschiedet und Harlacher zum ersten Pr?sidenten ernannt.
GEP krempelt Schulsystem um
Die Gesellschaft m?chte sich für ihre Alma Mater engagieren, die Beziehungen unter den ehemaligen Polytechnikern pflegen und diese in ihren beruflichen Interessen unterstützen. Letztere Ziele erreicht sie mit dem regelm?ssigen Versand von Adressverzeichnissen und Vereinsmeldungen sowie einem Stellenvermittlungsdienst. Den gr?ssten Beitrag leisten jedoch die meist zweit?gigen Generalversammlungen, bei welchen neben dem Gesch?ftlichen auch Zeit für Exkursionen, Feste und Beziehungspflege bleibt.
Dass die GEP aber auch in ihrem ersten Ziel, der Unterstützung unserer Hochschule, erfolgreich ist, beweist sie in den 1870er-Jahren. Obwohl das Polytechnikum seine Absolventinnen und Absolventen mit einer soliden technischen Bildung ausrüstet, schaffen es diese nur selten in h?here berufliche Stellungen. Die GEP ist überzeugt, dass dies am Mangel allgemeiner Bildung der Alumni liegt.
1875 stellt der ETH-Alumnus Jean Meyer deshalb in der Generalversammlung einen Antrag zur Reorganisation des Polytechnikums. Er fordert unter anderem die Erh?hung des Eintrittsalters von 17 auf 18 Jahre und die Aufhebung des Vorkurses, der Nicht-Maturanden in einer ?Schnellbleiche? die prüfungsfreie Aufnahme an die Hochschule erm?glicht. Gleichzeitig verlangt er den Ausbau der Kantonsschulen, damit die künftigen Studierenden besser auf das Studium am Polytechnikum vorbereitet werden.
Nach zweij?hrigen internen Verhandlungen wendet sich die GEP in einer Petition an den Bundesrat. Dieser kommt den wichtigsten Forderungen 1881 nach, und Jean Meyer wird mit zwei weiteren ETH-Absolventen in den Schulrat gew?hlt.
Aus Studierenden werden Botschafter
Fast zeitgleich besch?ftigt sich die GEP mit dem Erfindungsschutz in der Schweiz. Dieser soll in der Verfassung verankert werden, wofür die GEP fleissig wirbt. Doch trotz aller Bemühungen scheitert die Verfassungs?nderung beim ersten Versuch an der Urne. Die GEP investiert weiter in die Aufkl?rung der Bev?lkerung – mit Erfolg: Das Patentgesetz wird 1887 vom Volk angenommen.
Sieben Jahre sp?ter feiert die Gesellschaft ehemaliger Polytechniker ihr 25-j?hriges Bestehen. Neben den politischen Erfolgen kann die GEP auch interne Entwicklungen verzeichnen: Die Mitgliederzahl ist von 185 im ersten Jahr auf über 1600 angestiegen, davon lebt die H?lfte im Ausland. Es haben sich Fachgruppen und regionale Sektionen gebildet, die GEP gibt mit ihrem Bulletin und der ?Schweizerischen Bauzeitung? eigene Publikationen heraus und pflegt Beziehungen zu Absolventen-Vereinigungen anderer Universit?ten in Paris, Rom, Berlin und Graz.
Die Zeit nach der Jahrhundertwende ist gepr?gt von Krieg und der Furcht vor der Technik, sodass der Rolle der Botschafter zwischen Polytechnikum und Gesellschaft, welche die GEP-Mitglieder innehaben, eine besondere Bedeutung zukommt. Diese Botschafterrolle bleibt jedoch auch darüber hinaus bestehen und ist noch heute zentral – auch angesichts der zunehmenden Verbreitung von ?Fake News? und der damit einhergehenden Skepsis gegenüber der Wissenschaft.
Vernetzen, engagieren, inspirieren
Ver?ndert hat sich die GEP in den letzten Jahren aber dennoch: Zur Jahrtausendwende erlebt sie einen Neuanfang. Die altehrwürdige Gesellschaft ehemaliger Polytechniker wird in eine moderne Alumni-Vereinigung mit aktualisierten Statuten überführt. Ihr Kern aber bleibt derselbe: Unter dem Motto ?Connecting – Engaging – Inspiring? verfolgt sie noch immer die Ziele, ihre Alma Mater in ihren Bestrebungen zu unterstützen sowie das globale Netzwerk unter den ETH-Alumni zu pflegen und auszubauen. ?Ein weltweites Netzwerk wird im Zuge der Globalisierung immer wichtiger?, sagt der Pr?sident der Alumni-Vereinigung Walter Gr?nicher.
Die Vereinigung z?hlt heute über 30 000 Mitglieder in rund 60 verschiedenen nach Fachrichtungen, Wohnorten und Interessen gegliederten Mitgliederorganisationen. Trotz diesen untergeordneten Vereinigungen ist sich Walter Gr?nicher sicher: ?Die Alumni identifizieren sich prim?r mit den drei Buchstaben ETH.? Als stolze Stimme einer der renommiertesten Hochschulen der Welt tragen sie einen wesentlichen Beitrag zur Reputation der ETH Zürich bei.
Dieser Beitrag erschien im aktuellen ETH-Magazin ?life?.
150 Jahre Alumni Vereinigung
2019 feiert die ETH Alumni Vereinigung ihr 150-j?hriges Jubil?um mit einem Festanlass am 18. Mai und diversen Aktivit?ten über das ganze Jahr verteilt.
Mehr Informationen dazu unter www.alumni.ethz.ch/150jahre