ETH-Studierende am Puls der Praxis
Informatikstudierende der ETH Zürich organisieren zum zweiten Mal die Viscon. Das Symposium und der Hackathon bieten den Studierenden die Gelegenheit, die Praxis kennenzulernen, und sie vernetzen damit die Theorie mit der Berufswelt.
?Ich bin fast zu entspannt?, sagt Max Schrimpf. Schlaflose N?chte hat der OK-Pr?sident vor Beginn der zweiten Viscon keine – anders als letztes Jahr. Damals h?tten noch keine klaren Strukturen bestanden. Nun wüssten sie als Veranstalter, dass es klappen und ?megacool? werde.
Schrimpf sorgt mit seinen Kommilitonen vom Verein der Informatikstudierenden der ETH Zürich (VIS) für den reibungslosen Ablauf des Anlasses. Am Symposium, das am 12. Oktober im und vor dem CAB-Geb?ude stattfinden wird, werden sich Praxis und Theorie begegnen. ?Die Viscon bietet ETH-Studenten die M?glichkeit, den Business-Alltag zu sehen?, sagt Gregor Wegberg, ehemaliger VIS-Aktiver und Referent am diesj?hrigen Symposium. Von 9 bis 18 Uhr haben die Studierenden die M?glichkeit, Referaten von Vertretern aus der Praxis und der Wissenschaft zuzuh?ren, an Workshops teilzunehmen oder eine Ausstellung vor dem CAB-Geb?ude zu besuchen. Und sie k?nnen an Networking-Lunches Vertreter aus der Praxis kennenlernen.
Symposium senkt die Hemmschwelle
Was ist der Hintergrund dieser Kontakt-Mittagessen? ?Wir haben letztes Jahr gesehen, dass die Studierenden Angst haben, mit den Speakers in Kontakt zu treten. Deshalb gibt es nun den formalisierten Lunch?, erkl?rt Schrimpf. Die Studierenden müssten – nach einer Anmeldung – nur zur richtigen Zeit Uhr am vereinbarten Ort sein und h?tten Zeit, mit einem Referenten zu sprechen.
?Das Symposium senkt die Hemmschwelle?, sagt Nicole Wenzinger, im OK der Viscon verantwortlich für Kommunikation und Marketing. ?Man ist nicht sehr exponiert und kann, muss aber nicht mit jemandem reden.? Anders habe sie es als Erstsemestrige an der jeden Frühling stattfindenden Kontaktparty erlebt, die ebenfalls durch den VIS organisiert wird. Dort pr?sentieren sich anl?sslich der gr?ssten akademischen IT-Rekrutierungsmesse der Schweiz mehr als 100 Firmen. Die Viscon findet ein halbes Jahr nach der Kontaktparty statt: ?Es ist wie ein Kreislauf. Die Kontaktparty erm?glicht eine erste Begegnung. Es ist aber auch m?glich, zuerst das Symposium zu besuchen und dann die Kontaktparty?, erkl?rt Abhimanyu Patel, letztj?hriger OK-Verantwortlicher des Symposiums und diesj?hriger Referent.
VIS als Praxislabor
Die Viscon-Organisatoren sammeln durch die Organisation praktische Erfahrungen. ?Man lernt viel in Sachen Kommunikation. Wir haben es mit knapp 40 Firmen zu tun, mit denen wir interagieren?, sagt Schrimpf. Wegberg, der seit knapp drei Jahren im Bereich IT-Security arbeitet, erg?nzt: ?Die Arbeitswelt funktioniert anders als das Studium. Man hat weniger Freiheiten und muss auch einmal Sachen machen, die man nicht will und die einem fachlich vielleicht nicht nur einleuchten. Dies lernt man im VIS recht gut.? Schrimpf streicht heraus, dass man sich aneigne, wie man mit ?usseren Anforderungen und Stakeholdern umgehen soll: ?Im theoretischen Studium erlernt man die optimale L?sung, aber die Interaktion mit realen Problemen fehlt. Als Informatiker muss ich verstehen, was der Kunde will, und wissen, wie ich das herausfinde.? Den Studierenden die Praxis n?herzubringen, sei ein Ziel der Viscon.
So findet zus?tzlich zum Symposium ein Hackathon statt, wo Studierende von Freitagabend bis Sonntagmittag in Gruppen kleine Anwendungen entwickeln. Die Aufgabenstellungen sind dabei vorgegeben. Die Organisatoren hoffen, von den L?sungen m?glichst viele Applikationen in die Produktion zu schicken und den Studierenden zur Verfügung stellen zu k?nnen.
Studenten berichten aus dem Berufsalltag
Für die Verbindung von theoretischem Studium und Praxis stehen beispielhaft die beiden ehemaligen ETH-Informatikstudenten und VIS-Aktiven Patel und Wegberg, die am Symposium in ihren Talks über die Berufspraxis berichten werden. Patel, seit diesem Jahr Mitarbeiter der IT-Consulting-Firma IPT, wird darüber sprechen, wie die Unternehmen mit den Ansprüchen der Millennials umgehen. Diese h?tten als Kunden ganz andere Vorstellungen als ?ltere Generationen und wollten beispielsweise nicht tagelang warten, bis eine Bestellung verarbeitet oder ein Bankkonto er?ffnet sei.
Wegberg, Head of Security Service Automation bei der Firma Oneconsult, wird am Symposium darlegen, wie Firmen einen erfolgreichen Hackerangriff überstehen und sich vor diesem Szenario schützen k?nnen. Es gehe in der Praxis nicht um maximalen Schutz, sondern darum, was machbar sei. ?Ich freue mich, den Studierenden zu erz?hlen, was ich erlebt habe. Das gibt ihnen eine Hilfe für den Berufseinstieg?, sagt der IT-Security-Berater – passend zum Viscon-Motto ?Alles, was nicht in Vorlesungen gelehrt wird?.
Das Motto sei allerdings nicht als Kritik am Studium zu verstehen, stellt Wenzinger klar: ?Es ist schwierig, im Studium viel Praxiswissen zu sammeln, da sich die Informatik die ganze Zeit ver?ndert.?. Und Patel erg?nzt trocken: ?N?chstes Jahr ist alles anders.? Auch das Symposium wird n?chstes Jahr andere Themen behandeln.
Welche Ziele haben die Organisatoren für die Zukunft? ?Wir wollen, dass das Symposium ein Begriff wird, sodass Firmen von sich aus auf uns zukommen?, sagt Wenzinger. Auch innerhalb der ETH sei die Unterstützung spürbar. ?Wir sind dankbar, dass unsere Rektorin Sarah Springman am Symposium die Keynote-Rede h?lt.? Und so hat ihr Kollege Schrimpf guten Grund, auch kurz vor Beginn des Symposiums noch entspannt zu sein.
Viscon an der ETH Zürich
Vom 11. bis 13. Oktober findet im CAB-Geb?ude der ETH Zürich die zweite Viscon statt. Vertreter aus der Industrie und der Wissenschaft berichten in Talks und Workshops über ihre Arbeit und Entwicklungen in der IT. Erstmals findet vor dem CAB-Geb?ude eine Ausstellung statt. Von Freitagabend bis Sonntagmittag wird ein Hackathon durchgeführt, wo Studierende Anwendungen entwickeln.
Weitere Informationen: https://viscon.vis.ethz.ch/