Bessere Integration dank Einbürgerung
Wenn Ausl?nder den Schweizer Pass erhalten, integrieren sie sich hierzulande besser. Das Einkommen erh?ht sich in den Jahren nach dem Erhalt der Staatsbürgerschaft um durchschnittlich 5000 Franken. Das dient sowohl den Eingebürgerten als auch Staat und Gesellschaft.
Wie gelingt die Integration von Ausl?ndern am besten? Darüber diskutieren Fachleute seit langem. Nun haben die Forscher Jens Hainmueller, Dominik Hangartner und Dalston Ward des Immigration Policy Lab der ETH Zürich und der Stanford University einen Faktor identifiziert, der die Integration erleichtert: Den Erwerb der Staatsbürgerschaft. ?Die Einbürgerung wirkt wie ein Katalysator für die Integration?, sagt Dominik Hangartner, Professor für Politikanalyse an der ETH Zürich und Koautor der Studie.
Der Erhalt der Staatsbürgerschaft erh?he das Einkommen w?hrend der folgenden 15 Jahre um durchschnittlich 5000 Schweizer Franken pro Jahr. Dabei gibt es Unterschiede zwischen den Eingebürgerten: ?Die positiven Effekte auf das Einkommen sind bei den tiefen L?hnen und bei den marginalisierteren Migrantinnen und Migranten am gr?ssten?, erkl?rt Hangartner. Konkret sei die Schweizer Staatsbürgerschaft Zugewanderten aus der Türkei und aus Ex-Jugoslawien am meisten zugutegekommen.
Innovative Methodik
Und wie genau haben die Studienautoren den Schluss ziehen k?nnen, das h?here Einkommen der Eingebürgerten sei urs?chlich auf den Erhalt der Staatsbürgerschaft zurückzuführen? Schliesslich k?nnen auch andere Faktoren dazu beitragen, dass sich eingebürgerte Migrantinnen und Migranten besser integrieren. Oder es k?nnte sein, dass sich schon recht gut integrierte Ausl?nder eher einbürgern lassen wollen. Aus den Lohnunterschieden zwischen Migrierten mit und solchen ohne Schweizer Pass k?nnten keine kausalen Schlüsse gezogen werden, sagt Hangartner.
?Wenn man einfach eingebürgerte und nicht-eingebürgerte Migrierte vergleicht, ist das, wie wenn man ?pfel und Birnen vergleichen würde?, erkl?rt Hangartner. Sie h?tten sich daher in der Studie auf jene Gemeinden konzentriert, welche bis 2003 in geheimer Urnenabstimmung über individuelle Einbürgerungsgesuche entschieden und dabei auf knappe Einbürgerungsentscheide fokussiert. ?Ob jemand mit einer kleinen Mehrheit der Stimmen eingebürgert oder sein Gesuch knapp abgelehnt wird, ist so gut wie zuf?llig?, erg?nzt Koautor Dalston Ward, Postdoktorand in Hangartners Gruppe an der ETH Zürich.
Konkret haben die Forschenden in 46 Deutschschweizer Gemeinden diese Einbürgerungsgesuche mit knappem Ausgang analysiert und – mit Hilfe der Daten der Zentralen Ausgleichsstelle der AHV – die Einkommen der knapp Nicht-Eingebürgerten und der knapp Eingebürgerten in den Jahren vor und nach dem Entscheid verglichen.
?Dies erlaubt uns, den Schluss zu ziehen, dass die nach dem Einbürgerungsentscheid ansteigenden Einkommensunterschiede zwischen den beiden Gruppen kausal auf die Einbürgerung zurückzuführen sind?, sagt Ward. Denn es bestünden bezüglich Geschlecht, Einkommen vor der Abstimmung oder ihrer Herkunft kaum Unterschiede zwischen den knapp abgelehnten Gesuchstellern und den knapp Eingebürgerten. Durch diese Methodik ist es den Forschern gelungen, den Einfluss der Einbürgerung auf die Integration zu isolieren.
Einbürgerung wirkt wie ein Katalysator
Welche Folgerungen lassen sich aus diesen Resultaten ziehen? ?Unsere Studie zeigt, dass die Einbürgerung die wirtschaftliche Integration langfristig f?rdert?, sagt Hangartner. Es ist deshalb zielführend, Ausl?nderinnen und Ausl?nder m?glichst schnell nach dem Erfüllen der Wohnsitzfrist einzubürgern, denn ?die positiven Effekte der Einbürgerung auf die Integration und das Lebenseinkommen sind umso gr?sser, je früher sich eine Person einbürgern l?sst?, sagt Hangartner.
Einbürgerungen sind daher auch für den Staat interessant. Und so untersucht das Immigration Policy Lab in einem seiner n?chsten Forschungsprojekte den Ansatz der Stadt Zürich, Ausl?nderinnen und Ausl?nderinnen, welche die Kriterien erfüllen, zur Einbürgerung zu motivieren. Ziel ist es herauszufinden, welche Hürden einer Einbürgerung im Weg stehen und wie sich diese abbauen lassen.
Literatur
Hainmueller J, Hangartner D, Ward D. The Effect of Citizenship on the Long-Term Earnings of Marginalized Immigrants: Quasi-Experimental Evidence from Switzerland. Science Advances, 04 December 2019. DOI: externe Seite 10.1126/sciadv.aay1610.