Ausbildung mit Realitäts-Check
Seit knapp einem Jahr führt ein Team aus Lernenden Auftr?ge für ETH-Angeh?rige aus. Ein erstes Fazit zeigt, dass die realit?tsnahe Ausbildung funktioniert: Im Pilotprojekt erwerben die angehenden Informatiker, Interactive Media Designerinnen und die Kauffrau wichtige Kompetenzen fürs Berufsleben.
?Young’n’Rising – jung und aufstrebend? nennen die acht Lernenden ihr neugegründetes, interdisziplin?res Team. Als Teil der Ausbildung wickeln sie, begleitet von einem Coach seit August 2019 selbst?ndig Auftr?ge im Bereich Informatik, Design und Kommunikation von internen und ETH-nahen Kunden ab und entwickelten dafür ihren eigenen Markenauftritt. Ziel der Ausbildungseinheit sind das Erlernen von eigenverantwortlichem Arbeiten sowie der Umgang mit Zeitdruck, Erwartungshaltung und einschr?nkenden Rahmenbedingungen. Dadurch erfahren sie schon w?hrend der Ausbildung, wie die reale Arbeitswelt funktioniert und wie schnell sich die Arbeitsbedingungen in einem laufenden Projekt ver?ndern k?nnen. So erlebten sie gleich bei ihrem bisher gr?ssten Auftrag, wie nahe Erfolg und Frust sein k?nnen.
Für den Cybathlon 2020 programmierten die beiden Informatiker Jonas Wiesendanger und Yanick Moser eine Weltkarte, die die Herkunft der Teams aus aller Welt anzeigt und über den Touchscreen weitere Informationen preisgibt. Die Oberfl?che designten zwei Lernende des Berufs Interactive Media Design. Yanick Moser wurde der Gruppe als Projektleiter zugeteilt. ?Wir hatten alle Respekt vor diesem grossen Kunden, deshalb mussten wir die Aufgabe auslosen?, erz?hlt er. Als interdisziplin?res Team mussten sich die Lernenden absprechen, den Informationsfluss gew?hrleisten und gemeinsam die Deadlines einhalten. Dafür konnten sie vom Wissen der anderen profitieren. ?Das Design w?re nie so sch?n geworden, wenn wir das alleine gemacht h?tten?, sagt Yanick Moser. Und auch Coach Martin Schneider hat lobende Worte für die Gruppe: ?Sie haben eine gute Gruppendynamik und l?sen viele Probleme unter sich.?
Fachübergreifend ausprobieren
Für den Auftrag eigneten sich die beiden angehenden Systemtechniker zudem das Applikationsentwickeln an, Fachwissen das eigentlich zur anderen Vertiefungsrichtung der Informatiklehre geh?rt. Denn bei Young’n’Rising dürfen die Lernenden auch fachübergreifend etwas Neues ausprobieren.
Eine neue Erfahrung für die Jugendlichen war auch die Aushandlung ihres Auftrags mit den Kunden. So erhielten sie die M?glichkeit, verschiedenste Aufgaben der Projektarbeit zu übernehmen, mussten dabei aber den Aufwand absch?tzen und die Deadline im Auge behalten. Als Lernende waren sich die beiden nicht gewohnt, auch einmal ?Nein? zu sagen. Ihr Fazit lautet deshalb: die Rahmenbedingungen von Anfang an klar abstecken, um zukünftig Stress am Ende zu vermeiden.
Sechs Monate arbeitete das Team an dem Projekt. Die Karte h?tte bei der Austragung diesen Mai zum Einsatz kommen sollen. Doch die Grossveranstaltung musste wegen dem Corona-Ausbruch verschoben und das Projekt ohne Realit?ts-Check abgegeben werden. ?Wir h?tten gerne das Feedback der Besucher gesehen?, bedauert Jonas Wiesendanger und fügt an: ?Mich h?tte interessiert, ob wir zu viel gemacht haben – oder zu wenig.?
Berufsbildung überarbeitet Informatik-Lehre
Young'n'Rising ist Teil einer Modernisierung der vierj?hrigen Informatik-Lehre und wurde in einem fachübergreifenden Prozess in Zusammenarbeit und Begleitung der Informatikdienste, Services und HR Berufsbildung aufgebaut. Ebenfalls in die Weiterentwicklung der Ausbildung involviert waren die IT-Support Gruppen der 必博官网,必博体育 sowie zentrale Abteilungen der ETH Zürich. W?hrend der ersten beiden Lehrjahre erwerben die Jugendlichen im IT-Lehrlabor das Grundwissen der Informatik. Auch hier setzen die Berufsbildner auf interdisziplin?res Lernen: Sowohl Systemtechniker als auch Applikationsentwickler lernen in den ersten beiden Jahren gemeinsam. Neu bewerben sie sich nach der Grundausbildung auf Pl?tze in verschiedenen Einheiten der ganzen ETH.
Der Verantwortliche der IT-Berufsbildung, Marc Winkler erkl?rt: ?Im Gespr?ch mit anderen Ausbildenden und ehemaligen Lernenden zeichnete sich ab, dass ein Bedürfnis nach mehr projektorientiertem und berufsübergreifendem Arbeiten besteht.? Noch ist Young’n’Rising in der Pilotphase. Zukünftig sollen aber alle Lernenden im dritten Lehrjahr der Berufe Informatik, IMD und Mediamatik die M?glichkeit erhalten, ein halbes Jahr bei Young’n’Rising zu absolvieren.
Eine angehende Kauffrau erg?nzt das Team über eineinhalb Jahre hinweg und bildet so das Bindeglied zwischen der wechselnden Besetzung, denn bald zieht die erste YnR-Generation weiter. Für Jonas Wiesendanger und Yanick Moser ist klar: Wenn sie k?nnen, m?chten sie gerne noch etwas im jungen, aufstrebenden Team bleiben. So k?nnen sie der ETH in Form von Auftr?gen etwas für ihre Ausbildung zurückgeben.
Auch w?hrend dem Notbetrieb haben die Lernenden ihre Projekte vorangetrieben. So entstand die Plattform ?Lern mit mir?, auf welcher Lernende der ETH Zürich Nachhilfe geben. Zudem bauen sie die Marke Young’n’Rising weiter auf: Bald soll auch ein Image-Film der beiden Interactive Media Designerinnen die Dienstleistungen des jungen Teams bekannter machen. Mit zwei Mediamatik-Lernenden werden sie in Zukunft weitere Verst?rkung erhalten. ?ber die Website von Young’n’Rising dürfen Professuren und Abteilungen der ETH Zürich ihre Projekte einreichen. https://young-n-rising.ethz.ch/