Mit Schallwellen gegen den Strom schwimmen
ETH-Forschende geh?ren zu den ersten Wissenschaftlern, welche Mikrovehikel mithilfe von Ultraschall gezielt gegen einen Flüssigkeitsstrom bewegen k?nnen. In Zukunft sollen die winzigen Vehikel in der Blutbahn eingesetzt werden und so die Medizin revolutionieren.
Winzige Vehikel, so klein, dass sie durch unsere Blutgef?sse navigieren k?nnen, sollen es ?rzten in Zukunft erlauben, im K?rperinnern Biopsien zu nehmen, Stents einzusetzen oder Medikamente pr?zise an schwer zu erreichende Stellen zu transportieren. Wissenschaftler weltweit erforschen und entwickeln derzeit solche Mikrovehikel. Angetrieben und gelenkt werden sie meist über magnetische oder akustische Felder oder mit Licht. Allerdings war es bisher eine grosse Herausforderung, Mikrovehikel gegen einen Flüssigkeitsstrom zu bewegen. Dies ist unter anderem n?tig, damit die Winzlinge in Blutgef?ssen entgegen der Fliessrichtung des Bluts navigieren k?nnen. Forschende der ETH Zürich haben nun Mikrovehikel entwickelt, welche von einem externen Feld angetrieben werden und gegen den Strom schwimmen k?nnen.
In ihrem Laborexperiment nutzten die Forschenden unter der Leitung von Daniel Ahmed und Bradley Nelson, Professoren am Departement Maschinenbau und Verfahrenstechnik der ETH Zürich, magnetische Eisenoxid-Polymer-Kügelchen mit einem Durchmesser von 3 Mikrometern. In einem Magnetfeld ballen sich diese zu einem Schwarm mit einem Durchmesser von 15 bis 40 Mikrometern. Die Wissenschaftler untersuchten das Verhalten dieses Mikrokügelchen-Schwarms in einem dünnen Glasr?hrchen, durch welches Flüssigkeit str?mte. Die verwendeten Glasr?hrchen hatten einen Durchmesser von 150 bis 300 Mikrometern und somit ?hnliche Ausmasse wie die Blutgef?sse in einem Tumor.
Um den Kügelchenschwarm in diesem R?hrchen stromaufw?rts zu bewegen, nutzten die ETH-Forschenden denselben Kniff, den auch Bootsfahrer in einem Fluss nutzen: Letztere rudern in Ufern?he stromaufw?rts. Dort ist die Fliessgeschwindigkeit wegen des Reibungswiderstands des Ufers geringer als in der Flussmitte.
Mithilfe von Ultraschall einer bestimmten Frequenz brachten die Wissenschaftler den Mikrokügelchen-Schwarm zun?chst in die N?he der R?hrchenwand. Anschliessend konnten die Forschenden den Schwarm mit einem rotierenden Magnetfeld entgegen der Flussrichtung bewegen.
Als n?chstes m?chten die Forschenden das Verhalten der Mikrovehikel in Blutgef?ssen von Tieren untersuchen. ?Weil sowohl Ultraschallwellen als auch Magnetfelder K?rpergewebe durchdringen, ist unsere Methode gut geeignet, um Mikrovehikel auch im K?rperinnern zu lenken?, sagt ETH-Professor Ahmed.
Zu den angestrebten zukünftigen Anwendungsfeldern wird die Mikrochirurgie geh?ren – etwa das Entstopfen von verstopften Blutgef?ssen. Ausserdem k?nnten die Mikrovehikel dereinst verwendet werden, um Krebsmedikamente über die Blutgef?sse zu Tumoren zu bringen und um sie dort ins Tumorgewebe einzuschleusen. Ein weiteres Anwendungsfeld ist schliesslich das Einbringen von Medikamenten aus Blutgef?ssen ins Hirngewebe.
Literaturhinweis
Ahmed D, Sukhov A, Hauri D, Rodrigue D, Maranta G, Harting J, Nelson BJ: Bioinspired acousto-magnetic microswarm robots with upstream motility, Nature Machine Intelligence, 11. Januar 2021, doi: externe Seite 10.1038/s42256-020-00275-x