Sergio Mattarella al Politecnico

Von den Anf?ngen zu heutigen Herausforderungen

Bundespr?sident Ignazio Cassis kam zu Beginn seines Grusswortes auf die historische Verbindung der ETH mit dem Tessin zu sprechen, konkret auf Stefano Franscini, den ersten Bundesrat aus dem S¨¹dkanton und einen der Gr¨¹nderv?ter des Polytechnikums. Unter seiner Aufsicht sei die Hochschule aufgebaut worden, die heute die ganze Schweiz mit Stolz erf¨¹lle. Er dankte allen Forschenden, Studierenden und Dozierenden f¨¹r Ihren Beitrag, dass die Schweiz zu den innovativsten L?ndern der Welt geh?re.

In Anbetracht der aktuellen Krisen sei die Wissenschaft besonders gefordert, Antworten f¨¹r die Zukunft zu entwickeln, betonte Cassis. Er setze sich sehr f¨¹r die Wissenschaftsdiplomatie ein, denn es gehe darum, dass neue Erkenntnisse und Technologien allen Menschen zugutek?men und nicht nur eine kleine Gruppe von ihnen profitiere. Auch m¨¹ssten Innovationen von der Gesellschaft akzeptiert und deren potenziellen negativen Effekte auf die Gesellschaft fr¨¹hzeitig erkannt werden.

Mit Blick auf die internationale Zusammenarbeit sagte Cassis, dass ?wir Schweizer und Italiener, die wir freundschaftlich verbunden einen gemeinsamen Lebensraum bilden, gut wissen, wie fundamental wichtig unsere wissenschaftliche Zusammenarbeit f¨¹r die B¨¹rgerinnen und B¨¹rger unserer L?nder ist.?

?Prima di essere ingegneri voi siete uomini?

?Universit?ten bildeten seit Beginn des 19. Jahrhunderts das Fundament Europas?, begann Sergio Mattaralla seine Ausf¨¹hrungen. Mit ihren Netzwerken h?tten sie eine erste Form der Integration im Geiste der sogenannten ?Res publica literaria? angeboten und die gr?ssten Denker des Kontinents vereinigt. Sie h?tten bestehende Grenzen ¨¹berschritten und auch geltende Vorschriften verletzt, dies im Sinne der Freiheit. Die ETH Z¨¹rich atme seit ihrer Gr¨¹ndung das Gedankengut der ?universitas studiorum europea? und sei ein fruchtbarer Boden, auf dem die besten Ergebnisse gedeihten.

Die vielen italienischen Forschenden, Dozierenden und Studierenden im Raum seien Zeugnis von der intensiven wissenschaftlichen Zusammenarbeit zwischen den beiden L?ndern. Mattarella bedankte sich bei den Forschenden f¨¹r die bisherige Zusammenarbeit bei den europ?ischen Forschungsprogrammen und brachte seinen Wunsch zum Ausdruck, dass die Schweiz bald wieder bei Horizon Europe teilnehmen k?nne. Freiheit und Demokratie, zentrale Werte aller europ?ischen V?lker, seien auf das Wissen angewiesen, das Universit?ten bereitstellen. Und an die Studierenden gewandt sagte er: ?Der Austausch von Ideen mit jungen Leuten aus unterschiedlichen L?ndern Europas f?rdert das kritische Denken und ein gemeinsames Verst?ndnis.?

Zum Schluss seiner Ansprache kn¨¹pfte Mattarella an die Ausf¨¹hrungen von Bundespr?sident Cassis an und erinnerte an die gesellschaftliche Verantwortung von Akademiker:innen, insbesondere an technischen Hochschulen. Mit einem Hinweis auf die Marmortafel vor dem Audimax, zitierte er den Ausspruch von Francesco de Sanctis, der von 1856-1860 die erste Professur f¨¹r Italienische Literatur an der ETH innehatte: ?Prima di essere ingegneri voi siete uomini.? - Bevor ihr Ingenieure seid, seid ihr vor allem Menschen.

Innovation und Unternehmertum

Innovation und Unternehmertum standen im Zentrum des zweiten Teils der Veranstaltung, durch den ETH-Rektor G¨¹nther Dissertori f¨¹hrte.

Stefano Brusoni, Professor f¨¹r Technologie und Innovationsmanagement, untersucht mit seiner Gruppe unter anderem Hindernisse, die der Implementierung neuer Technologien entgegenstehen. Anhand zweier Beispiele italienischer Genossenschaften zeigte er auf, welche Bedeutung auch sozialen Faktoren zukommen.

Viola Becattini, Postdoc am Institut f¨¹r Energie und Verfahrenstechnik, forscht an Technologien f¨¹r CO₂-Abscheidung, -Transport und -Speicherung. Anhand verschiedener Pilotprojekte im In- und Ausland zeigte sie auf, wie negative CO₂-Emissionen zu einer Netto-Null-Gesellschaft beitragen k?nnen.

Verschiedene Gesundheitsprojekte

Paola Picotti, Professorin f¨¹r molekulare Systembiologie, zweifache Gewinnerin eines ERC-Grants, hat eine Methode entwickelt, um strukturelle Ver?nderungen in Tausenden von Proteinen gleichzeitig zu messen. Eines der Ziele ist, einen Marker zu entwickeln, der die Parkinson-Krankheit detektiert, was mit heutigen diagnostischen Mitteln nicht m?glich ist.

Dann kam die Reihe an Michele Gregorini, der an der ETH Z¨¹rich sein Doktorat abschloss und als Pioneer Fellow das ETH Spin-offs Diaxxo mitgr¨¹ndete. Die Firma entwickelt DNA-Analysesysteme, die schnell eine pr?zise und zuverl?ssige Diagnose erm?glichen und zudem kosteng¨¹nstig sind. Ihre Point-of-Care PCR-Tests liefern innert 30 Minuten Resultate und erlauben es ?rzten, Krankheiten entsprechend schnell zu erkennen und zu behandeln. Da die Tests ohne aufwendige Infrastruktur auskommen und nur rund f¨¹nf Franken kosten, eignen sie sich insbesondere auch f¨¹r ?rmere L?nder.

Im Anschluss an die Pr?sentationen im Audimax begaben sich die G?ste in die Kuppel des Hauptgeb?udes, wo Studierende und Forschende aus der Gruppe von Professor Stanisa Raspopovic auf sie warteten. Sie f¨¹hrten sechs tragbare robotergest¨¹tzte Assistenzsysteme f¨¹r die Rehabilitation vor, an denen sie im Labor f¨¹r Neuroengineering arbeiten.