Mit Hühnerfedern grünen Strom produzieren
Aus ungenutzten Abf?llen der Nahrungsproduktion wird saubere Energie: Forschende der ETH Zürich und der Technischen Universit?t Nanyang nutzen Hühnerfedern, um Brennstoffzellen kostengünstiger und nachhaltiger zu gestalten.
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In Kürze
- Jedes Jahr werden 40 Millionen Tonnen Hühnerfedern verbrannt, was sich negativ auf die Umwelt auswirkt.
- Forschende haben nun eine M?glichkeit entdeckt, diese Industrieabf?lle sinnvoll zu verwerten.
- Sie nutzen das Keratin in den Hühnerfedern, um eine nachhaltige und kostengünstige Membran für Brennstoffzellen herzustellen.
In der Lebensmittelindustrie fallen enorme Mengen an Abf?llen und Nebenprodukten an, so auch in der Geflügelproduktion. J?hrlich werden rund 40 Millionen Tonnen Hühnerfedern verbrannt. Das setzt nicht nur grosse Mengen an CO2 frei, sondern auch giftige Gase wie Schwefeldioxid.
Forschende der ETH Zürich und der Technischen Universit?t in Singapur (NTU) haben nun eine M?glichkeit gefunden, diese Federn sinnvoll zu nutzen. Mithilfe eines einfachen und umweltfreundlichen Verfahrens extrahieren sie aus den Federn das Protein Keratin und wandeln es um in feinste Fasern, sogenannte Amyloidfibrillen. Diese Keratinf?serchen werden schliesslich in der Membran einer Brennstoffzelle verwendet.
Brennstoffzellen erzeugen CO2-freien Strom aus Wasserstoff und Sauerstoff und setzen dabei lediglich W?rme und Wasser frei. Sie k?nnten künftig eine wichtige Rolle als nachhaltige Energiequelle spielen. Das Herzstück jeder Brennstoffzelle ist eine halbdurchl?ssige Membran. Sie l?sst Protonen durch, blockiert jedoch die Elektronen, wodurch diese dazu gezwungen werden über einen ?usseren Kreislauf von der negativ geladenen Anode zur positiv geladenen Kathode zu fliessen, wodurch elektrischer Strom erzeugt wird.
Industrieabf?lle sinnvoll nutzen
In herk?mmlichen Brennstoffzellen werden für solche Membranen bislang hochtoxische Chemikalien (?Forever Chemicals?) verwendet. Sie sind teuer und in der Umwelt nicht abbaubar. Die von den ETH- und NTU-Forschenden entwickelte Membran hingegen besteht haupts?chlich aus biologischem Keratin, das umweltvertr?glich und in grossen Mengen – Hühnerfedern bestehen zu 90 Prozent aus Keratin – verfügbar ist. Die Membran ist dadurch bereits bei der Herstellung im Labor bis zu dreimal günstiger als herk?mmliche Membrane.
?Seit einigen Jahren erforsche ich intensiv verschiedene M?glichkeiten, Lebensmittelabf?lle für erneuerbare Energiesysteme zu nutzen?, sagt Raffaele Mezzenga, Professor für Lebensmittel und weiche Materialien an der ETH Zürich. ?Mit unserer neuesten Entwicklung schliessen wir einen Kreis: Der gleiche Stoff, der beim Verbrennen CO2 und giftige Gase freisetzt, ersetzt an seiner neuen Wirkungsst?tte giftige Stoffe und verhindert auch die Freisetzung von CO2, wodurch wir die CO2-Bilanz verbessern?, so Mezzenga.
Vielseitig einsetzbar
Um Wasserstoff als nachhaltige Energiequelle zu etablieren, müssen jedoch noch weitere Herausforderungen bew?ltigt werden. ?Wasserstoff ist das h?ufigste Element im Universum, nur leider nicht auf der Erde?, sagt Mezzenga. Da Wasserstoff hier nicht in reiner Form vorkommt, muss er unter grossem Energieeinsatz hergestellt werden. Auch dabei k?nnte die neue Membran künftig gute Dienste leisten, denn sie l?sst sich nicht nur in Brennstoffzellen einsetzen, sondern auch bei der Wasserspaltung.
Bei der sogenannten Elektrolyse wird Gleichstrom durch das Wasser geleitet, worauf sich an der Anode, die dieses Mal positiv geladen ist, Sauerstoff bildet, w?hrend an der negativ geladenen Kathode Wasserstoff entweicht. Reines Wasser ist für diesen Prozess zu wenig leitf?hig und erfordert oft die Zugabe von S?uren. Die neue Membran ist jedoch protonendurchl?ssig und erm?glicht so die für die Wasserspaltung n?tige Teilchenwanderung zwischen Anode und Kathode, selbst in reinem Wasser.
Zum Patent angemeldet
In einem n?chsten Schritt werden die Forschenden nun untersuchen, wie stabil und langlebig ihre Keratin-Membran ist und sie allenfalls verbessern. Das Forschungsteam hat bereits gemeinsam ein Patent für die Membran angemeldet und sucht nun nach Investoren oder Firmen, die die Technologie weiterentwickeln und auf den Markt bringen.
Literaturhinweis
Soon WL, Peydayesh M, de Wild T, Donat F, Saran R, Müller CR, Gubler L, Mezzenga R, Miserez A: Renewable Energy from Livestock Waste Valorization: Amyloid-Based Feather Keratin Fuel Cells. ACS Appl. Mater. Interfaces, 26. September 2023, doi: externe Seite 10.1021/acsami.3c10218