Ein dünnerer Wärmeschutz, der Gebäude besser isoliert
Das ETH-Spin-off Aeroskin Tech entwickelt eine innovative W?rmed?mmung, die dank Aerogel-Technologie Geb?ude effizienter und nachhaltiger isoliert. Diese neue D?mmung wirkt energiesparend und ist deutlich dünner – je nach Anwendung nur zehn statt bis zu dreissig Zentimeter.
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Wenn der Winter Einzug h?lt und die Temperaturen sinken, k?nnen wir uns entweder warm anziehen oder die Heizung aufdrehen und mit den Kosten leben. Was aber, wenn die L?sung für ein warmes und energiefreundliches Zuhause in der Hauswand steckt? Je besser Geb?ude aussen ged?mmt sind, desto weniger Energie müssen wir innen zum Heizen aufwenden. Hier setzt das ETH-Spin-off Aeroskin Tech an und entwickelt eine neue W?rmed?mmung, die doppelt so gut isoliert wie herk?mmliche Materialien. ?Wir wollen eine nachhaltige und leistungsf?hige D?mmung für Geb?ude anbieten?, sagt Daniel Sanz Pont, Gründer von Aeroskin Tech und wissenschaftlicher Mitarbeiter von Robert Flatt, Professor für Baustoffe im Bauwesen an der ETH Zürich.
Aeroskin Tech bietet verschiedene L?sungen an, je nachdem, was ein Geb?ude braucht, zum Beispiel einen hochleistungsf?higen Spritzputz, der auf die Fassade gesprüht wird. Ein weiteres Beispiel sind D?mmplatten, die als herk?mmliche Produkte verwendet werden k?nnen, aber auch für massgeschneiderte, vorgefertigte Produkte in Kombination mit digitaler Fertigung und 3D-Geb?udescans dienen. In dieser Form k?nnen die vorgefertigten Elemente schnell an den W?nden des Geb?udes angebracht werden. Der D?mmstoff bietet eine zwei- bis zweieinhalbfach bessere D?mmung als herk?mmliche Produkte wie zum Beispiel Holzfasern oder Steinwolle. Das Besondere an den Produkten von Aeroskin Tech ist, dass bereits eine Dicke von rund zehn Zentimetern ausreicht, um ein Geb?ude optimal zu isolieren. Zum Vergleich: Herk?mmliche Hartschaumplatten sind bis zu dreissig Zentimeter dick. ?Die Anforderungen variieren je nachdem, ob ein Geb?ude renoviert ist, ob es ein Neubau ist und ob ein Neubau mit Minergie gebaut wird?, sagt Sanz Pont.
Das Geheimnis: ein Material aus der Luft- und Raumfahrt
Die W?rmed?mmung des ETH-Spin-offs basieren auf einem Aerogel. Ursprünglich wurden Aerogele in der Luft- und Raumfahrt eingesetzt, um Elektronik und andere empfindliche Teile als Hochleistungsisolatoren zu d?mmen. ?Als ich vor etwa 15 Jahren begann, mich mit Aerogelen zu besch?ftigen, waren sie noch nicht sehr verbreitet. Aber ich erkannte schnell das Potenzial für Anwendungen wie der W?rmed?mmung der Geb?ude?, sagt Sanz Pont, der über Aerogelverbundwerkstoffe promoviert hat.
?Ein Aerogel ist im Wesentlichen ein getrocknetes Gel. Im Gegensatz zu normalen Gelen f?llt es beim Trocknen nicht in sich zusammen, sondern beh?lt sein Volumen. Es hat eine nanopor?se Struktur?, erkl?rt Sanz Pont. Diese Struktur ist ideal für die D?mmung. Herk?mmliche D?mmstoffe sind ebenfalls sehr por?s, sie bestehen teilweise bis zu 90 Prozent aus Luft. Die W?rmeübertragung erfolgt meist, indem Luftmoleküle miteinander kollidieren. Bei einer Nanostruktur sind die Poren jedoch so klein, dass die Luftmoleküle h?ufiger mit den W?nden der Poren als miteinander kollidieren. ?Dies nennt man den Knudsen-Effekt?, sagt Sanz Pont. ?Dieser Effekt macht Aerogele zu den besten W?rmed?mmstoffen überhaupt.? Dadurch wird der W?rmestrom drastisch reduziert, zum Beispiel vom Geb?udeinneren nach aussen. Im trockenen Aerogel bewegen sich die Luftmoleküle wild durcheinander. Dank diesem Effekt bleibt die warme Luft im Hausinnern und kann nicht durch das Material nach aussen dringen, da sie durch die reduzierte Konvektionswirkung im Inneren des Aerogels daran gehindert wird.
Von der Nische auf den Weltmarkt
Sanz Pont ist in Mexiko aufgewachsen, stammt aber ursprünglich aus Spanien. Er studierte Architektur und kehrte sp?ter nach Spanien zurück, wo er seine Ausbildung mit zwei Master-Abschlüssen fortsetzte: einem in Bauphysik und einem zweiten in Qualit?ts- und Risikomanagement. W?hrend seines Doktorats an der ETH Zürich im Bereich Materialwissenschaft besch?ftigte er sich mit der Frage, wie man das Granulat für Silica-Aerogele am besten mischt und verarbeitet. Schnell erkannte er das Potenzial für die Bauindustrie: ?Unternehmertum ist in meiner Familie weit verbreitet. So war es für mich naheliegend, ein ETH Spin-off zu gründen, um meine Forschung auf den Markt zu bringen?, sagt Sanz Pont.
Derzeit hat Aeroskin Tech unter anderem verschiedene Prototypen von Sprühd?mmstoffen, darunter einen Demonstrator in Originalgr?sse, und D?mmplatten entwickelt und von H?ndlern und Baufirmen validieren lassen. Ein sehr wichtiger Teil der Entwicklung waren Projektzuschüsse und ?ffentliche Mittel, wie die der Klimastiftung oder dem Pilot- und Demonstrationsprogramm des Bundesamtes für Energie. Der n?chste Schritt besteht darin, eine Pilotanlage zu bauen, um eine industrielle Produktion zu erreichen, sodass sie ihre Produkte in ein bis zwei Jahren auf den Markt bringen k?nnen.
Der Markt hat grosses Potenzial, j?hrlich werden Millionen Kubikmeter D?mmstoffe verarbeitet. Der Produktionsstandort Schweiz ist dabei sehr attraktiv: ?Die Lage im Herzen Europas kommt uns entgegen. Abgesehen davon braucht man hierzulande zwei- bis dreimal mehr D?mmstoff, um die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen, als in einem anderen Land wie zum Beispiel Spanien?, erkl?rt Sanz Pont. Das ist eine gute Voraussetzung, um auf dem Markt Fuss zu fassen.
Kurz vor dem n?chsten grossen Schritt
Im Gegensatz zu anderen ETH Spin-offs, die in den meisten F?llen von zwei oder mehr Gründern geführt werden, wagte Sanz Pont mit Aeroskin Tech den Alleingang. ?Dank meiner vielseitigen Ausbildung vereine ich viele Kompetenzen in meiner Person. Ich habe auch Coaching erhalten und meine Ausbildung und Erfahrung im Bereich Unternehmensführung erweitert, zudem wurde ich in all diesen Jahren von hervorragenden Fachleuten der ETH unterstützt?, sagt Sanz Pont. Er hat ein Netzwerk aufgebaut und arbeitet eng mit anderen Unternehmen zusammen, wenn spezielles Know-how gefragt ist. Dennoch ist die Entscheidung, das Unternehmen allein zu führen, eine grosse Herausforderung: ?Ich mag Herausforderungen, aber ich umgebe mich auch mit sehr erfahrenen Mentor:innen, von denen ich schneller lernen kann. In diesem Sinne m?chte ich mich sorgf?ltig auf den n?chsten Schritt vorbereiten. Aeroskin Tech sucht Investoren, die sich an grosse Herausforderungen heranwagen, damit wir mit der industriellen Produktion beginnen k?nnen?, sagt Sanz Pont.
Die Arbeit bei Aeroskin Tech zusammen mit seiner Lehrt?tigkeit an der ETH klingt nach vielen Stunden Arbeit. Bleibt da noch Zeit für Hobbys? ?Man k?nnte meinen, ich lebe und schlafe im Büro. Dem ist aber nicht so. Ein gesunder Ausgleich ist mir wichtig?, sagt Sanz Pont. ?Ich treibe gerne Sport, sei es Basketball, Fussball oder Wintersport wie Snowboarden. Zudem verbringe ich gerne Zeit mit meiner Frau, sei es bei einem Spaziergang oder einer Radtour. Am meisten Spass macht es uns, die Welt zu bereisen.? So tankt er Energie, um mit Aeroskin Tech die n?chste Generation der W?rmed?mmung einzul?uten.