Betreuung und Leadership im Doktorat
Um Frustration im Verlauf des Doktorats zu vermeiden, kl?ren Sie frühzeitig die gegenseitigen Erwartungen an die Zusammenarbeit und seien Sie sich der bestehenden Spannungsfelder bewusst.
Die Betreuung von Doktorierenden ist zentral für ein erfolgreiches Doktorat. Viele Studien besch?ftigen sich daher damit wie eine optimale Betreuung von Doktorierenden aussieht. Ein einheitliches Thema in diesen Texten ist die Bedeutung der Anpassung der Betreuungsans?tze an die besonderen Merkmale und Bedürfnisse der einzelnen Studierenden.
Unabh?ngig davon, ob es sich bei den Studierenden um herk?mmliche Doktorierende, Berufst?tige in der Mitte ihrer Laufbahn oder Teilzeitstudierende in einem Universit?tskrankenhaus handelt, wird in den Texten die Notwendigkeit unterstrichen, die Betreuung und Unterstützung so zu gestalten, dass die akademische und berufliche Entwicklung der Studierenden gef?rdert wird.
Darüber hinaus wird die Rolle der Betreuung als vielschichtig angesehen, da sie nicht nur akademische Anleitung, sondern auch Mentorenschaft, Unterstützung für das psychologische Wohlbefinden und Elemente der Führung umfasst. Wirkungsvolle Leiter:innen von Doktorarbeiten werden als diejenigen beschrieben, die Kreativit?t f?rdern, zur Vernetzung und Ver?ffentlichung ermutigen, zeitnahes Feedback geben und sich an den Arbeitsstil der Studierenden anpassen.
Nehmen Sie sich deshalb zu Beginn eines Doktorats genügend Zeit mit Ihrem neuen Kandidaten oder Ihrer neuen Kandidatin die gegenseitigen Erwartungen an die Zusammenarbeit zu kl?ren. Sie finden auf dieser Seite hilfreiche Tipps zur Anwendung der Sozial- und Leadershipkompetenzen im Rahmen der Betreuung von Doktoraten, sowie Material, welches Ihnen bei der Umsetzung hilft.
Menschen bef?higen
- Sicherstellen, dass Rollen und Verantwortlichkeiten klar definiert und für alle verst?ndlich sind
- Auf die individuellen Bedürfnisse und Antriebe der Doktorierenden eingehen
- Doktorierenden die M?glichkeit geben, neue Wege zu gehen, neue Herausforderungen anzunehmen und aus Rückschl?gen zu lernen
- Gemeinsame Nutzung von Netzwerken, um die Karriere der Doktorierenden voranzutreiben und Perspektiven zu schaffen
- Auf das Potenzial der Doktorierenden achten statt auf ihre Defizite
"Good practice" Beispiele
- externe Seite call_made Toolbox for Professors: Enable doctoral students to select research direction (restricted access)
- externe Seite call_made Toolbox for Professors: Smart delegation-based organisational concept (restricted access)
- externe Seite call_made Toolbox for Professors: Delegation and trust (restricted access)
Innovation antreiben
- Mit Vision und Sinn inspirieren
- Kreativit?t f?rdern, Entdeckungen erm?glichen und unterschiedliche Perspektiven anregen und wertsch?tzen
- Das Eingehen von angemessenen Risiken ermutigen und belohnen
- Gr?ssere Ziele in kleinere Schritte unterteilen, den Fortschritt überwachen und die Umsetzung sicherstellen
"Good practice" Beispiele
externe Seite call_made Toolbox for Professors: Academic scope and ability to innovateWohlbefinden f?rdern
- Aktiv nach dem Wohlbefinden der Doktorierenden fragen - authentisches Interesse zeigen
- Psychologische Sicherheit schaffen (der Glaube, dass man nicht bestraft oder gedemütigt wird, wenn man Ideen, Fragen, Bedenken oder Fehler anspricht)
- Doktorierenden helfen, die richtige Work-Life-Balance zu finden, um sicherzustellen, dass sie ihr Bestes geben k?nnen
Brücken bauen
- Verantwortung für die Qualit?t der Beziehung zu den Doktorierenden übernehmen
- L?sungen auf konstruktive Weise aushandeln
- Verschiedene Arten von Konflikten erkennen und einsch?tzen k?nnen
- Bei Bedarf in Konflikten einschreiten
- Die grunds?tzliche Wertsch?tzung der Doktorierenden, unabh?ngig von ihrer Leistung, sicherstellen
"Good practice" Beispiele
Als Leiter:in von Doktorarbeiten haben Sie die komplexe Aufgabe verschiedenen Rollen zu bew?ltigen. Sie sind gleichzeitig Ausbilder:in, Prüfer:in, vorgesetzte Person, Mentor:in und manchmal auch Kollaborator für die Forschung nach dem Doktorat. Diesen verschiedenen Rollen gerecht zu werden und gut zu balancieren, kann herausfordernd sein.
Das globale akademische System sowie die multiplen Rollen als Leiter:in von Doktorarbeiten, bringen Spannungsfelder mit sich, welche sich nicht immer aufl?sen lassen.
H?ufig hilft es bereits, sich dessen bewusst zu sein, um einen ausgeglichenen Umgang damit finden zu k?nnen.
Doktorierende haben vor Beginn eines Doktorats h?ufig nur an kleineren Forschungsprojekten im Rahmen ihres Bachelor- und Masterstudiums mitgearbeitet. Dies geschah bis anhin unter enger Zusammenarbeit und Anleitung von anderen Forschenden.
Im Verlauf des Doktorats sollen sie sich zu eigenst?ndigen Forschenden entwickeln. Diese Entwicklung erfolgt sehr individuell und jede:r Doktoriende bringt andere Voraussetzungen mit.
Unterstützen Sie Doktorierende in dieser Entwicklung und ermutigen Sie sie Ideen offen zu ?ussern und diese konstruktiv zu diskutieren. Zu Beginn des Doktorats ben?tigen die Kandidat:innen h?ufig etwas mehr Unterstützung und Anleitung als im weiteren Verlauf des Doktorats.
Als Leiter:in einer Forschungsgruppe haben Sie eine gr?ssere wissenschaftliche Frage oder Problemstellung vor sich, welche sie versuchen zu beantworten oder zu l?sen. Dieses Big Picture überdauert h?ufig mehrere Generationen an Forschenden in Ihrer Arbeitsgruppe. Dafür teilen sie das grosse Ganze in einzelne Teil-Probleme, welche h?ufig von verschiedenen Gruppenmitgliederun bearbeitet werden, aber alle einen essentiellen Anteil zur Beantwortung des gr?sseren Problems leisten.
Für Doktorierende kann es zu Beginn oder im Verlauf des Doktorats herausfordernd sein, den ?berblick zu behalten. Dies kann dazu führen, dass Doktorierende sich in Details verlieren und der gr?ssere Fortschritt im Projekt ausbleibt. Oder Doktorierende finden keinen Zugang zu ihrem Anteil. Helfen Sie Ihren Doktorierenden klare Fragestellungen zu formulieren und f?rdern Sie gleichzeitig den Austausch in der Forschungsgruppe um das übergeordnete Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.
Freie, ergebnisoffene Forschung ist essentiell für innovative Entwicklungen und Erkenntnisse. Verschiedene Rahmenbedingungen k?nnen dies jedoch erschweren.
Drittmittel werden h?ufig mit einem bestimmten Zeitrahmen vergeben und auch ein Doktorat an der ETH Zürich dauert in der Regel ca. 4 Jahre.
Insbesondere für Doktorierende sind daher realistische und klare Ziele wichtig um ihre Doktorarbeit erfolgreich anzugehen. Doktorierende selbst sind zu Beginn jedoch h?ufig noch nicht erfahren genug, diese Ziele selbst zu formulieren. Unterstützen Sie Ihre Doktorierenden dabei, dies zu erlernen ohne eine freie und ergebnisoffene Forschung zu vermeiden.
Eine gemeinsame grosse Fragestellung, das Big Picture, verbindet die Forschenden einer Gruppe miteinander. Gleichzeitig haben die Meisten zum Ziel ihre Forschungsergebnisse zu publizieren. Dieser Publikationsdruck kann zu Konkurrenz innerhalb einer Forschungsgruppe führen.
Ein gewisses Mass an Konkurrenz kann motivieren, zu viel Konkurrenz dagegen kann zu Konflikten zwischen den Kolleg:innen führen und das gemeinsame Ziel vergessen.
H?ufig sind auch verschiedene Expertisen der Mitarbeitenden gefordert um eine gemeinsame Fragestellung umfassend zu bearbeiten. Hier sind klare Absprachen zu Verantwortlichkeiten, Fristen und Autorenschaften zu empfehlen um eine unbeschwerte Zusammenarbeit zu gew?hrleisten.
In der akademischen Landschaft bleiben Hierarchien h?ufig flach. Zum Teil ist dies sehr hilfreich für den wissenschaftlichen Diskurs auf Augenh?he. Forschende verschiedener Entwicklungsstufen (Doktorierende, Postdoktorierende und h?here wissenschaftliche Mitarbeitende) tauschen sich untereinander und mit ihrem Vorgesetzten offen und kritisch aus.
Dabei verwischen jedoch teilweise die Verantwortlichkeiten einzelner Funktionsstufen. Die kann bei Mitarbeitenden zu Unsicherheiten und Konflikten führen.
Gelebte flache Hierarchie und klare Entscheidungen müssen sich daher nicht ausschliessen. Ziehen Sie für sich klare Grenzen und kommunizieren sie diese transparent. So bleibt der wissenschaftliche Austausch lebhaft, offen und kritisch und gleichzeitig haben Sie als vorgesetzte Person die Entscheidungsverantwortung.
Als Leiter:in von Doktorarbeiten sind ihre Doktorierenden in vielf?ltiger Weise von Ihnen abh?ngig. Sie sind zum einen wegweisend im Forschungsthema und gleichzeitig bewerten Sie die Doktorarbeit bei Abschluss des Doktorats. Sie sind vorgesetzte Person, welche klare Entscheidungen im Sinne der Forschungsgruppe treffen muss und gleichzeitig Mentor:in, welche:r auf die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeitenden eingeht. Aufgrund der flachen Hierarchien kann man sich sogar auf freundschaflticher Ebene begegnen. Beachten Sie jedoch, wie sehr Doktorierende m?glicherweise bestrebt sind, Ihnen zu gefallen, und überlegen Sie, ob sie sich wirklich frei genug fühlen würden, bestimmten Anfragen zu widersprechen.
Aber auch Sie sind von ihren Doktorierenden in gewisser Weise abh?ngig. Eine erfolgreiche Zusammenarbeit bringt Sie der L?sung Ihrer grossen Fragestellung n?her. Eine erfolgreiche und produktive Zusammenarbeit bleibt h?ufig über das Doktorat hinaus bestehen, wenn aus Doktorierenden eigenst?ndige Forschende geworden sind, die eigene Forschungsgruppen leiten.
Die pers?nliche Weiterentwicklung und Lebenslanges Lernen ist wichtig für jeden von uns. Bei Doktorierenden wird dies zus?tzlich beeinflusst durch die Frage wie der berufliche Weg nach dem Doktorat weitergeht. Doktorierende sollten sich im Laufe des Doktorats Gedanken machen, wohin das Doktorat sie führen m?chte. Intuitiv ist die akademische Karriere naheliegend, jedoch sind die Stellen begrenzt und auch nicht alle Doktorierenden haben eine Professur zum Ziel.
Als Leiter:in von Doktorarbeiten k?nnen Sie meist am besten Hinweise und Tipps geben, wie eine Karriere im akademischen Bereich funktioniert. M?glicherweise sind Sie unsicher, wie Sie Doktorierende unterstützen k?nnen, die andere Ziele haben.
Jedoch spielt ein exaktes Ziel oder eine konkrete Karriere nicht die ausschlaggebende Rolle. Sprechen Sie mit Ihren Doktorierenden offen darüber, welche Kompetenzen sie weiter st?rken oder noch entwickeln k?nnen. Geben Sie Ihnen Raum diese zu entwickeln. Auch bei der Entscheidung, welche Forschenden an welchen Projekten mitarbeiten, kann es hilfreich sein zu wissen, ob Doktorierende einen akademischen Weg weiterverfolgen oder wohlm?glich die Forschungsarbeit eher hinter sich lassen m?chten.
Toolbox for Professors
- externe Seite call_made Trust-based doctoral supervision
- externe Seite call_made Leadership in general and teambuilding
- externe Seite call_made Leadership and culture
- externe Seite call_made Leadership principles
- externe Seite call_made Supervision of doctoral student and PostDocs
- externe Seite call_made Lab manifasto
- externe Seite call_made Lee, A. (2008). How are doctoral students supervised? Concepts of doctoral research supervision. Studies in Higher education, 33(3), 267-281.
- externe Seite call_made Di Benedetto, C. A., Lindgreen, A., & Ringberg, T. (2021). 22. Guiding PhD students. Handbook of Teaching and Learning at Business Schools: A Practice-based Approach, 313.
- externe Seite call_made V?h?m?ki, M., Saru, E., & Palmunen, L. M. (2021). Doctoral supervision as an academic practice and leader–member relationship: A critical approach to relationship dynamics. The International Journal of Management Education, 19(3), 100510.
- externe Seite call_made Sodhi, M. S., & Tang, C. S. (2014). Guiding the next generation of doctoral students in operations management. International Journal of Production Economics, 150, 28-36.
- externe Seite call_made Yang, B., Bao, S., & Xu, J. (2022). Supervisory styles and graduate student innovation performance: The mediating role of psychological capital and the moderating role of harmonious academic passion. Frontiers in Psychology, 13, 1034216.
- externe Seite call_made B?ckryd, E. (2022). Doctoral supervision as leadership: a practice-based proposal with special reference to the university hospital setting. Link?ping University Electronic Press.