Ein Herz für Strandkunst und Skitouren

Das dritte Studienjahr ist f¨¹r die Studierenden im Studiengang Maschinenbau und Verfahrenstechnik ein spezielles: Im sogenannten Fokusprojekt k?nnen sie ihr Wissen praktisch anwenden und ein Produkt nach einer eigenen Idee oder in Zusammenarbeit mit der Industrie entwickeln. Jeweils f¨¹nf bis acht Studierende bilden ein Team, das zwei Semester lang selbst?ndig ein Produkt umsetzt. Elf Projekte sind dieses Jahr am Start, darunter der Strandroboter BeachBot und der Skischuh TourBo (Touring Boot). Weitere Highlights wurden in ETH News und im ETH-Zukunftsblog bereits vorgestellt.

BeachBot ¨C der Roboter, der Herzen zeichnet

Das BeachBot-Team umfasst acht ETH-Studierende, einen Elektrotechniker und sieben Maschinenbauer sowie zwei Studierende der Z¨¹rcher Hochschule der K¨¹nste (ZhdK).

Ihr Industriepartner Disney Research Z¨¹rich liess ihnen von Anfang an viel Freiheit, erinnert sich Jonathan Huber vom BeachBot-Team. Bei einer Produktentwicklung so viele Freiheiten zu haben, werde er im Berufsleben vielleicht nicht mehr erleben, erg?nzt Teamkollege Timo M¨¹ller. Dies zusammen mit dem Interesse an der Robotik und dem Reiz an der Praxis hat die acht, die sich vorher nicht kannten, durch das Projekt getragen.

Der Auftrag war klar: einen Unterhaltungsroboter zu konstruieren, der am Strand Kunstwerke erzeugt. Das Ergebnis ist ein kleiner Roboter in der Schale einer Schildkr?te, der exakt einer programmierten Linie nachfahren und so ein Kunstwerk in den Sand zeichnen kann. Hinter der Schildkr?te steckt viel Arbeit, gedanklich wie praktisch: Wie gross soll der Roboter sein? Wie soll er die Leute unterhalten? Solche Konzeptdiskussionen standen am Anfang. Die Studierenden mussten ein Konzept erstellen, die Bauteile f¨¹r den Roboter bestellen, spezielle Teile mit CAD zeichnen und produzieren lassen, das Produkt zusammenbauen, Bewegungsabl?ufe programmieren und testen. ?Dabei waren nicht immer alle derselben Meinung?, erz?hlt Jonathan Huber, ?aber das Team hat immer eine L?sung gefunden, mit der jeder leben konnte.? Ihr erstes Ziel war, im Winter die Hardware fertigzustellen.

Nicht immer hat alles auf Anhieb funktioniert. Etwas entt?uscht sei er schon gewesen, als er versucht habe, die Software auf einen neuen Laser anzupassen. ?Dies war weitaus komplizierter als ich erwartet habe?, erz?hlt Teammitglied Lorenz Wellhausen. Als der BeachBot an Ostern auch noch Feuer fing, h?tten sie bef¨¹rchtet, dass sich das Projekt zu stark verz?gere, aber sie h?tten viel Gl¨¹ck gehabt, erg?nzt Jonathan Huber.

Auch Improvisationsgeschick war gefragt: Da Z¨¹rich keinen Strand hat, musste das Team den Roboter auf einem Beachvolleyballfeld testen. Es hat sich gelohnt: Mittlerweile kann das BeachBot nicht nur eine Linie in den Sand ziehen, sondern ganze Herzen.

TourBo ¨C der Komfortschuh f¨¹r Skitouren

Anders als der BeachBot beruht der TourBo auf einer Idee von Teammitglied Rudolf Maculan. Der Student kam darauf, weil es f¨¹r Skitourenbegeisterte bisher keinen grossen Fortschritt bei den Bindungen gab. F¨¹nf Maschinenbaustudierende der ETH und ein Designingenieur der ZHdK, alle selber vom Skisport begeistert, haben sich schliesslich zusammengetan. Gekannt haben auch sie sich vor dem TourBo-Projekt kaum, erz?hlt Jonas Schwarz.

Die urspr¨¹ngliche Idee war, eine bessere Tourenbindung herzustellen, doch bald mussten die f¨¹nf feststellen, dass es dieses Konzept schon gibt. Deshalb h?tten sie am Schuhwerk gearbeitet, erinnert sich Pere Molins. ?Das fasziniert mich am Fokusprojekt: Anders als sonst im Studium, wo die Probleme vorgegeben sind, mussten wir beim TourBo erst herausfinden, was das Problem ist.?

Die L?sung ist ein Skischuh mit einem in der Sohle integrierten Tourenmechanismus, der im Aufstieg komfortables Gehen erm?glicht und eine optimale Abfahrt erlaubt. Das selbstst?ndige Arbeiten zu erlernen und Produkte zu entwickeln, sei wertvoll f¨¹r die sp?tere Karriere, sagt Molins. Sehr zeitaufwendig sei die Suche nach Sponsoren gewesen, berichtet Schwarz. Ihre arbeitsintensivste Entscheidung war, von der urspr¨¹nglich geplanten Schuhgr?sse 44 auf 42 umzustellen. Just zur Weihnachtszeit mussten die Studierenden schliesslich alle Teile k¨¹rzen.
Umso gr?sser war die Freude, als das Team Anfang April mit dem Prototypen im Schnee von Klosters erste Schritte gehen konnten, erinnert sich Fabian R¨¹egg. Er ist hell begeistert von ihrem System: ?Der TourBo ist eigentlich ganz simpel. Anders als bei herk?mmlichen Tourenbindungen, in denen der Fuss vorne fixiert bleibt, ist es mit dem TourBo m?glich, nat¨¹rliche Schritte zu machen.?

Um auf Skitour gehen zu k?nnen, m¨¹sse man nicht eine andere Bindung kaufen, sondern lediglich den Schuh. Noch vor dem Rollout morgen Dienstag soll ein zweiter verbesserter Prototyp entstehen. Testen wollen sie beide Modelle in Engelberg, weil dort das Skigebiet noch offen ist. Schwarz bedauert lediglich, dass sie ihren Schuh nicht mehr in verschiedenen Schneearten testen k?nnen. Die Gruppe hat f¨¹r ihre Entwicklung bereits einen Patentantrag gestellt. Denn keiner im TourBo Team m?chte das Projekt nun aufgeben.