«Hacker» mit Leib und Seele

Technopark Z¨¹rich, Freitagabend, 18 Uhr: Rasmus Rothe steht auf der B¨¹hne. 461 Computerfans und IT-Interessierte h?ren ihm zu. Rasmus Rothe ist der Organisationsleiter des ?externe Seite HackZurich?, des bisher gr?ssten Programmier-Marathons in der Schweiz.

Rasmus Rothe weiss, wie er sein Publikum gewinnt. ?Wer von Euch kommt nicht aus Schweiz??, fragt er in die Runde. Dutzende heben ihre Hand. ?ber hundert sind aus dem Ausland angereist: Aus Deutschland viele, andere aus Zentral- und Osteuropa oder Amerika: ?Das hier ist der wohl bestorganisierte Hackathon. Ihr macht das gut hier in der Schweiz?, sagt Chris Traganos, Web Developer und externe Seite Blogger aus den USA.

Schnell und kreativ zur L?sung

Rasmus Rothe ist Doktorand am Institut f¨¹r Bildbearbeitung der ETH (D-ITET), und er ist begeistert: Der ?HackZurich? ist erst der dritte Hackathon, den Studierende der Universit?t Z¨¹rich und der ETH Z¨¹rich organisieren ¨C diesmal mit gr?sserer internationaler Ausrichtung. In den beiden Vorjahren machten noch 40, beziehungsweise 80 Personen mit. In diesem Jahr nehmen bereits 352 teil. Ein Viertel sind Frauen. Die meisten studieren. Der J¨¹ngste ist 17 Jahre alt.

Rasmus Rothe ¨¹bertr?gt seinen Enthusiasmus spielend auf die versammelten Computerfans. Mit feinem Sinn f¨¹r Humor projiziert er eine Twitter-Nachricht aus dem Web an die Wand: ?Meine Mutti vorhin so zum externe Seite #HackZurich: "Ist das denn legal?"?.

Tats?chlich hat der ?HackZurich? nichts zu tun mit einem widergesetzlichen Eindringen in fremde Computer. An dem Hackathon geht es vielmehr darum, dass die Teilnehmenden in nur 40 Stunden eine neue, funktionierende Anwendung entwickeln. Schnell m¨¹ssen die ?Hacker? sein, kreativ und Teamplayer. Zwei bis vier Mitspieler umfassen die Teams, die jeweils eine Idee in eine App umsetzen. Ihre Codes m¨¹ssen sie im Wettbewerb schreiben. Vorher geschriebene Codes sind unzul?ssig.

Vom Codieren zum Start-up

Ein Hackathon ist mehr als ein Wettbewerb ¨C er ist auch ein Erlebnis: ?Wir bringen den typischen ?Hackathon-Spirit? aus den USA in die Schweiz?, sagt Rasmus Rothe. Diesen Spirit verk?rpert Josh Miller, der die Teilnehmenden auf den ?HackZurich? einstimmt. Er selbst nahm vor wenigen Jahren an einem Hackathon teil, obwohl er keine Programmierkenntnisse besass. Miller gr¨¹ndete danach das Start up ?externe Seite Branch Media?, das L?sungen f¨¹r Web-Konversationen entwickelt. Anfang 2014 konnte der 24-J?hrige die Firma f¨¹r 15 Mio. Dollar an Facebook verkaufen. Dort arbeitet er nun als Produkt Manager. ?Mission driven? sollen sie sein, gibt Miller den Hackern mit auf den Weg.

Auch darum geht es am Hackathon: ?Der sch?nste Erfolg ist f¨¹r uns, wenn aus einem Hackathon-Team ein Start-up entsteht?, sagt Daniel Meile, der Pr?sident des externe Seite ETH Entrepreneur Clubs , ?Letztlich sollen die Teams Produkte entwickeln, welche etwas in der Welt bewirken.? Der ETH Entrepreneur Club ist eine Studierenden-Initiative, die Studierende zusammenf¨¹hrt, die eine Firma gr¨¹nden wollen. Zusammen mit dem Pendant der Universit?t, den ?UZH Startuppers?, organisieren die ETH Entrepreneurs den ?HackZurich?, aber auch das ?externe Seite Start-up Speed Dating? am 5. November an der ETH Z¨¹rich.

43 Sponsoren und 2,2 Tonnen Esswaren

Freitagabend, acht Uhr: Als eine Plattform, wo Studierende Software-Probleme schnell und unkonventionell angehen, ist der Hackathlon f¨¹r Firmen attraktiv. 43 Sponsoren unterst¨¹tzen den Anlass. Die Hauptsponsoren organisieren Workshops, um Hacker, die noch unschl¨¹ssig sind, auf eine Idee zu bringen und sie mit der n?tigen Technik zu unterst¨¹tzen: So animieren sie zum Beispiel zu Apps, die Bilder bewegen, Unwetter vorausberechnen oder webbasiert Modellrennwagen steuern.

Auch Studierende erhalten 45 Sekunden, um ihre Idee vorzutragen und ein Team zu bilden. Schliesslich richten sich die Teams an den zahlreichen Tischen ein und stellen ihre Laptops und Ladeger?te auf.

Ab Freitag halb elf wird gehackt. Bis Samstag, 6 Uhr reichen die Teams 101 Projekte ein. Bis zur Abgabe am Sonntagmorgen schreiben die Teams insgesamt rund 245 000 Zeilen Codes.

Vor allem gilt es, durchzuhalten: Dazu stehen 2,2 Tonnen Esswaren und 3400 Liter Getr?nke bereit, zum Beispiel Pizzaschachteln oder M¨¹eslibecher. Zur Abwechslung gibt es Tischfussball, Ping Pong oder Spielkonsolen. ?Das wird ein Super-Weekend?, sagt einer, der auch seine Schlafmatte dabei hat.

Sieger-App: ?Einfach anwenden?

Sonntagnachmittag, 14 Uhr: Der Final mit den 25 besten Ideen beginnt. ?F¨¹hlt Ihr Euch gut??, fragt Rasmus Rothe die Runde. Ein starkes ?Ja? zeigt, wie gespannt das Publikum ist. Je zwei Minuten haben die Finalisten Zeit, die Jury zu ¨¹berzeugen. Ihre Ideen decken unterschiedlichste Anwendungsgebiete ab: Apps, die einen beim Einkaufen und Kochen unterst¨¹tzen, gibt es ebenso wie Apps, um Kontakte zu gleichgesinnten Personen zu pflegen.

Um 16 Uhr ist es soweit, die Gewinner werden ausgerufen: ?And the winner is¡­ Team Immersive?. externe Seite Immersive sind vier Informatikstudierende aus Deutschland: Johannes Schickling, Emanuel J?bstl, Matthias Standfest und Elisaweta Masserova. Standfest seinerseits ist Doktorand an der Professur f¨¹r Informationsarchitektur der ETH Z¨¹rich (D-ARCH).

Mit ihrer App lassen sich per Smartphone-Kamera R?ume erkunden, auch weit entfernte, wie wenn man in einer fremden Stadt ein Zimmer mieten will. Neben der App haben sie in den zwei Tagen auch eine Homepage mit externe Seite Fotobeispielen aufgebaut. Total ¨¹berw?ltigt sei sie, sagt Elisaweta Masserova. Auch f¨¹r Teamkollege Emanuel J?bstl kommt der Sieg unterwartet, nach 40 Stunden programmieren fehlen ihm die Worte: ?Aber unsere App ist ja online ¨C man kann sie einfach anwenden.?