Philippe Block erhält Rössler-Preis

Eierschalen sind d¨¹nn, stabil durch ihre Struktur und formsch?n. Sie stehen symbolisch daf¨¹r, wie sich Philippe Block, Professor f¨¹r Architektur und Tragwerk an der ETH Z¨¹rich, das Bauen in Zukunft vorstellt: effizient und ?sthetisch.

F¨¹r seine Arbeit erh?lt der Bauingenieur und Architekt nun den mit 200'000 Franken dotierten R?ssler-Preis. Der Preis wird von der ETH-Schulleitung seit 2009 an junge Professorinnen und Professoren in der Expansionsphase ihrer Laufbahn vergeben. Der ETH-Pr?sident Lino Guzzella sagte in seiner Laudatio: ?Philippe Block ist Architekt und Ingenieur in einer Person: Das ist auch in seinen gew?lbten Dachkonstruktionen gut erkennbar, wo er den ?sthetischen Ausdruck mit der idealen Geometrie verbindet ¨C bei m?glichst geringem Materialeinsatz.?

Initiator des Preises ist Max R?ssler, ein ETH-Alumnus und Mathematiker. R?ssler hat eine gr?ssere Summe an die ETH Z¨¹rich Foundation gestiftet, aus deren Ertr?gen der Preis auf Antrag der ETH ausgerichtet wird. R?ssler ist beeindruckt von Blocks Ideen: ?Seine Arbeit ist sehr anschaulich. Sie zeigt, welch grosses Potenzial in der Architektur heute noch ungenutzt ist?. Block selber freut sich ¨¹ber die Anerkennung. ?Ich weiss, wie gross die Konkurrenz an der ETH Z¨¹rich ist. Der Preis erlaubt es mir und meinem Team, unsere architektonischen Innovationen noch schneller vorw?rts zu treiben.?

Digitale Methoden, historisch inspiriert

Block sucht mit seiner Forschung nach neuen Formen und Tragstrukturen, mit denen sich Materialien effizienter nutzen lassen. Inspiration findet er bei historischen Bauprinzipien, die beispielsweise durch den Einsatz neuer Baumaterialien wie Stahlbeton verdr?ngt wurden und dadurch in Vergessenheit gerieten. Als Vorbild dienen Block beispielsweise die Gew?lbe von gotischen Kathedralen oder sogenannte katalanische Gew?lbe aus sehr d¨¹nnen Ziegeln.

Gemeinsam mit Co-Direktor Tom Van Mele entwickelt er diese Bauweise mit computerbasierten Methoden weiter. Mit eigens entwickelten Algorithmen berechnet Blocks Forschungsgruppe, wie Druckkr?fte ideal durch die Tragstruktur abgeleitet werden. Das Resultat sind vielf?ltige Formen und Bauten, die oft ganz ohne M?rtel oder Bewehrung auskommen und mit wenig Material grosse Lasten tragen. Block sagt: ?Auch in der Vergangenheit sind ausdrucksstarke Formen durch den Zwang zur Wirtschaftlichkeit entstanden. Effizienz muss nicht langweilig sein?.

Zu den bekannten Arbeiten Blocks geh?ren das Armadillo-Gew?lbe f¨¹r die Architekturbiennale Venedig 2016 oder die unbewehrten, mit Rippen ausgesteiften Bodenelemente und das geschwungene Betondach f¨¹r das experimentelle HiLo-Geb?ude auf der NEST-Plattform.

Ein sparsamer Baustandard

Im Umgang mit nat¨¹rlichen Ressourcen sieht Block die Architekten und Ingenieure in der Verantwortung: ?Wir k?nnen nicht so weiterbauen, wie wir es heute tun. Sonst gehen uns schon in naher Zukunft die Ressourcen aus.? Die Massivbauweise in Stahlbeton etwa verbrauche enorme Mengen Sand, und Zement generiere in der Produktion viel CO2. Oftmals wird produziertes Schalungsmaterial, speziell f¨¹r nicht-standardisierte Bauformen, nach einer einzigen Nutzung zu Abfall.

Zu den Arbeiten von Block und seinem Team geh?rt auch ein Haus im ?thiopischen Addis Abeba, das haupts?chlich aus lokalem Material besteht, g¨¹nstig herzustellen ist und eine minimale CO2-Bilanz aufweist. Der Bau mit dem Namen ?Sustainable Urban Dwelling Unit? entstand in Zusammenarbeit mit dem Architekten Dirk Hebel. Blocks Team konstruierte die Geschossdecke: ein flaches Gew?lbe aus d¨¹nnen Ziegeln, die alleine aus der tonreichen Erde von Addis Abeba von heimischen Arbeitskr?ften hergestellt sind.

Strickarbeiten statt Holzschalung

Block, seit Juni 2017 auch Leiter des Nationalen Forschungsschwerpunktes f¨¹r Digitale Fabrikation (NFS DFAB), sagt: ?Digitale Fabrikation und Roboter werden oft benutzt, um neue, noch verr¨¹cktere Formen zu bauen. F¨¹r mich steht aber etwas Anderes im Fokus: Digitale Fabrikation soll neue Baustrukturen erm?glichen, sie soll den Baustandard hin zu einer sparsameren Bauweise ver?ndern.?

Aktuell forscht Blocks Gruppe an neuen Formen des Betonierens. Ein Beispiel daf¨¹r steht vor Blocks B¨¹ro: eine kleine, geschwungene Betonbr¨¹cke. Ihre Struktur besteht aus einem ultraleichten Strickgewebe, aufgespannt mit flexiblen St?ben. Mit dieser Methode sollen k¨¹nftig leichte, komplexe Formen aus Beton hergestellt werden, ohne aufwendige und abfallintensive Schalungsarbeiten.

Bauingenieur und Architekt

Block integriert in seiner Arbeit mehrere Fachgebiete: Konstruktionstechnologie, architektonischer Entwurf, Bauingenieurwesen und Informatik. Er studierte an der Vrije Universiteit Brussel parallel Architektur und Bauingenieurswesen. Im Jahr 2009 promovierte er am MIT in Cambridge und wurde danach als Assistenzprofessor an die ETH Z¨¹rich berufen. 2014 wurde er zum ausserordentlichen Professor f¨¹r Architektur und Tragwerk am Institut f¨¹r Technologie in der Architektur (ITA) bef?rdert, 2017 zum ordentlichen Professor ernannt. Blocks Arbeit ist mehrfach ausgezeichnet worden, zuletzt im Januar 2018 mit dem Berliner Kunstpreis in der Sparte Baukunst. Im Jahr 2012 gewann er den Edoardo Benvenuto Preis sowie 2010 den Tsuboi Award und 2007 den Hangai Preis der ?International Association of Shell and Spatial Structures (IASS)?.