Neue Jungforschende auf Eschers Spuren
Julia Gschwind und Sébastien Delsad heissen die Gewinner des Alfred-Escher-Preises 2020 der ETH Zürich. Verliehen wurde er in diesem Jahr zum zweiten Mal, und zwar als Sonderpreis anl?sslich des 54. nationalen Wettbewerbs von ?Schweizer Jugend forscht?.
Jedes Jahr landet in der Schweiz rund eine Million Tonnen Lebensmittel aus privaten Haushalten im Abfall. Zwar ist das Bewusstsein für Foodwaste in der Gesellschaft in den letzten Jahren gestiegen. Doch mehr als Aufkl?rung und Aufrufe, das pers?nliche Verhalten zu ?ndern, kann dieser enormen Verschwendung bisher kaum entgegengesetzt werden. Der 20-j?hrigen Solothurnerin Julia Gschwind liess das keine Ruhe. Im Rahmen ihrer Maturaarbeit suchte sie eine L?sung, um dem Missstand an der Quelle Paroli zu bieten – direkt in der Küche der Konsumentinnen und Konsumenten.
Ein Küchenschrank, der mitdenkt
Und so sieht diese aus: Julia Gschwind entwickelte und konstruierte einen intelligenten Küchenschrank, der die Nutzenden konstant an Artikel mit bevorstehendem Verfallsdatum erinnert.
Dies geschieht, indem die Produktdaten mittels Gewichtssensor, Scan-, Text- und Barcode-Erkennungssoftware identifiziert und ausgewertet werden. Das System führt die Datenbank bei Entnahme eine Produkts nach und orientiert den Nutzer und die Nutzerin per E-Mail oder Dashboard über alle Verfallsdaten.
Die Preistr?gerin mache mit ihrem ?Smart Kitchen Cabinet? einen überzeugenden und zuverl?ssigen Vorschlag, um die in den Haushalten weggeworfenen Lebensmittel zu reduzieren, heisst es in der Würdigung der Jury. ?Ihre hochstehende Arbeit besticht durch wissenschaftliches Vorgehen, Einsatz von anspruchsvollen Technologien, hochschulreifer Dokumentation und Erfüllen eines Marktbedürfnisses?. Dafür verlieh sie Julia Geschwind den Alfred-Escher-Preis der ETH. Dieser besteht in einer begleiteten Reise an einen internationalen Gründer-Hotspot oder einen Innovationskongress. "Von einer weltweit führenden Universit?t für eine Maturarbeit ausgezeichnet zu werden, ist eine grosse Ehre", freut sich Julia Gschwind; "zudem erm?glicht mir der Alfred Escher Preis, einen Einblick in die Startup-Kultur zu gewinnen."
Autonomes Schachbrett
Ebenfalls einen Alfred-Escher-Preis erhielt der 17-j?hrige Sébastien Delsad aus Cologny im Kanton Genf mit einer sowohl technisch wie theoretisch überaus anspruchsvollen Arbeit. Sein Ziel war es, von Grund auf einen Schachcomputer zu programmieren und zu konstruieren, der seine Züge nicht nur dank künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen berechnet, sondern dank Magnetdetektoren auch auf einem realen Schachbrett ausführt. Der schliesslich in mehreren Schritten optimierte Prototyp ist in der Lage, gegen einen durchschnittlichen Schachspieler zu gewinnen.
Sébastien Delsads hochwertige Arbeit besteche durch die Verbindung breiter Kenntnisse in Elektronik, Montage, Informatik, künstlicher Intelligenz und Algorithmen, lobte die Jury. "Ich freue mich besonders, den Escher-Preis zu erhalten, vor allem angesichts der erstaunlichen Karriere von Alfred Escher", meint der Preistr?ger. "Ich kann es kaum erwarten, neue Leute mit ?hnlichen Interessen zu treffen."
Kür per Videocall
Wegen des aktuellen Gesundheitsrisikos musste die Jury von "Schweizer Jugend forscht" ihre Bewertungen erstmals seit 54 Jahren virtuell vornehmen. Nach einem mehrstufigen Selektionsverfahren pr?sentierten die 136 Teilnehmenden - 65 Frauen und 71 M?nner - aus 20 Kantonen ihre Projekte den Expertinnen und Experten per Videocall. Zum Wettbewerb zugelassen sind Jungforschende der Schweiz vom 16. Altersjahr bis zum Abschluss der Mittel- oder Berufsfachschule. Der gr?sste Teil der Teilnehmerschaft in diesem Jahr hat ein Gymnasium besucht, n?mlich 123. Eine Lehre haben 13 Teilnehmende absolviert.
?Der Mut und die Kreativit?t der heranwachsenden Generation sind ungebrochen. Dies zeigen die beiden diesj?hrigen Alfred-Escher-Preistr?ger in eindrücklicher Weise?, bilanziert Ralph Eichler, ehemaliger ETH-Pr?sident und Stiftungsratspr?sident von ?Schweizer Jugend forscht?. Es fasziniere ihn immer wieder, mit welchen eigenen Ideen die Jugendlichen Herausforderungen angehen und sie meistern. ?Dazu geh?rt nicht zuletzt, sich auch dem Risiko des Scheiterns auszusetzen?, so Ralph Eichler.
Alfred-Escher-Preis
2019 j?hrte sich der Geburtstag des Zürcher Pioniers Alfred Escher zum 200. Mal. Escher spielte eine wichtige Rolle bei der Schaffung des Eidgen?ssischen Polytechnikums, der sp?teren ETH Zürich. Das Jubil?um bewog die ETH, einen F?rderpreis für junge Innovatorinnen und Innovatoren zu vergeben. Kriterien dafür sind Innovationsgeist und Originalit?t, praktische Relevanz und ein Bezug zu Naturwissenschaften und Technik.