Spektakulärer Erfolg für ETH-Studierende

Eine Cyberattacke legt Europas Energienetz lahm. Es drohen grossfl?chige Blackouts, Kernschmelzen, Explosionen in Gaspipelines. Wer f¨¹r den Angriff verantwortlich ist, ist unklar. Unterdessen laufen in den sozialen Medien Desinformationskampagnen und die internationalen Spannungen steigen immer mehr.

Mit diesem Szenario eines gross angelegten Cyberangriffs startete die Cyber 9/12 Strategy Challenge 2020, organisiert vom Genfer Zentrum f¨¹r Sicherheitspolitik. Teams aus jeweils vier Studierenden stellen sich an diesem internationalen Wettbewerb einem realistisch simulierten Cyberangriff. Innerhalb von zwei Tagen m¨¹ssen sie Empfehlungen f¨¹r politische Entscheidungstr?ger ausarbeiten und anschliessend ¨¹berzeugend pr?sentieren. Wie bei einem echten Angriff entwickelt sich das Szenario w?hrend der Challenge weiter.

Zwanzig Studierendenteams aus der ganzen Welt traten 2020 zur Challenge an, die dieses Jahr erstmals als Online-Event durchgef¨¹hrt wurde. Mit dabei waren auch f¨¹nf interdisziplin?re Teams der ETH Z¨¹rich. F¨¹r den ersten Platz hat es den ETH-Teams in den letzten Jahren nie gereicht. Zu stark war jeweils die Konkurrenz, unter anderem von Milit?rakademien aus den USA, die nicht nur fachliche Kompetenz mitbringen, sondern auch Teamwork und Rhetorik professionell trainieren.

Wohlverdienter Triumph

Am 2. und 3. Juli 2020 ?nderte sich das. An der Cyber 9/12 Strategy Challenge 2020 belegten die f¨¹nf ETH-Teams nicht nur die top f¨¹nf Pl?tze, sondern sicherten sich auch s?mtliche Sonderpreise des Wettkampfs: Team PromETHeus belegte den ersten Platz, die Teams Phoenix, Idonea und Alita besetzten die Pl?tze zwei bis vier. Team ARX gewann den ?Best Team Work?-Award, Team Alita den ?Best Oral Presentation?-Award, Team Phoenix den ?Best Decision Document?-Award und das Siegerteam PromETHeus den ?Best Creative Brief?-Award.

Die Konkurrenz war auch dieses Jahr beachtlich, was den ETH-Erfolg umso spektakul?rer macht. Er kommt nicht von ungef?hr. Die ETH Teams hatten einen entscheidenden Vorteil: die Cyber Group. Diese Studierendenorganisation wurde von sieben Teilnehmenden der Challenge 2019 gegr¨¹ndet, um k¨¹nftige Teilnehmende der ETH Z¨¹rich umfassend auf den Wettbewerb vorzubereiten.

Die Cyber Group finanzierte die Teams und organisierte ab Februar w?chentlich vierst¨¹ndige Trainings, in denen die Teilnehmenden nicht nur von den Mitbegr¨¹ndern der Cyber Group gecoacht wurden, sondern auch von einer Vielzahl von Experten aus der Forschung, der Industrie und der ?ffentlichkeit lernen durften: ¨¹ber Cybersicherheit und Politik, aber auch ¨¹ber Kommunikation, Rhetorik und Teamaufbau.

?Die Resultate der diesj?hrigen Cyber 9/12 Strategy Challenge sind ¨¹berw?ltigend, jenseits aller Hoffnungen oder Erwartungen. Sie zeugen von der Kraft des Enthusiasmus und der Eigeninitiative unserer Studierenden?, lobt Rektorin Sarah Springman. ?Wir als ETH Z¨¹rich sind besonders stolz, dass diese Spitzenleistung durch eine von Studierenden geleitete Initiative erm?glicht wurde. Der Enthusiasmus der Cyber Group hat ein Netzwerk von vertrauensvollen Beziehungen zwischen den beteiligten Studierenden und den Experten im Bereich der Cybersicherheit erm?glicht, an der ETH und dar¨¹ber hinaus.?

Die Cyber Group-Mitbegr¨¹nder Karin Holzhauser und Robin Staab, Masterstudierende am Departement Informatik, sind vom Erfolg ebenfalls ¨¹berw?ltigt. ?Wir hofften, dass eines unserer Teams ins Finale kommt?, sagt Robin Staab. ?Die Ergebnisse ¨¹bertrafen alle unsere Erwartungen.?

Karin Holzhauser ist begeistert, dass so viele Experten bereit waren, der Organisation ihre Zeit und ihr Wissen zur Verf¨¹gung zu stellen. ?Wenn neugierige Studierende mit enthusiastischen Risiko- und Cyberspezialisten aus der Industrie, der Forschung und den ?ffentlichen Diensten zusammenkommen, inspirieren sie sich gegenseitig und lernen voneinander?, sagt sie. ?An dieser Stelle vielen herzlichen Dank an unsere zahlreichen Experten, die uns auch bis in die Nacht der Challenge unterst¨¹tzt haben, sowie an die ETH, insbesondere an Rektorin Professor Sarah Springman, Professor Kenny Paterson von der Applied Cryptography Group am Departement Informatik und an das Team des Center for Security Studies.?

Die Unterst¨¹tzer der Cyber Group loben ihrerseits den Einsatz der Studierenden. ?Die Leistung der ETH-Teams in der diesj?hrigen Challenge war mehr als hervorragend?, sagt Professor Kenny Paterson. ?Ein klarer Beweis f¨¹r die gr¨¹ndliche Vorbereitung durch die Cyber Group sowie das grosse Talent unserer Studierenden.? Stefan Soesanto, Senior Researcher am Center for Security Studies, ist ebenfalls beeindruckt. ?Die Teams haben ein noch nie gesehenes Niveau an Energie, Kreativit?t und Wissensdurst an den Tag gelegt. Die Lorbeeren sind wohlverdient.?

Herzblut, Engagement und Fairness

Kreativit?t und Energie sind ein Muss bei der zweit?gigen Challenge. Die Teilnehmenden m¨¹ssen unter Zeitdruck sehr viele Informationen verarbeiten und schnelle Entscheidungen treffen. Die Pandemie erschwerte die Kommunikation dieses Jahr zus?tzlich. Den Plan, sich mit allen f¨¹nf Teams in einem Seminarhotel in Pf?ffikon einzurichten, verwarf die Cyber Group wieder, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren und die Richtlinien der ETH und des BAG einzuhalten. Also mussten die Teilnehmenden ¨¹ber Zoom und Slack kommunizieren.

Die Cyber 9/12 Strategy Challenge sieht vor, dass die Teams zu bestimmten Zeiten mit ihren Coaches zusammenarbeiten und Experten aus ihrem Netzwerk beiziehen d¨¹rfen. Auch hier stand ihnen die Cyber Group zur Seite. ?Manche haben im Vorfeld an uns gezweifelt, weil wir ausschliesslich Studierende als Coaches einsetzen. Das ist an dieser Challenge sehr ungew?hnlich?, sagt Cyber-Group-Mitbegr¨¹nderin Jelena Mihajlovic.

Wie gut die Cyber Group aufgestellt ist, zeigte sich eindr¨¹cklich im Wettkampf, zum Beispiel am Abend des 2. Juli. ?Um 17.30 Uhr wurde ein neues Szenario bekanntgegeben. Die simulierte Krise drohte in eine milit?rische Konfrontation zwischen der EU und einem Nachbarstaat zu eskalieren. Diese Wendung er?ffnete neue Fragen?, erinnert sich Karin Holzhauser. Gemeinsam mit Jelena Mihajlovic mobilisierte sie umgehend das Netzwerk der Cyber Group und sicherte den Teams die n?tige Unterst¨¹tzung. ?Wir konnten in letzter Minute auf das Expertenwissen von Cyber-?Security-Spezialisten, ETH-?Professoren, Forschenden der Europ?ischen Kommission und Schweizer Armeeoffizieren z?hlen. Das war unglaublich!?

Begeistert waren die Cyber-?Group-Gr¨¹nder auch von der Solidarit?t der ETH-?Teams. Die ¨¹berragende Leistung der ETH-?Teilnehmenden bedeutete, dass vier der Teams, die gemeinsam trainiert und auf die Challenge hingefiebert haben, im Finale gegeneinander antreten mussten. Die Finalisten pr?sentieren ihre Ergebnisse hintereinander. Wer die Pr?sentation sp?ter hat, hat mehr Zeit, um mit den Coaches letzte Fragen zu kl?ren. Um Fairness zu bewahren, haben die vier ETH-?Finalisten beschlossen, alle Fragerunden gleichzeitig zu beenden.

Ihren ersten grossen Erfolg will die Cyber Group mit all ihren Sponsoren, Experten und Unterst¨¹tzern feiern ¨C wegen der Pandemie erst am 28. Oktober. ?Wir gratulieren all unseren Teams und sind wahnsinnig stolz auf sie?, sagt Karin Holzhauser. ?Und wir danken nochmals all unseren Unterst¨¹tzern und der ETH Z¨¹rich sowie dem Genfer Zentrum f¨¹r Sicherheitspolitik und dem Atlantic Council f¨¹r den grossartigen Anlass. Wir kommen wieder!?