Zernez Energia 2020 – Transformation eines Bergdorfes
Die Gemeinde Zernez plant, bis zum Jahr 2020 vollst?ndig auf den Einsatz fossiler Energietr?ger für Heizung und Warmwasser zu verzichten und ihren Elektrizit?tsbedarf durch eigene Produktion zu decken. Das Projekt mit dem Titel ?Zernez Energia 2020? entstand anl?sslich des 100-j?hrigen Jubil?ums des Schweizerischen Nationalparks.
Der Anteil des Schweizer Geb?udeparks am Endenergieverbrauch der Schweiz betr?gt etwa 50 Prozent. Aufgrund der nach wie vor starken Verwendung fossiler Energietr?ger sind Geb?ude auch unter den gr?ssten Verursachern von CO2-Emissionen und mitverantwortlich für die Klimaerw?rmung. Da die Neubaurate in der Schweiz lediglich rund 1 Prozent betr?gt, kommt der energetischen Sanierung des bestehenden Geb?udeparks eine grosse Bedeutung zu. Die Sanierungsrate verharrt allerdings seit Jahren auf lediglich 1 bis 2 Prozent.
Sanierungstechnisches Grossprojekt
Um die Sanierung des Geb?udebestandes voranzutreiben, ist es sinnvoll, nicht nur einzelne Geb?ude, sondern gr?ssere Gruppen von Geb?uden, etwa Distrikte oder ganze Nachbarschaften, auf ?kologische und ?konomische Sanierungspotenziale und Synergien hin zu untersuchen.
Die Gemeinde Zernez, Heimatort des Schweizerischen Nationalparks, hat sich zu dessen 100-j?hrigen Geburtstag das Ziel gesetzt, ihre Geb?ude in absehbarer Zukunft emissionsfrei zu betreiben und mit lokaler Energieproduktion zu decken. Das Forschungsprojekt ?Zernez Energia 2020? umfasst 309 Geb?ude, die über einen Zeitraum von 400 Jahren gebaut wurden. Initiiert durch das Energy Science Center (ESC) der ETH Zürich fand sich ein interdisziplin?res Forschungsteam [1], das sich dieser Herausforderung zusammen mit verschiedenen Praxispartnern [2] stellt. Das modular organisierte Projekt wird durch die Kommission für Technologie und Innovation (KTI) unterstützt.
Unsere Aufgabe im Modul A [1,2] ist, neue Methoden für die Erstellung von ?kologisch und ?konomisch effektiven Sanierungsstrategien für gr?ssere Geb?udebest?nde zu erforschen. Da die finanziellen Mittel der Geb?udeeigentümer und die M?glichkeiten der Unterstützung durch die Gemeinde begrenzt sind, geht es darum herauszufinden, welche Geb?ude durch welche Massnahmen m?glichst effektiv saniert werden k?nnen. Eine wichtige Anforderung an unsere Forschung ist, dass die resultierenden Sanierungsstrategien für die Gemeinde verst?ndlich, realistisch und umsetzbar sind.
?konomisch sinnvolle Eingriffe
Für uns bietet das Projekt eine einzigartige Chance, einen ?bottom-up?-Ansatz zu entwickeln, der im Gegensatz zu abstrakten, statistischen Daten auf realen Geb?udedaten basiert. Mit tatkr?ftiger Unterstützung der Gemeinde wurden für jedes Geb?ude über 50 Parameter abgefragt und in einer georeferenzierten Datenbank erfasst, so zum Beispiel das Baujahr, das Heizsystem und dessen Einbaujahr, die Nutzung, der Zustand und frühere Sanierungen.
Für die m?gliche künftige Sanierung der Geb?ude wurde eine Reihe realistischer Massnahmen definiert, die in der Gemeinde bereits angewendet werden. Diese zielen sowohl auf die Einsparung von Heizenergie ab, beispielsweise durch bessere D?mmung der Aussenhülle oder den Austausch des Heizsystems, als auch auf die Nutzung lokaler, erneuerbarer Energiequellen, etwa Photovoltaik oder Solarthermie. Leitlinie für die Auswahl der Massnahmen ist dabei nicht das technisch machbare, sondern das ?konomisch sinnvolle.
Datenbank als Planungsgrundlage
Alle Massnahmen k?nnen für s?mtliche Geb?ude der Gemeinde, die in der Datenbank erfasst sind, durchgespielt werden. Mittels Datenanalyse l?sst sich unter Berücksichtigung der individuellen Eigenschaften eines jeden Geb?udes herausfinden, welche Massnamen bei welchen Geb?uden die gr?sste Wirkung erzielen. In Kombination mit Kosteninformationen lassen sich Gruppen identifizieren, bei denen finanzielle Mittel besonders effektiv für die Reduktion von CO2-Emissionen im Geb?udebetrieb eingesetzt werden k?nnen.
Parallel dazu werden durch Modul B [1] m?gliche Varianten einer Versorgungsinfrastruktur für das Dorf, und durch Modul C [2] die Integration in die ortsplanerische Entwicklung des Dorfes untersucht. Gemeinsam wollen wir Wege aufzuzeigen, wie das Ziel des emissionsfreien Geb?udeparks der Gemeinde Zernez m?glichst schnell umgesetzt werden kann.
Weiterführende Informationen
Mehr über Zernez Energia 2020: external page hier sowie sowie im Bericht in ETH-News.
Mehr über Architektur und nachhaltige Geb?udetechniken (Prof. Arno Schlüter): SuAT
Referenzen:
[1] Professur für Architektur und St?dtebau, Prof. Kees Christiaanse (Gesamtprojektleitung, Modul C); Ass. Prof. für Architektur und Nachhaltige Geb?udetechnologien, Prof. Dr. Arno Schlüter (Modul A); Professur für ?kologisches Systemdesign, Prof. Dr. Stephanie Hellweg (Modul A); Professur für Bauphysik, Prof. Dr. Jan Carmeliet (Modul B);
[2] Gemeinde Zernez (Modul A); Amstein & Walthert (Modul B), STW AG (Modul C)