Phosphor: knapp und ungleich verteilt
Phosphor ist essentiell für jegliches Leben. Als Rohstoff ist er kritisch, denn die Reserven sind global ungleich verteilt. ?hnliches gilt für die Nutzung: W?hrend in Industrienationen zu viel Phosphor bereits manche ?kosysteme bedroht, k?nnten ?rmere Regionen mehr Nahrungsmittel produzieren, w?re Phosphatdünger dort günstig verfügbar.
Phosphor ist das 15. Element im Periodensystem und lebensnotwendig für alle bekannten Organismen. Er wird vor allem für das Erbgut (DNS) wie auch für Knochen und Z?hne ben?tigt. Aus chemischer Sicht ist Phosphor ein sehr reaktives Element und in verschiedenen Formen zu finden. Seinen Namen verdankt das Element der Tatsache, dass weisser Phosphor bei seiner Oxidation im dunklen leuchtet (phosphoresziert).
Grüne Gew?sser
Vor einigen Wochen sorgte in den US-Medien erneut der vor Algen ergrünte Lake Earie für Schlagzeilen, einer der fünf Grossen Seen Amerikas. Auch in Europa k?nnen wir ?hnliches beobachten, etwa wenn ein Algenteppich gigantischen Ausmasses die Ostsee bedeckt. Man nennt dieses Ph?nomen Eutrophierung. Hauptverantwortlich dafür ist oft der exzessive Gebrauch von phosphathaltigen Düngern in der Landwirtschaft. ?ber das Grundwasser reichert sich auch Phosphor in den nahen Gew?ssern an. Dort limitiert der N?hrstoff das Wachstum von Algen. Erh?ht sich die Phosphorkonzentration, spriessen sie.
Problematisch sind solche Algenblüten aus mehreren Gründen. So ist etwa bekannt, dass die Algen im Lake Earie Giftstoffe produzieren, die auch für Menschen gef?hrlich sind. Weil umliegende Agglomerationen ihr Trinkwasser direkt aus dem See beziehen, muss das Wasser aufwendig aufbereitet werden. In anderen Gew?ssern verursacht das Algenwachstum teils regelrechte Todeszonen: Nachdem die Algen absterben, sinken sie von der Oberfl?che auf den Grund. Für den Abbau des organischen Materials ist dann Sauerstoff notwendig. So viel, dass er anderen Organismen fehlt. Einige Bereiche in der Ostsee sind deswegen für manche Lebewesen bereits unbewohnbar.
Tropische B?den binden Phosphor
W?hrend in L?ndern des Nordens tendenziell zu viel Phosphor für Probleme sorgt, mangelt es B?den in den Tropen meist an diesem N?hrstoff. Das hat direkte Folgen für die Landwirtschaft, die unter niedrigeren Ertr?gen wegen Phosphormangels leidet. Hinzu kommt, dass diese B?den ausgebrachten Phosphor oft viel st?rker binden, als dies bei uns der Fall ist. Der Grund: Durch die w?rmeren Temperaturen und oftmals h?heren Niederschl?ge altern die B?den schneller, wodurch in den Bodenmineralien vermehrt Eisen- und Aluminiumoxide freigesetzt werden. Diese haben die Eigenschaft, Phosphor stark zu binden und nur sehr langsam wieder abzugeben. Die Folge ist, dass Pflanzen nur einen Bruchteil des eingesetzten Phosphors verwerten k?nnen. Auch ist Phosphatdünger gerade in den Regionen mit dem gr?ssten Bedarf selten erschwinglich. Hinzu kommen grosse Preisfluktuationen von Rohphosphat, also von phosphorhaltigem Gestein, aus dem hochwertiger Mineraldünger hergestellt wird. 2008 stieg der Preis für Rohphosphat innert weniger Monate um beinahe 500 Prozent, was vor allem Landwirte in ?rmeren Regionen traf.
Globales Ungleichgewicht
Die globalen Rohphosphatvorkommen sind sehr ungleich verteilt. Zwar gibt es unterschiedliche Experteneinsch?tzungen zu den tats?chlich vorhandenen Lagerst?tten und absoluten Mengen. Nach derzeitigen Sch?tzungen befindet sich der Grossteil der globalen Vorkommen in Marokko und China.
Grund genug, sich Gedanken über die zukünftige Verfügbarkeit zu machen. Denn Europa ist stark von Importen abh?ngig – die einzige europ?ische Mine in Finnland wird sich innert dreissig Jahren ersch?pfen. Deshalb hat die Europ?ische Kommission im Mai dieses Jahres Rohphosphat auf die Liste der kritischen Rohstoffe gesetzt. Diese Liste umfasst 20 Rohmaterialien, die einerseits wirtschaftlich enorm wichtig sind, deren Zugang jedoch in Zukunft gef?hrdet sein k?nnte.
Ans?tze für eine effektivere Phosphornutzung
Die Forschung versucht auf verschiedenen Ebenen, für einen ausgeglichenen Phosphorgebrauch zu sorgen. So arbeiten wir in unserer Gruppe unter anderem daran, die verschiedenen Phosphorformen im Boden besser zu beschreiben, denn nicht alle sind für Pflanzen gleich verfügbar [1]. Auch besch?ftigen wir uns damit, wie Mikroorganismen im Boden Pflanzen dabei helfen k?nnen, Phosphor insgesamt besser zu nutzen [2]. Andere Forschende züchten Pflanzen, die Phosphor effizienter aus dem Boden aufnehmen k?nnen oder gleich mit geringeren Phosphorkonzentrationen zurechtkommen. Schlussendlich ist das Wissen darüber, wann und wo man Dünger am besten anwendet, ebenfalls zentral für einen effektiven Gebrauch, will man doch Verluste in andere ?kosysteme m?glichst vermeiden.
Wenn wir als Gesellschaft das Ziel verfolgen, die Ressource Phosphor nachhaltig zu nutzen, spielt Phosphor-Recycling eine wichtige Rolle. Diesen Aspekt werde ich hier bald genauer betrachten.
Weiterführende Informationen
- Eine interdisziplin?re Forschungseinrichtung über nachhaltigen Phosphorgebrauch: external page Global Phosphorus Research Initiative
- Die Phosphorkrise: eine external page Dokumentation
- European Sustainable Phosphorus Platform (external page ESPP)
- Eine kritische external page Analyse zur Diskussion über die Knappheit von Phosphor
Referenzen
[1] Bessere Phosphornutzung: external page Projekt
[2] Bodenmikroorganismen: Projekt