Achtung Hochwasser

In Bern ist die Aare wieder ¨¹ber die Ufer getreten, auch der Thunersee hat diese Woche die Hochwassermarke ¨¹berschritten. Solche Meldungen scheinen sich in den Medien zu h?ufen. Die Forschungsgruppe um den Klimaphysiker Reto Knutti hat k¨¹rzlich den statistischen Zusammenhang zwischen Klimaerw?rmung und extremen Niederschlagsereignissen neu bestimmt (siehe Blogbeitrag). Sicher ist: Die Hochwasserfluten kosten viel Geld ¨C die Schweizer R¨¹ckversicherung hat die Sch?den der ?berflutungen im Fr¨¹hsommer 2013 in Europa auf 3.5 bis 4.5 Milliarden Franken gesch?tzt [1]. Die Erfahrungen vor zwei Jahren haben gezeigt, dass lokale Schutzmassnahmen zum Beispiel in Prag durchaus wirksam waren. Langfristig m¨¹ssen wir jedoch den Wasserr¨¹ckhalt im ganzen Einzugsgebiet unserer Fl¨¹sse erh?hen, um die ?berflutungsrisiken in den Siedlungen zu verringern. Wie dies geschehen soll, zeigt anschaulich ein Video zum Wasserhaushalt der Rhone [2].

Wasser lokal zur¨¹ckhalten

In den Siedlungen sind viele Fl?chen mit Asphalt versiegelt. Wenn Parkpl?tze mit durchl?ssigen Steinen gestaltet werden, kann ein Teil des Regenwassers versickern und entlastet so die Kanalisation und die Fliessgew?sser. Wo immer m?glich sollte man Fl¨¹sse verbreitern und renaturieren, damit Feuchtgebiete und Flussauen wieder als nat¨¹rliche R¨¹ckhaltebecken wirken. Die Schweiz investiert j?hrlich 40 Millionen Franken in die Revitalisierung der Fliessgew?sser [3]. Die Kantone haben soeben die Priorit?ten daf¨¹r festgelegt. Die Revitalisierungsmassnahmen sind teilweise umstritten, denn sichere Fl¨¹sse brauchen mehr Raum, und dieser ist im Schweizer Mittelland knapp. Ein breiterer Flusskorridor verbessert  aber nicht nur den Hochwasserschutz ¨C nat¨¹rliche Flussufer sind auch wertvolle Erholungsr?ume mit einer hohen Biodiversit?t.

Bessere Prognosen

Mehr Natur allein wird jedoch nicht gen¨¹gen, um die Hochwasserrisiken in Zukunft auf ein akzeptables Mass zu reduzieren. Wir werden auch neue Technologien f¨¹r das Wassermanagement in alpinen Einzugsgebieten brauchen. Die Klimaforscher arbeiten erfolgreich an besseren Niederschlagsprognosen. Solche k?nnte die Wasserwirtschaft nutzen, um einen ?dynamischen? Hochwasserschutz zu betreiben. Beispielsweise k?nnte man die Pegel in Stauseen absenken, um starke Niederschl?ge aufzufangen. Die Gruppe von Anton Schleiss an der ETH Lausanne (EPFL) hat ein Computermodell entwickelt, das Niederschlagsprognosen in Echtzeit verarbeitet und daraus Hochwasserspitzen berechnet. So l?sst sich f¨¹r eine konkrete Wettersituation die optimale Strategie bestimmen, um die Stauseen als kosteng¨¹nstige R¨¹ckhaltebecken f¨¹r Hochwasser zu nutzen [4].

Der Wasserbau hat in der Vergangenheit grosse Leistungen vollbracht, um die Siedlungen vor einem ?Jahrhunderthochwasser? zu sch¨¹tzen. Unter dem sich ver?ndernden Klima ist allerdings nicht mehr klar, wie ein solches Extremereignis genau aussehen wird. Wir m¨¹ssen deshalb eine Vielzahl von Massnahmen und Methoden kombinieren, um die Fluten des 21. Jahrhunderts zu b?ndigen.