Geplante Windparks virtuell erleben
Windparks l?sen h?ufig energische Diskussionen aus. Kritische Punkte sind dabei die Ver?nderung des Landschaftsbilds sowie die Ger?usche der Windturbinen. VisAsim, unsere visuell-akustische Simulation von Windparks, hat grosses Potenzial, beim Planen von Windenergieanlagen die Meinungsbildung zu unterstützen.
In der Schweiz stossen geplante Windenergieanlagen (WEA) h?ufig auf Widerstand. Denn die lokale Bev?lkerung steht solchen Vorhaben meist sehr kritisch gegenüber: Wie ver?ndert ein Windpark das Landschaftsbild? Und wie laut rauschen die Rotorbl?tter? Betroffene m?chten oft detailliert erfahren, was Windenergieprojekte für die Umgebung bedeuten. In der Praxis sind also neue Kommunikationsmassnahmen n?tig, um die Bev?lkerung besser zu informieren und sie für die Teilnahme am Planungsprozess zu gewinnen.
Doch wie k?nnen wir die Auswirkungen von geplanten Windparks auf die Landschaft anschaulicher machen – anschaulicher als mit statischen Visualisierungen von einzelnen Ansichten und abstrakten L?rmkarten wie bis anhin?
Windparks sicht- und h?rbar machen
Vor gut vier Jahren kamen Vertreter von Beratungsfirmen aus dem Windenergiesektor auf uns zu mit der Anfrage, ob unser Lehrstuhl Planung von Landschaft und Urbanen Systemen (PLUS) an der ETH Zürich zusammen mit der Abteilung für Akustik und L?rmminderung an der Empa [1] ein Simulationsinstrument entwickeln k?nnte. Es sollten Windenergielandschaften visuell erlebbar und Ger?uschimmissionen von WEA h?rbar gemacht werden. Das Ziel war eine kombinierte visuelle und akustische Simulation der Landschaftsver?nderung, um geplante Windparks besser bewerten zu k?nnen.
3D-Windenergielandschaften
Um ein Landschaftsbild angemessen wiederzugeben, braucht es realit?tsnahe virtuelle 3D-Landschaften. Madeleine Manyoky hat in ihrer Dissertation am PLUS solche Landschaften mit dem Programm Crytek’s CryENGINE 3 erstellt – ein Tool, das eigentlich dazu dient, Computerspiele mit realistisch wirkenden Landschaften zu entwerfen. [2] Frau Manyokys Ansatz verwendet die digitalen raumbezogenen Daten des Bundesamts für Landestopografie swisstopo als Grundlage für die Landschaftsvisualisierung. Die Landschaftsmodelle simulieren auch den Einfluss des Windes. Das heisst, 3D-Objekte wie die Rotoren der Windturbinen und die Vegetation bewegen sich entsprechend der eingestellten Windgeschwindigkeit und -richtung.
Berechnete Ger?usche
An der Empa erforschen Reto Pieren und Kurt Heutschi, wie die entsprechenden Ger?usche der Windturbinen in den virtuellen Landschaften korrekt berechnet und wiedergegeben werden k?nnen. Anhand von Tonaufnahmen der Windturbinen am Mont Crosin (BE) programmierten sie Synthesizer und Schallausbreitungsfilter. Diese erzeugen die h?rbaren Windturbinenger?usche in Abh?ngigkeit vom Windturbinentyp, der Windgeschwindigkeit und der r?umlichen Gegebenheiten in den virtuellen Landschaften.
Windturbinenger?usche mit 3D‐Landschaften verknüpfen
Schliesslich gilt es, die beiden Simulationen in einem Instrument zusammenzuführen und aufeinander abzustimmen. Dabei werden aus dem virtuellen Landschaftsmodell die Parameter Windgeschwindigkeit und Windrichtung, Windturbinenpositionen, Anzahl Umdrehungen und die Startphase der Rotoren sowie Position und Blickrichtung des Betrachters exportiert und als Steuerungssignale für den Ger?uschsynthesizer verwendet. Wir haben diese kombinierte Simulation ?VisAsim? getauft.
Mit Simulationen die Landschaftsqualit?t beurteilen
In einer Studie testeten wir, ob Personen auf die simulierten Windparks gleich reagieren wie auf Bild- und Tonaufnahmen des echten Windparks am Mont Crosin (BE). [4] Die Teilnehmerinnen bewerteten hierzu, wie gut ihnen die pr?sentierte Windenergielandschaft gefiel und wie st?rend sie die Ger?usche empfanden. Die Ergebnisse zeigen, dass die Teilnehmer das Landschaftsbild und den L?rm der Windturbinen bei den VisAsim-Simulationen ?hnlich bewerten wie bei den Aufnahmen der echten Landschaft.
Mobiler Windpark-Simulator
Damit m?glichst viele Interessierte die simulierten Windparks erleben k?nnen, haben wir das Mobile Visuell-Akustische Labor ?MVAL? entwickelt. Aufgebaut bietet das ?MVAL? einen Raum von 5 m x 5 m Grundfl?che und 2.5 m H?he. Die mobile Einrichtung l?sst sich leicht in Einzelteile zerlegen und transportieren. So lassen sich die VisAsim-Simulationen einem breiten Publikum an beliebigen (einigermassen ruhigen) Orten n?her bringen. Wir pr?sentieren das MVAL erstmals an der WEGA 2015, der Thurgauer Herbstmesse in Weinfelden, vom 24. bis 28. September, im Rahmen der Ausstellung ?Windenergie, natürlich! Sonderschau zum Staunen und Erleben?.
Fazit
VisAsim vermittelt einen guten Eindruck, wie ein Windpark in der Schweiz grunds?tzlich aussieht und wie er t?nt. Damit lassen sich m?gliche Auswirkungen auf die Landschaftsqualit?t veranschaulichen und bewerten. Wir sind der Ansicht, dass dies helfen kann, ?ngste und Vorurteile abzubauen. Zudem erm?glichen die pers?nlichen Eindrücke von Anlagen und Ambiente in den virtuellen Windenergielandschaften, sich am Dialog über Windenergie aktiv zu beteiligen. VisAsim hat deshalb grosses Potenzial, Planungsprozesse von Windenergieanlagen zu unterstützen. Dies m?chten wir gerne in einem praktischen Anwendungsfall von VisAsim weiter erforschen.
Weiterführende Informationen
Mehr zu VisAsim efahren Sie in der external page Medienmitteilung der Empa.
Veranstaltungshinweis: VisAsim-Demonstration: Vorführung von VisAsim als Teil der Ausstellung ?Windenergie, natürlich! Sonderschau zum Staunen und Erleben.? an der external page WEGA 2015, der Thurgauer Herbstmesse in Weinfelden, 24. bis 28. September 2015, Halle 5, Eingang Marktplatz.
Webseite des Projekts VisAsim: www.visasim.ethz.ch
Referenzen:
[1] Abteilung für Akustik und L?rmminderung an der external page Empa
[2] Crytek’s external page CryENGINE 3
[4] Windturbinen am external page Mont Crosin (BE)