Neu an der ETH: Walter Kaufmann

Was hat Sie motiviert, letztes Jahr zur¨¹ck an die ETH zu kommen?
Der Bauingenieurberuf ist sehr vielseitig und abwechslungsreich und bietet t?glich neue Herausforderungen. Zudem hatte ich meinen Teil zur erfolgreichen Entwicklung der von mir geleiteten Firma beigetragen. Der Schritt zur¨¹ck an die ETH Z¨¹rich, nach 15 Jahren in der Berufspraxis, war daher keineswegs naheliegend. Ausschlaggebend war f¨¹r mich einerseits die einmalige Chance, an einer weltweit f¨¹hrenden Hochschule Forschung betreiben zu k?nnen.

Insbesondere verf¨¹gt die ETH ¨¹ber eine ausgezeichnete Infrastruktur f¨¹r grossmassst?bliche Versuche, welche mich seit meiner Zeit als Doktorand hier faszinieren. Andererseits habe ich Freude an der Vermittlung von Wissen und an der Arbeit mit jungen Menschen, was in der Praxis zwar auch m?glich ist, an der ETH aber einen wesentlich gr?sseren Teil meiner Arbeit ausmacht.

Was fasziniert Sie an Br¨¹cken?
Jede neue Br¨¹cke ist grunds?tzlich ein Prototyp, muss aber nat¨¹rlich auf Anhieb funktionieren. Im Entwurfsprozess liegt der Reiz darin, die immer wieder anders gelagerten, oft sehr vielschichtigen und manchmal auch widerspr¨¹chlichen Anforderungen und Randbedingungen wie Gestaltung, Baugrund, oder Verkehr w?hrend der Bauzeit zu einem schl¨¹ssigen Gesamtkonzept zu vereinen. Die Zusammenarbeit in einem interdisziplin?ren Entwurfsteam, im konstruktiven Dialog mit Experten anderer Fachgebiete, ist dabei ungemein inspirierend.

Die Beurteilung bestehender Br¨¹cken ist oft wesentlich anspruchsvoller als die Berechnung eines Neubaus. Leider haben dies manche Bauherren noch nicht erkannt und beauftragen ungen¨¹gend qualifizierte Ingenieure mit solchen, vermeintlich einfachen Aufgaben. Eine ziemliche Herausforderung wird eine Beurteilung vor allem dann, wenn die Br¨¹cke aufgrund der f¨¹r Neubauten g¨¹ltigen Normvorschriften eigentlich schon lange h?tte einst¨¹rzen m¨¹ssen.

Oft gelingt es Bauingenieuren, mit verfeinerten Analysemethoden die Tragsicherheit nachzuweisen, was in Anbetracht  hoher Kosten und Verkehrsbehinderungen immer das Ziel sein muss. Dazu ben?tigen Bauingenieure ein vertieftes Verst?ndnis des Trag- und Verformungsverhaltens, wobei neben analytischer Modelle insbesondere die Erfahrung aus den erw?hnten grossmassst?blichen Versuchen ?usserst wertvoll ist.

Was wollen Sie Ihren Studierenden mitgeben?
Nat¨¹rlich muss ich den Studierenden das Fachwissen vermitteln, welches sie f¨¹r das weitere Studium und f¨¹r ihre zuk¨¹nftige T?tigkeit ben?tigen. Sie sollen aber auch lernen, selbst?ndig Probleme zu analysieren und L?sungsstrategien zu entwickeln. Mit meiner Praxiserfahrung m?chte ich zudem versuchen, den Studierenden die Faszination unseres Berufs zu vermitteln, sie in ihrer Kreativit?t und in ihrem Selbstverst?ndnis als Ingenieure zu f?rdern und an die Kernaufgaben des konstruktiven Ingenieurbaus ¨C den Tragwerksentwurf und die Tragwerksanalyse ¨C heranzuf¨¹hren. Sch?n w?re es zudem, wenn ich ihnen dann noch eine gesunde Portion Berufsstolz und Verantwortungsbewusstsein mit auf den Weg geben k?nnte.