Mit Wagemut gegen die Pandemie

Angefangen hat alles im April, als die erste Pandemiewelle ihren H?hepunkt fand: Hygienemasken waren dank Corona pl?tzlich sehr gefragt. Alarmiert von den Engp?ssen in der Schweiz, nahmen sich die Br¨¹der Gabriel und Rafael Sonderegger vor, die Sache in die eigene Hand zu nehmen. Zuerst hatten sie die Idee, Masken aus dem Ausland zu importieren. Doch als dann zahlreiche L?nder ein Exportverbot verh?ngten, mussten sie umdenken: Sie beschlossen, eigene Masken mit dem Schweizer G¨¹tesiegel zu produzieren und abzusetzen.

Benannt haben sie das Startup nach dem Spitznamen ?die Sondis?, der den Br¨¹dern von ihren Freunden gegeben wurde. Diesen ?bernamen haben sie dann weitergesponnen: Der Schweizer Maskenproduktionsbetrieb ?Sondia? war geboren. ?Wir wollten etwas Neues ausprobieren und sind bewusst dieses Risiko eingegangen. Ein Bauchgef¨¹hl sagte uns, dass diese Pandemie nicht so eine kurze Sache sein w¨¹rde?, erkl?rt Rafael Sonderegger.

Vom Reich der Mitte bis nach Schaffhausen

So f¨¹hrte der Weg nach China, wo sie eine Maschine f¨¹r die Maskenproduktion im Wert von 100'000 Schweizer Franken kauften. Neben der finanziellen Unterst¨¹tzung der Familie nahmen sie einen Kredit bei der Bank auf. Die Abnahme erfolgte via Zoom, da der Flugverkehr zu diesem Zeitpunkt komplett eingestellt war. Die Anlage hatte die stolzen Ausmasse eines Waggoncontainers. Auf dem Landweg wurde die Maschine im Zug ¨¹ber Russland bis nach Schaffhausen bef?rdert ¨C ein wahres Abenteuer, wenn man die b¨¹rokratischen H¨¹rden bedenkt, die sich ihnen in den Weg stellten.

Die Maschine war anf?nglich h?ufig defekt und musste repariert werden. Dazu konnten die Studenten auf ihr Knowhow aus dem Maschinenbaustudium zur¨¹ckgreifen. Zus?tzlich mussten sie sich Wissen im Bereich der Mikro- und Nanotechnologie sowie Materialkunde aneignen, da sie zertifizierte Masken herstellen wollten. Wo es bei komplexen Sachverhalten harzte, half ihnen ihr Vater weiter, der ein erfahrener Ingenieur ist. Mit der Produktionsanlage besitzen die Br¨¹der nun eine der wenigen Maschinen dieser Art auf Schweizer Terrain.

Zwischen B¨¹chern, Formeln und Druckkn?pfen

Das Familienbusiness teilen sich die beiden Br¨¹der. Dabei stemmen sie den Grossteil der Arbeit selbst: von der Instandhaltung der Maschine ¨¹ber den Aufbau der Produktionslinie bis hin zur Kommunikation ¨¹bernehmen sie alles in Eigenregie.

Daf¨¹r legte Gabriel Sonderegger sein Studium praktisch auf Eis, um ausschliesslich f¨¹r die neu gegr¨¹ndete Firma da zu sein: ?Ich wollte meine ganzen Ressourcen f¨¹r eine reibungslose Maskenproduktion einsetzen. Alles oder nichts lautete die Devise?. In seinem Zwischenjahr belegt er nun nur noch einzelne Wahlmodule. 

Jungunternehmertum und Studium unter einen Hut zu bringen, ist eine Herausforderung. Das hat auch Rafael, der ?ltere der beiden Br¨¹der, gemerkt. Obwohl er im Fr¨¹hjahr seine Bachelorarbeit schreiben musste, stand er dennoch seinem Bruder Gabriel mit Rat und Tat zur Seite. ?Dazu geh?rte auch die eine oder andere Nachtschicht. Ab und zu haben wir auch unsere Kollegen eingespannt, wenn eine besonders wichtige Lieferung anstand?, sagt Rafael.  

Lokale Synergien nutzen

Weil sich die Sonderegger-Br¨¹der kaum retten konnten vor Anfragen, ben?tigten sie zus?tzliche Mitarbeitende f¨¹r die Produktion. So kam die Idee auf, mit einem Industriepartner zusammenzuarbeiten. Die Wahl fiel auf ?Altra?, eine grosse Einrichtung f¨¹r beeintr?chtigte Menschen in Neuhausen. Aktuell besch?ftigen sie f¨¹nf Personen, die t?glich bis zu knapp 20¡¯000 Masken herstellen.

So k?nnen sich Gabriel und Rafael voll auf den Ausbau der Produktionslinie, B¨¹roarbeiten sowie die Kundenpflege k¨¹mmern. Neunzig Prozent ihrer Kundschaft kommt ¨¹ber Mund-zu-Mund-Propaganda auf sie zu. Denn das Maskengesch?ft boomt: Acht Monate nach Produktionsstart ist die Produktionsanlage vollst?ndig amortisiert. ?Auch wenn ich es mir am Anfang einfacher vorgestellt habe, bereitet es mir viel Spass. Die Erfahrungen sind unersetzlich?, meint Gabriel Sonderegger.

Von der kleinen Praxis zum Grossverteiler

Dass eine Schweizer Firma Masken aus der Schweiz f¨¹r die Schweiz produziert, hat sich schnell herumgesprochen: Kleine und gr?ssere Arztpraxen kommen auf sie zu, Grossh?ndler wie Jumbo mit Anfragen von bis zu 50'000 Masken folgen.

Die hohe Nachfrage nahmen die Br¨¹der zum Anlass, ihre Produktpalette auszubauen. Dabei h?ren sie auf die W¨¹nsche der Kunden. ?Neu k?nnen wir unsere Masken mit Firmenlogos bedrucken?, f¨¹hrt Rafael aus.  Daf¨¹r bauten sie einen Inkjet-Druckkopf in die Maschine ein. So bietet Sondia seinen Kunden massgeschneiderte Masken ¨C von der Farbe bis zum Masken- und Verpackungsmaterial kann alles nach eigenen W¨¹nschen definiert und bestellt werden.