Wie funktioniert eigentlich… eine Studiengangsreform?
Studieng?nge wandeln sich. Aber wie geschieht das eigentlich? Und wer bestimmt, was gelehrt und gelernt wird?
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Weshalb werden Studieng?nge reformiert oder neu geschaffen?
Es gibt verschiedene Ausl?ser: Ein wichtiger sind Entwicklungen im Fachgebiet. So geschehen im Fall des 必博官网,必博体育s Materialwissenschaft, das seinen Bachelor- und Master-Studiengang vor kurzem neu gestaltet hat: Materialwissenschaft wurde lange in Materialklassen wie Metallen, Keramiken oder Polymeren gedacht. Heute steht die Funktion der Materialien im Vordergrund, der revidierte Bachelor-Studiengang ist nach Materialstruktur, -eigenschaft und -verarbeitung aufgebaut. Als Folge haben Inhalt und Aufbau des Studienganges nicht mehr dem Verst?ndnis des Faches entsprochen. Es kommt aber auch vor, dass Studieng?nge mehr Projekte oder Praktika einführen m?chten oder dass ein breiteres Set an Kompetenzen gef?rdert werden soll.
Neue Studieng?nge entstehen zum Beispiel, wenn gesellschaftliche oder technologische Entwicklungen nach neuen Qualifikationsprofilen verlangen. Oft geschieht dies an den Grenzen der Disziplinen: Seit Herbst 2022 bietet die ETH zusammen mit der Universit?t Zürich den neuen externe SeiteMaster-Studiengang für Hirnforschung an. Um Krankheiten wie Depressionen oder Demenz besser zu verstehen und effizientere Therapien entwickeln zu k?nnen, brauchte es zunehmend Spezialistinnen und Spezialisten, die die Zusammenh?nge zwischen Biologie, Technologie und klinischer Neurologie verstehen.
Was gibt den Ausschlag? Wer st?sst das an?
Eine zentrale Rolle hat die Unterrichtskommission eines jeden Departements. Sie setzt sich zusammen aus Studierenden, Doktorierenden, Dozierenden und Studiendirektor:innen. Die Kommission tagt zweimal pro Semester und nimmt Stellung zu allen Themen der Lehre. Wenn sich dort Rückmeldungen sammeln und deutlich wird, dass gr?ssere ?nderungen erwünscht sind, kann der oder die Studiendirektor:in eine Studiengangsrevision anregen. Aber auch externe Evaluationen, Rückmeldungen von Fachverb?nden oder von Alumni k?nnen Studiengangsrevisionen ausl?sen. Den Entscheid für eine Revision f?llt die Departementskonferenz.
Wie l?uft eine Studiengangsrevision ab?
Stimmt die Departementskonferenz der Revision zu, beginnt eine Arbeitsgruppe mit der Reform. Diese analysiert zuerst ausführlich den Bedarf und die Ziele und holt die Bedürfnisse aller Betroffenen ab, also von Studierenden, Assistierenden, Dozierenden und der Wirtschaft. Geleitet wird die Arbeitsgruppe von der Studiendirektor:in.
In einem ersten Schritt erarbeitet die Gruppe ein Qualifikationsprofil. Dieses setzt sich zusammen aus Kompetenzen, über die eine Absolvent:in verfügen soll, wenn sie oder er die ETH verl?sst. Zusammen mit dem Qualifikationsprofil legt die Arbeitsgruppe der Unterrichtskommission ein Grobkonzept vor. Bereits das Qualifikationsprofil sollte von Studierenden wie von den Dozierenden breit abgestützt sein.
Im Austausch mit den Dozierenden, den Studierenden und oft auch mit Alumni und Alumnae aus der Industrie erarbeitet die Arbeitsgruppe ein Detailkonzept. Dieses wird schliesslich zur Basis für ein neues Studienreglement. Am Schluss muss das Studienreglement von der Departementskonferenz genehmigt und schliesslich von der Schulleitung beschlossen werden.
Wird ein Studiengang komplett revidiert, dauert ein solcher Prozess oft mehrere Jahre. Mitentscheidend für den Erfolg ist, dass m?glichst alle Dozierenden die Neuerungen mittragen. Unterstützt wird die Gruppe von Beginn an vom Prorektor Curriculumsentwicklung, der Rechtsetzung Lehre und der Abteilung Lehrentwicklung- und Technologie (LET).
Wer bestimmt, was und wie in einem neuen/überarbeiteten Studiengang gelehrt wird?
Entworfen wird der Lehrplan von der Arbeitsgruppe. Einfluss auf die Inhalte haben alle Betroffenen: Die Dozierenden, die Studierenden und nicht zuletzt die Administration (siehe ?welche Vorgaben gibt es??). Studierende spielen dabei eine nicht zu untersch?tzende Rolle: Sie bringen oft bereits in der Unterrichtskommission ihre Vorstellungen über ein angepasstes Qualifikationsprofil ein. Als potenzielle künftige Arbeitgeber h?rt die Gruppe auch Vertreter:innen aus der Wirtschaft, oft ETH-Alumni und -Alumnae an.
Welche Vorgaben gibt es?
Der Spielraum unterscheidet sich je nach Fach: In manchen Studieng?ngen gibt es einen klaren F?cherkatalog, der erfüllt werden muss. Den organisatorischen Rahmen bildet der akademische Kalender und das Prüfungswesen, im kleineren die Stundenplanung.
Im Grossen bildet die Lehrpolicy der ETH die Grundlage für die Entwicklung der Lehre. Sie legt Werte fest, denen die Lehre an der ganzen ETH entsprechen soll, konkretisiert werden diese in den Grunds?tzen für DownloadCurricula und Curriculumsentwicklung (PDF, 156 KB).
Das ETH Kompetenzraster beschreibt die Kompetenzen, deren F?rderung sich die ETH Zürich zum Ziel gesetzt hat. Und der Strategie- und Entwicklungsplan definiert übergeordnete Ziele und Kernthemen.
Wie oft geschieht das überhaupt?
Studieng?nge werden an der ETH laufend überarbeitet, es gibt kaum Zeiten, in denen keine Revision im Gang ist. Aktuell überarbeitet das Departement Architektur ihren Bachelor, bei den Lebensmittelwissenschaften werden der Bachelor- und der Master-Studiengang überarbeitet. In Entstehung ist zudem der neue Studiengang Interdisziplin?re Ingenieurwissenschaften. Die ETH f?rdert die Entwicklung der Lehre seit mehr als 20 Jahren auch finanziell, seit 2010 über den Innovedum-Fonds. In dem Fonds stehen j?hrlich zwei Millionen Franken für Projekte der Lehrinnovation zur Verfügung, dazu geh?ren auch Reformen von Studieng?ngen. In den letzten zehn Jahren wurden insgesamt 35 Studieng?nge grundlegend reformiert und 11 neue geschaffen.
Kompetenzen an der ETH
Das ETH-Kompetenzraster beschreibt die Kompetenzen, deren F?rderung sich die ETH Zürich bei den Studierenden zum Ziel gesetzt hat.
Die fachspezifischen Kompetenzen bilden den Kern jedes Qualifikationsprofils, sie werden vom Departement bestimmt. Damit diese Kompetenzen in der Gesellschaft Wirkung erzielen, will die ETH bei ihren Abg?nger:innen auch methodenspezifische, pers?nliche und soziale Kompetenzen (d.h. überfachliche Kompetenzen) f?rdern. Bei Studiengangsreformen hilft das ETH-Kompetenzraster auch als Nomenklatur und Orientierungshilfe, um überfachliche Kompetenzen in die Studieng?nge zu integrieren.
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