Europäischer Schub für drei Talente
Drei Forscherinnen und Forscher erhalten für die Projekt- durchführung an der ETH Zürich einen ERC Starting Grant vom Europ?ischen Forschungsrat (ERC). Mit diesen europaweit prestigetr?chtigsten Grants werden Talente am Anfang ihrer Laufbahn gef?rdert. Die Projekte stammen aus unterschiedlichen Forschungsbereichen.
Im prestigetr?chtigen Wettbewerb um die Starting Grants des Europ?ischen Forschungsrats (ERC) haben sich zwei Wissenschaftlerinnen und ein Wissenschaftler durchgesetzt, die ihr Projekt über die ETH Zürich eingereicht haben. Sie erhalten je rund 1,7 Millionen Schweizer Franken, um ihre Forschungsprojekte an der ETH Zürich zu realisieren – gesamthaft fliessen so über 5,1 Millionen Franken an die Forschungsprojekte.
Die drei Forschenden stammen aus den Forschungsbereichen Teilchenphysik, Landschafts- und Umweltplanung sowie Neuroinformatik. Die Bandbreite der ausgezeichneten Forschungsprojekte freut Detlef Günther, Vize-Pr?sident für Forschung und Wirtschaftsbeziehungen der ETH Zürich besonders: ?Diese Talente waren im Wettbewerb mit den Spitzenvertretern ihres Fachs in ganz Europa erfolgreich. Die sehr unterschiedlichen Projekte, die den Grant bekommen haben, stellen zugleich die Breite und Qualit?t der jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter Beweis.?
Grantees: weiblicher und internationaler
Bemerkenswert ist, dass für zwei der drei ETH-Gewinnerprojekte Forscherinnen verantwortlich zeichnen. ?Der Erfolg dieser Forscherinnen freut mich ganz besonders und zeigt, dass hoch talentierte Frauen es auch in Gebieten an die Spitze schaffen, wo sie bisher nicht oft anzutreffen waren. Er best?tigt ausserdem unsere Bemühungen, hervorragende Forscherinnen darin zu best?rken, eine akademische Karriere anzustreben.?
Dieses Ergebnis spiegelt sich auch in der Gesamtbilanz. So haben sich am aktuellen ERC-Starting-Grant-Call mehr weibliche Forschende beteiligt als je zuvor. ?Noch besser ist: Vier von zehn Gewinnern sind Frauen?, sagt dazu Jean-Pierre Bourguignon, Pr?sident des ERC. ?Das ist seit dem Start des ERC ebenfalls ein Rekordwert?, so der ERC-Pr?sident weiter. Ausserdem weist diese Runde bisher am meisten Nationalit?ten unter den Starting-Grant-Gewinnern auf, n?mlich 48.
Erneut hohe ETH-Erfolgsquote
Von den total über 3000 eingereichten Antr?gen haben diesmal 13 Prozent reüssiert. Erneut ist bei der ETH die Erfolgsrate erfreulich hoch. Von 20 Antr?gen schafften es zw?lf, also 60 Prozent, in die zweite Runde. Fünf davon wurden mit dem Pr?dikat ?A‘ (?ausgezeichnet?) bewertet und damit als f?rderungswürdig. Das entspricht einem Viertel aller eingereichten ETH-Projekte.
Die drei Projekte im Kurzüberblick:
Der Large Hadron Collider (LHC) am CERN arbeitet mit einer rekordverd?chtigen Energie und wird voraussichtlich in den kommenden sechs Jahren einen enormen Datensatz von Proton-Proton-Kollisionen liefern. Lesya Shchutska, Oberassistentin am ETH-Institut für Teilchenphysik und Astrophysik, wird in ihrem Projekt basierend auf der beispiellosen Kollisionsenergie sowie auf der grossen Anzahl von Ereignissen nach neuen Partikeln suchen - sogenannten Majorana Neutrinos. Diese Partikel k?nnten Hinweise liefern, woraus die dunkle Materie besteht, wie es zur Materie-Antimaterie Asymmetrie im Universum kam, aber auch Fragen zum Ursprung der Neutrinomassen beantworten. Um dieses Ziel zu erreichen, wird Lesya Shchutska im CMS-Experiment ein neues Forschungsprogramm aufbauen. Dieses nutzt die Intensit?t und Energien des LHC optimal aus und k?nnte sp?ter am geplanten High-Luminosity Large Hadron Collider weiter ausgebaut werden.
In ihrer Forschung versucht Adrienne Grêt-Regamey, ETH-Professorin für Landschaftsplanung, zu verstehen, wie die Wechselwirkungen des Menschen mit der Natur unsere Landschaften pr?gen. Um Partizipation in der Planung zu f?rdern, untersucht sie in 3D-Visualisierungs- und H?rlabors, wie Menschen Landschaft wahrnehmen. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf stadtnahen Landschaften, in denen standardisierte Gesch?ftszentren, Einfamilienh?user und Einkaufszentren landwirtschaftliche Nutzfl?chen sowie die Kultur und Lebensweise der lokalen Gemeinschaften verdr?ngen. In ihrem ERC-Projekt will Grêt-Regamey herausfinden, ob diese homogenisierten Landschaften die Ortsverbundenheit der Menschen und ihre Motivation, Ver?nderungen anzustossen, verringert. Indem sie Design und Landnutzungsmodelle verknüpft, will sie ein Planungsinstrument schaffen, das bewusste Landschaftsentwicklung und neue Wege der Entscheidungsfindung f?rdert.
Rafael Polania besch?ftigt sich mit den Mechanismen, welche der menschlichen Entscheidungsfindung zugrunde liegen. Mit seinem ERC-Grant will er eine neue neurophysiologische Theorie entwickeln, wie Gehirnwellen zu kognitiven Leistungen wie Aufmerksamkeit, Kurzzeitged?chtnis und wertorientierter Entscheidungsfindung beitragen. Dafür setzt der Forscher Computermodelle und elektrophysiologische Messungen ein sowie eine neue Technik, mit der Gehirnwellen nicht-invasiv ver?ndert werden k?nnen. Er kann damit neuartige Neuroinformatik-Analysen entwickeln, mit denen sich abweichende neuronale Wechselwirkungen aufdecken lassen. Diese Analysen k?nnen eingesetzt werden, um Gehirnfunktionen bei neuropsychologischen Problemen wie der Aufmerksamkeitsdefizit-St?rung ADHS wieder zu normalisieren. Rafael Polania ist derzeit Postdoktorand an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakult?t der Universit?t Zürich und wird sein ERC-Projekt an der ETH Zürich durchführen.
ERC Starting Grant
Mit diesen Grants f?rdert der Europ?ische Forschungsrat ERC unabh?ngige Nachwuchsforscherinnen und -forscher beliebiger Nationalit?t mit zwei bis sieben Jahren Erfahrung nach Abschluss der Promotion und einer vielversprechenden wissenschaftlichen Karriere. Entscheidendes Kriterium für die Vergabe ist die Exzellenz des eingereichten Forschungsprojekts, das in einer ?ffentlichen oder privaten Forschungsorganisation, die ihren Sitz in einem EU-Mitgliedstaat oder einem assoziierten Staat hat, durchgeführt werden muss. W?hrend 5 Jahren werden die Projekte mit bis zu 1,7 Millionen Schweizer Franken gef?rdert.